David Storl - „Im Sommer 22 Meter“
Im besten Kugelstoß-Finale, das es bei Hallen-Weltmeisterschaften je gab, hat David Storl (LAC Erdgas Chemnitz) die Silbermedaille gewonnen. Direkt im ersten Versuch steigerte er seine Bestleistung auf 21,88 Meter und legte noch einmal 21,86 Meter nach, bevor er vom US-Stoßer Ryan Whiting mit 22,00 Metern übertroffen wurde. Im Interview mit leichtathletik.de spricht der 21-Jährige über den Wettkampf, seine Ziele für den Sommer und sein Vorbild Ulf Timmermann.
David Storl, was haben Sie in Istanbul gedacht, als die Kugel von Ryan Whiting im fünften Versuch bei genau 22,00 Metern einschlug?David Storl:
Mir war klar, dass irgendwer meinen ersten Versuch noch kontern würde. Die Amerikaner sind nie zu unterschätzen. Und so eine Weite kann bei einem Drehstoßer immer passieren. Damit muss ich leben. Ich hätte allerdings gerne im letzten Versuch noch einmal gegengehalten, aber dann wurde er doch ungültig.
Sind Sie enttäuscht, im fünften Versuch Gold verloren zu haben?
David Storl:
Nein, nein. Ich bin stolz und zufrieden, Zweiter geworden zu sein. Es war ein Wahnsinnswettkampf. Ich hatte mir vorher das Ziel gesetzt, Bestleistung zu stoßen. Mit 21,88 Metern muss man sich nicht verstecken.
War es Ihr Plan, gleich im ersten Versuch so eine Weite vorzulegen?
David Storl:
Ich habe schon beim Einstoßen gemerkt, dass es ein starker Wettbewerb wird. Ich wollte von Anfang an Vollgas geben, angreifen und die Konkurrenz schocken. Das ist mir gelungen.
Und wie haben Sie die Silbermedaille gefeiert?
David Storl:
Am Abend nach dem Wettkampf so gut wie gar nicht. Es war ein langer Tag. Ich bin ja am Morgen schon um viertel vor sechs aufgestanden. Außerdem wollten wir keine Unruhe ins Team bringen, die Abschlussveranstaltung war ja erst am Sonntag.
Hat sich ihr Verhältnis zur Konkurrenz eigentlich geändert, seitdem sie in Daegu Weltmeister geworden sind?
David Storl:
Schon, mittlerweile treiben sie ihre Spielchen auf dem Aufwärmplatz und sticheln auch schon mal, um mich nervös zu machen. Da muss man einfach cool bleiben.
Der einzige Deutsche, der in der ewigen deutschen Hallenbestenliste jetzt noch vor Ihnen liegt, ist der DDR-Athlet Ulf Timmermann mit seinen 22,55 Metern vor 23 Jahren in Senftenberg …
David Storl:
… er ist in technischer Sicht mein großes Vorbild. Zusammen mit meinem Trainer Sven Lang schaue ich mir Bildreihen von seinen Stößen an. Wir versuchen, daraus zu lernen.
Ulf Timmermann ist auch der einzige deutsche Kugelstoßer, der bislang Hallen-Weltmeister war. Das war 1987 und 1989.
David Storl:
Und wie alt war er da?
Bei seinem ersten Sieg war er 24 Jahre alt.
David Storl:
Da habe ich ja noch drei Jahre Zeit.
Die 22-Meter-Marke muss aber dieses Jahr ihr Ziel sein, oder?
David Storl:
Ja.
In welchen Bereichen haben Sie denn noch die größten Reserven gegenüber den anderen Weltklasse-Stoßern?
David Storl:
Immer noch bei der Kraft. Ich komme bei den Kniebeugen auf 230 Kilogramm und im Bankdrücken auf 190. Es gibt Kugelstoßer, die schaffen 60 Kilo mehr.