Leslie Djhone, Europas Trumpf im 400-Meter-Poker
Der Vorlauf war für ihn nur eine Pflichtaufgabe, die er leicht und locker geschultert hat. Leslie Djhone, der 400-Meter-Spezialist aus Frankreich, setzte sich souverän in 45,42 Sekunden durch. In Athen ist er Europas Trumpf-As im Medaillen-Poker gegen die Viertelmeiler aus Übersee.
Leslie Djhone vermisst Marc Raquil in Athen (Foto: Hörnemann)
"Ich bin froh, dass es endlich losgeht", sagte der 23-jährige Modellathlet, der gebürtig von der Elfenbeinküste kommt, und schaute schon voraus auf das heutige Halbfinale, "ich denke, dass hier nicht so sehr mit Taktik, dafür mehr mit Risiko gelaufen wird." Denn er steht auf Volldampf.Das schnellste Rennen seiner Karriere liegt noch nicht weit zurück. Als US-Boy Jeremy Wariner und Ingo Schultz bei der Team Challenge in München im Einsatz waren, weilte Leslie Djhone in der Schweiz. In La Chaux-de-Fonds, in 1.000 Meter Höhe, wollte er eigentlich seine Form über 300 Meter testen. Unzufrieden mit seiner misslungenen Vorstellung (45,37 sec) eine Woche zuvor im belgischen Heusden-Zolder, plante er um und rannte die 400 Meter.
Landesrekord gebrochen
Es war eine weise Entscheidung! Leslie Djhone, der zuvor bereits das Golden League-Rennen Ende Juli in Saint-Denis in 44,99 Sekunden gewonnen hatte, steigerte den Landesrekord von Marc Raquil um fünfzehn Hundertstel auf 44,64 Sekunden. Marc Raquil ist sein Freund und Trainingspartner, mit dem er auch in seiner Freizeit einiges unternimmt.
Die "Zwillinge", die noch bei der WM im "Stade de France" des Volkes Seele mit ihren couragierten Läufen begeistert haben, sind derzeit getrennt. Schuld daran ist das Verletzungspech von Marc Raquil, der in diesem Sommer nach langer Zwangspause nicht mehr rechtzeitig auf die Beine gekommen ist. Muskuläre Probleme im linken Oberschenkel bescherten ihm schließlich das endgültige Olympia-Aus.
"Das ist schon etwas komisch ohne Marc. Denn normalerweise ist er an meiner Seite", klagte Leslie Djhone nach seiner Ankunft im olympischen Dorf, wo er sich ein Appartement teilt mit sieben anderen Athleten, "gemeinsam waren wir stark." Wie im vergangenen Sommer, als Marc Raquil WM-Bronze über 400 Meter holte und Leslie Djhone den fünften Platz belegte. Damals tollten sie ausgelassen auf der Kunststoffbahn und freuten sich am Schlusstag tierisch über Rang zwei in der 4x400-Meter-Staffel hinter den USA, die den Doping-Sünder Jerome Young aufgeboten hatten.
Hohe Konzentration
Aber in Griechenland muss Leslie Djhone den Kampf gegen die Konkurrenz allein aufnehmen. "In den nächsten Tagen muss ich hochkonzentriert sein", sagte er sich, "meine Gegner sind stark, so dass es sehr schwer wird, sie zu schlagen." Aber er gibt sich optimistisch. Sein Ziel ist der Endlauf und am liebsten auch eine Medaille.
Wenn er heute im Halbfinale mit Riesenschritten über die pfeilschnelle Mondo-Bahn heizt, wird ihm einer ganz fest die Daumen drücken: Marc Raquil, der "Zwillingsbruder" von Leslie Djhone.
400 Meter der Männer bei den Olympischen Spielen in Athen: Halbfinale am Samstag, 21. August, und Finale am Montag, 23. August.
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