David Storl ruhig und selbstbewusst in den Ring
Der Sekt ist schon kalt gestellt, die Party kann steigen: Doch wenn sich der Fan-Klub von David Storl am Freitagabend (3. August) in einem Gasthof in der Nähe von Chemnitz zum Public Viewing trifft, wird der größte Anhänger des Weltmeisters fehlen. Oma Adelheid starb vergangene Woche im Alter von 64 Jahren nach einem Hirnschlag. "Ich war geschockt, es war furchtbar", sagte David Storl, "damit gerade jetzt umgehen zu müssen, ist verdammt schwer. Aber ich werde es schaffen, ganz sicher."
Der 22 Jahre alte Weltmeister im Kugelstoßen schöpft aus dem bitteren Schicksalsschlag sogar noch eine besondere Motivation. Olympia-Gold würde er seiner Großmutter widmen: "Ich werde mich von meinem Ziel nicht abbringen lassen", sagte David Storl, "ich werde alles im Sinne meiner Oma tun." Besonders seine Freundin Carolin Leonhardt, die in London im Viererkajak ebenfalls um Gold kämpft, stand ihrem 1,98 Meter langen und rund 120 Kilo schweren Koloss in den Tagen der Trauer zur Seite.Trotz der Tragödie konnte sich der Europameister nach eigener Aussage optimal auf den absoluten Höhepunkt seiner noch jungen Karriere vorbereiten. Der Fan der Hardrock-Band Rammstein ist bereit - frei nach dem Song der Berliner Gruppe: "Feuer frei". "Ich will den anderen möglichst einen 22-Meter-Stoß vorsetzen und dann mal sehen, was passiert", sagt David Storl. Als bisher letzter Deutscher hatte Ulf Timmermann diese Marke 1989 übertroffen.
Druck lastet auf den anderen
Sollte David Storl tatsächlich Olympia-Gold holen, hätte er mit seinen erst 22 Jahren bereits alles gewonnen, was es in seinem Sport zu gewinnen gibt. Die gesteigerte Erwartungshaltung nach seinem überraschenden WM-Triumph 2011 in Daegu (Südkorea) interessiert den coolen Sachsen aber nicht. "Ich glaube, andere sind mehr unter Druck als ich", sagte er, "und es sind ja meine ersten Olympischen Spiele. Ich habe noch Zeit."
Seinen ersten Sieg in London hat er ohnehin schon gefeiert - bei einer Kissenschlacht gegen den Hamburger Weitspringer Sebastian Bayer im olympischen Dorf. Der Weitsprung-Europameister twitterte ein Foto, auf dem er unter grünen Kissen begraben lag, als Beleg seiner Niederlage.
Volles Risiko im Wettkampf
Genau mit dieser fast kindlichen Lockerheit hatte sich David Storl schon bei der WM in Daegu sensationell auf 21,78 Meter gesteigert und die versammelte Weltelite düpiert. Dieses Mal werden die starken US-Amerikaner um Christian Cantwell, der mit 22,31 Metern die Weltrangliste anführt, den Deutschen sicher nicht unterschätzen. "Ich bin hungrig, ich bin gesund, und ich werde einen großen Kampf liefern", sagte Christian Cantwell vor dem Duell der schweren Männer.
Doch David Storl und sein Trainer Sven Lang lassen sich von solchen Sprüchen nicht aus der Reserve locken. "David ist ruhig und selbstbewusst", sagte Sven Lang, "im Wettkampf muss er volles Risiko gehen - da muss alles stimmen. Ich traue ihm das zu." Auch sein schmerzendes Knie, das David Storl bei der EM in Helsinki (Finnland) noch behinderte, macht keine Probleme mehr. In der finnischen Hauptstadt hatte er mit 21,58 Metern EM-Gold geholt.
Diese Weite wird in London wohl nicht reichen, wenn David Storl als vierter Deutscher Olympia-Gold mit der Kugel holen will. "Er sollte in einer Form für 22 Meter sein, lassen wir uns mal überraschen", sagte Sven Lang. Der Sekt ist jedenfalls schon kalt gestellt.
leichtathletik.TV:
David Storl mit kühlem Kopf vor Olympia-Start
Quelle: Sport-Informations-Dienst (sid)
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