David Storl - „Jetzt kann ich aufschauen“
Mit 20,49 Metern hat sich David Storl bei den Deutschen Junioren-Meisterschaften in Regensburg als überlegener Kugelstoß-Sieger auf einem weiter hohen Niveau präsentiert. Im Interview zieht der erst 20 Jahre alte Hoffnungsträger vom LAC Erdgas Chemnitz, der bei der EM in Barcelona (Spanien) Platz fünf (20,57 m) belegte, bereits eine erste Saisonbilanz.
David Storl, Glückwunsch zum Juniorentitel. Bei Ihnen gingen nach dem Wettkampf zwei Daumen nach oben. Spricht das auch bildlich für den Auftritt in Regensburg?David Storl:
Vielleicht für die gültigen Versuche, ja… Ich hatte etwas versucht. Ich war im Training unerwartet ganz gut drauf. Ich habe jetzt im Training nicht mehr soviel gemacht, nur noch die Form erhalten. Ich war im Wettkampf schön locker, es war okay.
Sie haben den Wettkampf mit mehr als zwei Metern Vorsprung gewonnen. Wie motiviert man sich da noch, wenn man die Gegner gar nicht zu fürchten braucht?
David Storl:
Man hat immer noch seine eigene Bestleistung (Anm. d. Red.: 20,77 m) im Hinterkopf. Die war jetzt gar nicht so weit weg. Ich denke, das ist auch mal möglich. Mir war vor allem wichtig, ein konstantes Jahr hinzulegen und mich bei zwanzigeinhalb Metern zu etablieren. Auch das ist Motivation genug.
Mit Platz sieben bei der Hallen-WM und Platz fünf bei der EM kann man sicher schon eine Jahresbilanz ziehen. Wo, denken Sie, haben Sie sich alles in allem einsortiert?David Storl:Ich habe mich dieses Jahr schön auf einem Niveau von 20,40 Metern stabilisiert. Im nächsten Jahr werde ich versuchen, diese Leistung auch zu bringen.
Der Übergang von der Jugend zu den Junioren und zu den Erwachsenen ist bei Ihnen damit fließend geglückt. Hatten Sie das so erwartet?David Storl:Ich habe letztes Jahr schon 20,40 Meter gestoßen, das darf man nicht vergessen. Es ist natürlich toll für einen jungen Sportler wie mich, wenn man den Übergang so fließend hinkriegt und es so ohne Probleme abläuft.
Trotzdem hatten Sie in diesem Sommer gerade im Juni einen Durchhänger. Wie sind Sie aus diesem Loch wieder herausgekommen?David Storl:Ich war zu dem Zeitpunkt einfach nur verkrampft, auch psychisch. Ich hatte in Chemnitz 20,77 Meter gestoßen. Danach wollte ich unbedingt die 21 sehen. Jetzt gehe ich die ganze Sache ein bisschen lockerer an und habe wieder ein bisschen mehr Spaß beim Wettkampf.Wann kamen denn Lockerheit und Spaß wieder zurück?David Storl:Vor der EM im Trainingslager. Da habe ich schon ganz gut gestoßen. Sogar deutlich weiter als jetzt in Regensburg. Da weiß man, was man draufhat, und man hat dieses Gefühl von den guten Stößen. Wenn man das erreicht, dann macht es auch wieder Spaß.Stichwort Europameisterschaft. Wie schätzen Sie ihren fünften Platz von Barcelona jetzt mit ein wenig Abstand ein?David Storl:Es war eine super Leistung. Ich kann voll mit mir zufrieden sein. Ich denke, ich bin jetzt in den A-Kader gerutscht. Von daher habe ich mein Ziel für dieses Jahr erreicht: bei der EM unter die ersten Acht zu kommen.
Was konnten Sie unabhängig vom rein Sportlichen aus Barcelona mitnehmen?David Storl:Man hat bei so einer Meisterschaft schon ganz schöne Wege zurückzulegen, zum Beispiel vom Callroom zum Stadion. Daran muss man sich erst einmal gewöhnen und ein paar internationale Meisterschaften mitmachen. Die Erfahrung war schon wichtig.Wie groß war denn der Unterschied für Sie von einer U18- oder U20-WM, bei der Sie auch schon erfolgreich dabei waren, zu einer EM?David Storl:Das kann man nicht vergleichen. Die Erwachsenen strahlen so eine Lockerheit aus, wenn man mit denen im Callroom sitzt. In den jugendlichen Altersklassen sind die meisten ein bisschen verkrampft. Das hat man bei den Erwachsenen nicht. Die wissen, was sie draufhaben, gehen viel lockerer an die ganze Geschichte heran. Da muss man versuchen mitzuschwimmen.Wie muss man sich die Situation vorstellen?David Storl:In der Jugend war ich immer der, der weit vorne war. Jetzt kann ich zu den Größeren aufschauen. Es macht Spaß, die ein bisschen zu ärgern, auch wenn sie zum Teil noch einen oder zwei Meter weiter stoßen.Wen würden Sie im nächsten Jahr gerne ärgern?David Storl:Naja. Erst einmal gucken, wie die Hallensaison verläuft. Ich fange jetzt meine Ausbildung bei der Bundespolizei in Cottbus an. Am 1. September fahre ich bis Mitte Dezember hin. Ich weiß noch nicht, wie ich das verkraften werde.
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![]() David Storl: "Ich habe nicht mehr so intensiv trainiert" Junioren-DM in Regensburg |