David Storl - „Noch ehrgeiziger geworden"
David Storl (LAC Erdgas Chemnitz) hat die Leichtathletik-Fans mit seinem Überraschungs-Gold bei den Weltmeisterschaften in Daegu (Südkorea) begeistert: Sie wählten den Kugelstoßer zu Deutschlands "Leichtathleten des Jahres". Im Interview lässt der 21-Jährige die vielen Höhen und wenigen Tiefen der vergangenen Saison Revue passieren und wagt einen Blick nach vorne.

David Storl:
Ich freue mich riesig darüber. Gerade wenn man sieht, gegen wen ich angetreten bin. Ich bin schon stolz darauf, dass ich gewählt wurde, denn ich habe nicht damit gerechnet. Ich hätte eher auf Robert Harting getippt, nachdem er im letzten Jahr seinen WM-Titel verteidigt hat.
Sie mussten in dieser Woche erst mal zur Steuerberaterin - sind das die Schattenseiten von Ruhm, Geld und Ehre?
David Storl:
Stimmt, das habe ich in diesem Jahr zum ersten Mal gemacht, das muss schon sein. Zum Glück gebe ich die Papiere alle nur bei der Steuerberaterin ab, den Rest erledigt sie für mich. Leider bleibt dann von dem Geld nicht mehr so viel übrig.
Nach dem WM-Titel ist ziemlich viel auf Sie eingestürmt. Haben Sie auch negative Seiten des Erfolgs kennen gelernt?
David Storl:
Davon bin ich bisher weitestgehend verschont geblieben. Klar, es gibt immer wieder Leute, die auf dich aufmerksam werden, dich fördern oder etwas von dir haben wollen. Und das wirft dich manchmal zurück. Man muss abwägen können, was davon wirklich von Vorteil ist. Zum Glück habe ich ein gutes Umfeld, auf das ich mich verlassen kann und das mir sagt: Pass hier mal ein bisschen auf.
Fällt es Ihnen schwer, sich Ihren Freiraum zu erhalten und sich auf den Sport zu konzentrieren?
David Storl:
Nein, ich bin ein Typ, der auch mal absagt, wenn ein Termin nicht reinpasst. Das ist zwar für die Journalisten immer blöd, aber so ist es eben. Ich war im letzten Jahr sehr erfolgreich, und wenn ich im nächsten Jahr wieder erfolgreich sein will, muss ich Grenzen ziehen. Ich habe klare Vorstellungen und kann Anfragen schon ganz gut einordnen, denke ich.
Wenn Sie heute zurück blicken: Welches war der schönste, bewegendste Moment des vergangenen Jahres?
David Storl:
Natürlich das WM-Finale in Daegu! Das große Gesamtpaket: Wie alles passiert ist, die Leistungen der anderen, der Wettkampf mit Ralf [Bartels] zusammen. Da hat einfach alles gestimmt.
Wie viel hat sich in Ihrem Leben seitdem verändert?
David Storl:
Eigentlich nur die Ansprüche, die ich an mich selbst stelle. Ich bin noch ehrgeiziger geworden und will mich noch weiter verbessern. Ich will mich nicht auf dem Erfolg ausruhen und bin dabei manchmal vielleicht etwas zu selbstkritisch.
Holen Sie die Goldmedaille der WM noch häufig hervor?
David Storl:
Nein, die liegt in meiner Vitrine bei den anderen Medaillen. Unmittelbar nach den Weltmeisterschaften wollten alle Fotos damit machen, aber jetzt wird sie nicht mehr gebraucht, jetzt hat sich das beruhigt.
Der erste Wettkampf der Hallensaison liegt bereits hinter Ihnen. Sie haben beim internationalen Meeting in Nordhausen Ihre Hallen-Bestleistung um fast einen halben Meter auf 21,24 Meter gesteigert. Ein Einstand nach Maß?
David Storl:
Es war schon schwierig, gleich im ersten Wettkampf auf ein so starkes Feld zu treffen. Ich habe im Training bereits ganz gut gestoßen, aber mit dieser Weite habe ich nicht gerechnet. 21 Meter waren mein Ziel, vielleicht hätte ich mich auch mit 20,80 Meter zufrieden gegeben.
Wie aufgeregt waren Sie vor dem Wettkampf? Immerhin haben Sie das erste Mal ein Jahr als Weltmeister eröffnet.
David Storl:
Ich wollte mich da gut verkaufen und habe viel von mir erwartet, deswegen war der Druck schon relativ groß. Aber es hat ja gut geklappt.
Gehen die Konkurrenten anders mit Ihnen um, seit Sie den WM-Titel geholt haben?
David Storl:
Nee, ich bin ja immer noch der Jüngste (lacht). Aber im Grunde war es eigentlich immer schon ein ebenbürtiges Verhältnis.
In wenigen Wochen stehen die Deutschen Hallen-Meisterschaften in Karlsruhe auf dem Programm. Wie sieht die Marschroute zur Titelverteidigung aus?
David Storl:
Ich starte am kommenden Wochenende bei einem Meeting in Chemnitz und dann bei Meetings in Düsseldorf und Karlsruhe. Außerdem trete ich bei mir zuhause in Rochlitz bei einem Wettkampf an, der immer sehr schön ist. Nach der DM geht es zur Vorbereitung auf die Hallen-Weltmeisterschaften zwei Wochen ins Trainingslager nach Kienbaum.
Die Sommersaison werden Sie in diesem Jahr zum ersten Mal als der Gejagte beginnen - als der Weltmeister, den es zu schlagen gilt. Wie gefällt Ihnen das?
David Storl:
Für mich ist das gut. Ich denke, dass mich das nach vorne peitscht. Im Training bin ich noch ehrgeiziger und gebe immer 100 Prozent.
Wie kann das Jahr 2012 für Sie noch besser werden als das Jahr 2011?
David Storl:
Na, mit dem Olympia-Sieg! (lacht) Das ist auf jeden Fall mein Traum. Vorgenommen habe ich mir, eine Medaille zu gewinnen.