| Leipzig

David Storl gibt Trainingsstunde für Nachwuchs-Talente

Wenn Träume wahr werden: Einen unvergesslichen Tag durften am Samstag sechs junge Nachwuchs-Talente auf der Leipziger Nordanlage mit David Storl erleben. Auf dem Vereinsgelände des SC DHfK erhielten sie im Rahmen des DB Sport Camps eine persönliche zweistündige Trainingseinheit mit dem jüngsten Kugelstoß-Weltmeister aller Zeiten.
Sandra Arm

Einmal David Storl treffen – welcher Leichtathletik-Fan wünscht sich das nicht? Sechs junge Talente kamen nun in den Genuss, mit dem Kugelstoß-Star zu sprechen. Und nicht nur das: Vor dem gemütlichen Teil wurde fleißig an der Kugelstoß-Technik gearbeitet. Nur das Wetter spielte nicht so richtig mit. Der Himmel zeigte sich grau und wolkenverhangen, die Temperaturen wenig frühlingshaft an diesem Samstagvormittag. Die Stimmung war dennoch prächtig.

Ein wahrer Glückstag für Lucienne Thomas und Niklas Uth, die sich für die Aktion beworben hatten. Anfang April erhielt der 13-jährige Niklas die Zusage. „Ich war zuerst ein bisschen baff“, erzählte der junge Leichtathlet, der beim SV Lindenau aktiv ist. Nach dem ersten Moment der Sprachlosigkeit folgte die Vorfreude auf diesen Tag, den er mit seiner gleichaltrigen Teamkollegin teilen durfte. „Ich konnte noch jemanden mitbringen. Für Lucienne habe ich mich entschieden, weil ich wusste, dass sie schon mal Kugel gestoßen hat und weiß, wie es geht.“

Aufwärmen mit dem Weltmeister

Wie Kugelstoßen richtig professionell aussieht, das zeigte ihnen David Storl, der sich ebenso auf die Nachwuchs-Athleten freute und erstmals in dieser Form in die Rolle des Trainers schlüpfte. „Schön, dass ihr alle da seid“, begrüßte der Weltklasse-Werfer die Gewinner und hielt sich nicht lange an der Vorrede auf: „Wir machen uns jetzt erstmal warm. Dafür habe ich mir einige Übungen überlegt.“

Nach einer Laufrunde folgten zwei Partnerübungen. In der ersten wurde versucht, sich gegenseitig auf den Oberschenkel zu tippen, in der zweiten sich im Liegestütz gegenseitig auf die Hand zu schlagen. „Nur Training ist zu langweilig. Ich habe mir überlegt, die Erwärmung etwas spielerisch zu gestalten“, erklärte er. In der nächsten Übung wurde der Olympia-Zweite selbst aktiv. Er bildete mit den Nachwuchsathleten einen Kreis. „Soll ich mit der ersten Übung beginnen?“, fragte er in die Runde. Er erntete zustimmendes Kopfnicken. Also wurden zuerst die Arme gekreist. Danach sollte sich jeder in der Runde etwas überlegen, um Oberkörper und Beine zu erwärmen.

Wertvolle Tipps vom Profi beim Schocken und Stoßen

Zudem zeigte sich David Storl neugierig und bat jeden Teilnehmer, sich kurz vorzustellen. Der sprachlichen wie sportlichen Erwärmung nicht genug, hatte er noch ein Ass im Ärmel: das Lauf-ABC. Nach diesem ersten wichtigen Teil kamen die Kugeln ins Spiel, beim sogenannten Schocken. „Für uns ist das Schocken eine wichtige Übung. Damit trainieren wir die komplette Körperstreckung und es zeigt, wie schnellkräftig ein Athlet ist“, erklärte David Storl, der es sogleich demonstrierte, in dem er die Kugel nach vorn „rausschockte“. Der Nachwuchs folgte, unterstützt mit weltmeisterlichen Tipps vom Profi. Ebenso wie beim anschließenden Stoßen aus dem Stand und der Bewegung.

Langsam tastete sich David Storl dabei an seine neue Aufgabe als Trainer heran. Erst etwas zögerlich, griff er mit der Zeit immer mehr ein und korrigierte die Bewegungsabläufe direkt an den Teilnehmern. Nach jeweils zwei beziehungsweise drei Probedurchgängen wurde beim Schocken und Stoßen ein Wettbewerb durchgeführt. Wer stößt am weitesten?

