David Storl: "Voll auf Angriff gegangen"
Er ist der jüngste Doppelweltmeister in der Geschichte des Kugelstoßens. David Storl (LAC Erdgas Chemnitz) hat am Freitag in Moskau (Russland) mit 21,73 Metern wieder zum Saisonhöhepunkt seine beste Leistung ausgepackt. leichtathletik.de hat die ersten Reaktionen des 23-Jähirgen eingefangen.
Herzlichen Glückwunsch! Wie bewerten Sie Ihren Wettkampf?David Storl:
Ich bin riesig glücklich mit dem Ergebnis. Für mich stand fest, dass ich voll auf Angriff gehe, eine hohe 21 stoßen will und meine Bestleistung steigern. Ich wollte eigentlich 22 Meter stoßen, das habe ich im Training schon gemacht. Ich habe mit der Achter-Kugel 20,64 gestoßen. Ich habe mit der Fünfer weit gestoßen. Ich hatte nur ein bisschen Probleme mit meiner Wade, wie letztes Jahr in London. Aber dieses Jahr konnte ich besser damit umgehen, auch dank unseres Ärzteteams.
Ist es für Sie ein Überraschung, dass Sie Ihren Titel verteidigen konnten?
David Storl:
Ich habe mich darauf vorbereitet, dass ich meinen Titel verteidigen will. Medaille war Minimalziel. Gold war das, was ich mir vorgenommen habe. Ich bin nicht hier her gefahren, um meinen Weltmeistertitel zu verschenken. Daraufhin habe ich trainiert.
Wie schaffen Sie es, immer auf den Puntk fit zu sein?
David Storl:
Ich habe einen riesen, super Trainer. Der bereitet mich jedes Jahr darauf vor, dass nur dieser eine Tag zählt. So ist das Training ausgerichtet. Die Meetings mache ich meistens aus dem vollen Training raus. Für mich ist es manchmal hart, bei einem Meeting unter meinem Niveau wegzugehen, wenn ich im Training schon weiter bin, das aber nicht zeigen kann. Dann fehlt einfach die Frische. Zum Wettkampfhöhepunkt ist die da.
Was ist im vierten Versuch los gewesen, der zuerst ungültig gegeben wurde?
David Storl:
Ich wusste, dass der Versuch gültig war. Ich habe germerkt, dass ich nicht auf der Kante war. Als er dann erstmal ungültig gegeben wurde, habe ich mir Fotos von einem netten Fotografen angeschaut. Damit konnte ich die russischen Kampfrichter überzeugen, auf den Videobeweis zu schauen. Letzten Endes wurde der Versuch gültig gegeben.
Wie ging es für Sie nach Olympia-Silber im vergangenen Jahr weiter?
David Storl:
Nach London ist eine riesige Last abgefallen. Dass man kein One-Hit-Wonder ist, dass man die Bestleistung gesteigert hat, war eine große Erleichterung für mich. Da konnte ich sagen: Ich bin auf dem Niveau angekommen. Ich kann bei internationalen Meisterschaften vorne mitmischen.
War es danach schwierig, weiter durchzustarten?
David Storl:
Nach London hat in diesem Jahr ein wenig die innere Anspannung gefehlt. Das Kribbeln im Bauch hat ein bisschen nachgelassen. Die Euphorie war nicht ganz so groß, weil man dieses Riesen-Ereignis verarbeiten musste. Das dauert ein bisschen.
Auf die Halle haben Sie verzichtet...
David Storl:
Die Winterpause war hilfreich, um das alles verarbeiten zu können. Eine Hallensaison war eigentlich geplant. Das ging dann nicht, weil eine Hautoperation kam. Dann hat mein Rücken einen Strich durch die Rechnung gemacht. Ich musste Rumpfstabilität aufbauen. Durch die OP waren keine Sprints möglich, kein Krafttraining. Da musste ich wieder Struktur zurückgewinnen.
Sie hatten in der Saison viele ungültige Versuche. Wie haben Sie das verkraftet?
David Storl:
Dieses Jahr war es hart. Ich habe die letzten Tage im Training über 22 gestoßen und im Hinterkopf gegehabt: Du stößt zwar weit, musst die Versuche aber auch stehen. Ich war von mir andererseits überzeugt, dass ich, wenn ich auf den Beinen fit bin, die Dinger stehen kann. Da gab es für mich keine Zweifel.
Welche Ziele bleiben Ihnen überhaupt noch?
David Storl:
Ich hoffe, dass nächstes Jahr Vorfreude für Rio aufkommt, damit man weiß, worauf man hintrainiert und ich will auch noch einmal 22 Meter stoßen.
Sind dieses Jahr noch 22 Meter drin?
David Storl:
Ich bin nicht der Typ, der bei Meetings an seine Grenzen geht. Vielleicht in Thum. Darauf freue ich mich am meisten. Viele Freunde werden da sein, Leute, die ich schon lange kenne.