David Storl - Mit neun Kugeln zum Erfolg
Er gilt als Jahrhunderttalent im Kugelstoßen. Nach seinem U20-WM-Titel 2008 und der WM-Teilnahme 2009 in Berlin will sich David Storl nun bei der EM in Barcelona (Spanien; 27. Juli bis 1. August) in der europäischen Spitze etablieren.
Die Sporthilfe unterstützte David Storl auf sehr ungewöhnliche Weise und finanzierte ihm neun unterschiedlich schwere Kugeln für Training und Wettkampf. Wozu braucht der U20-Weltrekordler so viele Kugeln? Es ist weder Sammelleidenschaft noch Materialverschleiß, obgleich David Storl die Kugeln pro Jahr über 7.200mal rund 20 Meter weit durch die Luft katapultiert. Er kommt so auf über 144 Kilometer - eine Distanz, die in etwa der Strecke hin und zurück von seinem Trainingsort Chemnitz nach Dresden entsprecht.„Kraft allein bringt gar nichts“
Der 19-Jährige lüftet bereitwillig das Geheimnis der neun Kugeln. Neben der 7,25 Kilogramm schweren Wettkampfkugel hat er Trainingskugeln für Halle und Freiluft, die zwischen 4 und 9 Kilogramm wiegen. Eingesetzt werden sie nach einem ausgeklügelten Trainingsplan. In der Aufbauphase, in der die spezielle Kraftentwicklung auf dem Trainingsplan steht, stößt er mit 8 und 9 Kilogramm schweren Kugeln.
Am Tag nach einer harten Trainingseinheit stößt er die 5 oder 6 Kilogramm-Kugel. Und wenn er ausgeruht ist und vor Kraft strotzt, greift David Storl - für viele verblüffend - zur leichtesten, nur 4 Kilogramm schweren Frauenkugel. „Es geht dann um Geschwindigkeit. Das bringt nur etwas, wenn man ausgeruht und nicht müde ist“, erklärt der junge Athlet und katapultiert die Kugel über 28 Meter weit.
Schnelligkeit macht's
„Viele verbinden Kugelstoßen mit reiner Kraft“, beschreibt der Modellathlet das hartnäckige Vorurteil an, sein Sport sei etwas für „Kraftmeier“, die nur im Fitnessraum die Gewichte stemmen. Dagegen kämpft er an. „Natürlich hat das Krafttraining einen hohen Anteil. Aber Kraft allein bringt gar nichts, sondern die Schnelligkeit macht es. Wir machen sogar oft Sprints über 10 bis 30 Meter, um die Schnellkraft zu trainieren.“
Seine Sprintschnelligkeit stellte er auch beim Fußballspielen unter Beweis, das er zum Ausgleich öfter mit anderen Athleten im Training betrieb. Das hat er jetzt eingestellt. „Ich habe mich zu oft verletzt. Ich bin halt Schnellkraftsportler und kein Ausdauersportler. Als ich durch das viele Laufen beim Fußball ermüdet war, bin ich einige Male umgeknickt“, berichtet David Storl. Und vermeidbare Verletzungspausen kann und will er sich nicht mehr leisten.
Mit der Unbekümmertheit eines Youngsters
Nachdem er im Frühsommer seine Abiturprüfungen ohne Probleme bestanden hat, gilt seine volle Konzentration den Europameisterschaften in Barcelona. Bis zum 1. September, an dem er eine Ausbildung bei der Bundespolizei beginnt, hat er keinerlei Verpflichtungen.
Am 30. Juli steht die Qualifikation an und um 31. Juli das Finale, das sich David Storl schon rot im Kalender angestrichen hat. Denn unter die ersten Acht will er auf jeden Fall kommen, wenn alles glatt läuft, unter die ersten Sechs. „Ich mache mir nicht zu viele Gedanken, was alles schief laufen könnte. Ich geh da ohne Ergebnisdruck ran. Locker, aber konzentriert, um das Optimum herauszuholen“, sagt David Storl und wirkt mit der Unbekümmertheit eines Youngsters so locker wie ein Routinier.
2009 wurde er bei der Wahl der „Juniorsportler des Jahres“, dem bedeutendsten Nachwuchswettbewerb Deutschlands Dritter. „Eigentlich hatte ich damals überhaupt nicht damit gerechnet“, gibt David Storl zu, der sich über ein attraktives Ausbildungsstipendium vom Sporthilfe-Partner DPD freuen durfte. Damals, in der Endphase vor seiner Abiturprüfung, legte er das Geld in einem Laptop an. Bleibt zu hoffen, dass die Investition in die neun Kugeln genauso erfolgreich war.
![]() David Storl: "Gewicht machen" Von Kienbaum nach Barcelona |