Die Traummarke von 22 Metern knackte David Storl im vergangenen Juli eindrucksvoll. So weit ging es in dem kleinen Kräftemessen allerdings nicht. „Da habt ihr ein Ziel“, scherzte David Storl und zeigte auf die Stelle, wo seine Kugel einschlug. Seine Talente staunten nicht schlecht. „Vielleicht sind es 17 Meter“, schätzte der 1,99-Meter-Hüne auf den ersten Blick. Gemessen wurde erst nach drei Durchgängen. 

Demonstration auch mit dem Diskus

Immer wieder feuerte er seine sechs Gäste kräftig an. „Komm, noch ein bisschen weiter“, rief er ihnen zu. Alexander Köhler und Franz Pfrepper (beide SC DHfK Leipzig) wuchteten die Kugel am weitesten. Für sie standen 12,75 Meter beziehungsweise 11,93 Meter im Protokoll. Außer Konkurrenz stieß der Profi, dessen Versuch mit 17,75 Metern gemessen wurde. Die exklusive Trainingseinheit endete nicht mit der Kugel, sondern mit einer Scheibe. „Es war der Wunsch der Kinder. Ein, zwei waren dabei, die besser Diskus werfen.“

Niklas zum Beispiel, der als Vorbilder die Diskus-Asse Robert und Christoph Harting (beide SCC Berlin) sowie Martin Wierig (SC Magdeburg) nannte: „Robert finde ich sehr sympathisch. Ich war schon dreimal beim ISTAF in Berlin und habe ihn dort werfen sehen. Er ist einfach überragend. Nur war er jetzt lange Zeit verletzt gewesen.“ Tipps und Anregungen gab es stattdessen von David Storl, der bis 2009 noch zweigleisig fuhr. Mit dem Diskus sieht man ihn nur noch ganz selten. „Für die Kinder habe ich eine Ausnahme gemacht“, betonte das Kugelstoß-Ass.

Die Zeit verging wie im Fluge. Nach zwei Stunden endete die abwechslungsreiche Einheit. Nach einer kräftigen Stärkung blieb etwas Zeit, um David Storl mit Fragen zu seiner beruflichen Karriere bei der Bundespolizei, den Trainingsumfängen und der Aufregung vor Wettkämpfen zu löchern. Ebenso erfüllte er geduldig die zahlreichen Autogrammwünsche. Doch die Zeit drängte, ein Blick auf die Uhr – das Training rief. „Es war wirklich schön, mal auf der anderen Seite zu stehen und in die Trainerrolle zu schlüpfen. Die Kinder haben das echt toll gemacht, ich bin wirklich begeistert von diesen jungen Talenten“, sagte der Weltklasse-Athlet mit stolzer Stimme.

Feinschliff beim abschließenden Trainingslager in Südtirol

Wo man hinhörte, fielen lobende Worte. „Das Kugelstoß-Training war ganz gut. So wie er es erklärt hat, war es besser zu verstehen. Die Tipps haben mir weitergeholfen. Man hat es auch selbst gemerkt, dass man immer weiter gestoßen hat. Das Diskuswerfen habe ich zum ersten Mal ausprobiert, es hat einigermaßen geklappt“, sagte Lucienne, die Weitsprung und Speerwerfen zu ihren Lieblingsdisziplinen zählt. An David Storl finde sie gut, dass er schon so viel erreicht hat, obwohl er noch so jung ist. Die Profitipps schätzte auch Niklas: „Sie haben mir sehr geholfen. Er weiß einfach, wovon er redet, er macht es ja selbst jeden Tag. Es war schon cool, von einer berühmten Person trainiert zu werden.“
 
Schön, wenn Träume wahr werden. Für David Storl könnte schon bald ein Olympia-Traum in Erfüllung gehen. Vier Jahre nach London (Großbritannein) steht bei ihm nun Rio (Brasilien; 12. bis 21. August) hoch im Kurs. Der Start in die olympische Saison erfolgt am 21. Mai bei den Werfertagen. „Halle ist der erste Wettkampf, danach sehen und planen wir weiter. Wir lassen es einfach auf uns zukommen“, deutete David Storl an, der sich seit Montag im abschließenden Trainingslager in Südtirol befindet. Zur optimalen Vorbereitung auf den Sommer hatte er die Hallensaison ausgelassen. Der Traum von der olympischen Goldmedaille lebt nach Silber 2012 weiter.

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