| Interview

David Storl: "Wieder zu alter Stärke finden"

Nachdem das Olympia-Jahr 2016 trotz EM-Gold nicht so recht nach seinen Vorstellungen verlaufen ist, blickt David Storl (SC DHfK Leipzig) wieder angriffslustig auf das WM-Jahr 2017. Sowohl in der Hallen- als auch in der Freiluft-Saison will der Leipziger Kugelstoßer wieder konkurrenzfähig sein und um die nationalen wie internationalen Titel kämpfen.
Jane Sichting

David Storl, Sie scheinen gut gelaunt, wie geht es Ihnen? 

David Storl:

(lacht) Danke, mir geht’s gut. Ich stehe mitten im Training und nachher gibt es auch noch eine Einheit.

Fiel Ihnen der Trainingseinstieg denn wieder schwer?

David Storl:

Nein. Ich war relativ lange weg, hatte drei bis vier Wochen Urlaub. Weil mein Bewegungsdrang so groß ist, habe ich zwar dort schon immer ein bisschen was gemacht, mich am Ende aber auch sehr gefreut, endlich wieder richtig anzufangen.

Was steht denn momentan bei Ihnen auf dem Programm? 

David Storl:

Wir absolvieren viele lange Einheiten und konzentrieren uns auf das allgemein-athletische Training. Das heißt viele Läufe, Sprünge und Würfe. Es ist auch mal schön, die Kugel nicht in die Hand zu nehmen und sich erst einmal um das ganze Drumherum zu kümmern. Stöße mache ich jetzt noch keine.

Sie haben dieses Jahr mit einem Neuro-Athletik-Training begonnen. Integrieren Sie dies noch immer in Ihren Trainingsplan?

David Storl:

Ja, wir versuchen schon, das mit einzubauen. Ich habe den Kontakt zu Lars Lienhard wieder aufgenommen. Wir werden uns demnächst treffen und darüber austauschen, wie wir seinen Trainingsansatz sinnvoll in meinen Trainingsalltag integrieren können.

Wie geht es Ihrem Knie? Spüren Sie aktuell Schmerzen beim Training?

David Storl:

Dem Knie geht es soweit ganz gut. Klar, ganz werden die Probleme sicher nie verschwinden, aber es behindert mich derzeit nicht. Man muss einfach lernen, damit umzugehen und die Einheiten so zu managen, dass sie gut aufeinander abgestimmt sind.

Blicken wir noch einmal zurück, mit dem Abstand von einem Monat Pause und einem freien Kopf. Wie fällt heute die Bewertung ihrer Leistungen und Wettkämpfe in der Olympiasaison 2016 aus?

David Storl:

Mein bestes Jahr war es sicherlich nicht. Dennoch kann ich bis zu den Europameisterschaften nicht unzufrieden sein. Danach hat einfach die Substanz gefehlt. Ich habe den Winter nicht trainieren können. Hinten raus gehen dann einfach die Körner aus. Wir haben das alles ausgewertet und werden es jetzt besser machen.

Ihre persönliche Bestleistung liegt bei 22,20 Metern. Hat es Sie geärgert, sich 2016 mit guten 20er- und 21-er Weiten zufrieden geben zu müssen?

David Storl:

Ich denke, dass ich mit Stößen über die 21 Meter trotz der ausbleibenden Erfolge bei der EM und bei den Olympischen Spielen ein gutes Niveau gezeigt habe. Dass ein Athlet konstant um die 21 Meter stößt, hat es in Deutschland auch lange nicht gegeben.

International hat sich hingegen einiges bewegt in diesem Jahr. Wie schätzen Sie diese Entwicklungen im Kugelstoßen ein? Denken Sie, dass es längerfristig nur noch mit Stößen über die 22 Meter für internationale Goldmedaillen reichen wird?

David Storl:

Das vergangene Jahr zeigt schon eine auffällige Entwicklung. Da fielen einige starke Weiten. Ob dieses hohe Leistungsniveau auf Dauer zu halten ist, wird sich zeigen. Ich bin kein Freund davon, gute Leistungen immer gleich skeptisch zu hinterfragen. Mit einem gezielten Aufbau ist einiges möglich.

Nachdem Sie 2011 und 2013 selbst Weltmeister geworden sind, hat es 2015 nur für Silber gereicht. Wie sehr wollen Sie den Titel wieder für sich?

David Storl:

(lacht) Klar will ich wieder ganz oben stehen! Mein Ziel ist es, 2017 wieder zu alter Stärke zu finden und konstant gute Leistungen zu liefern. Bei der WM will ich auf jeden Fall wieder konkurrenzfähig sein. 

Sie haben angesprochen, dass Sie im vergangenen Winter nicht trainieren konnten. Werden Sie in der kommenden Hallensaison Wettkämpfe bestreiten?

David Storl:

Ja, die Halle mache ich mit. Ich freue mich vor allem, dass die Deutschen Hallenmeisterschaften [Anm. d. Red: Leipzig, 18./19. Februar] zuhause sind. Da kann ich quasi mit dem Rad hinfahren und muss mich nicht darum kümmern, schon ein oder zwei Tage eher anzureisen und irgendwo zu übernachten.

Am vergangenen Montag haben Sie den Startschuss für den Ticket-Vorverkauf für die Deutschen Freiluft-Meisterschaften gegeben. Was verbinden Sie selbst mit Erfurt?

David Storl:

Eine direkte Verbindung zu Erfurt habe ich nicht. Ich bin aber schon oft dran vorbeigefahren (lacht). Aber ich war hier auch schon einige Male, zum Beispiel als Besucher beim Boxen. Erfurt ist für mich in der Nähe. Da ist die Anreise nicht weit. Auch für die Fans aus Sachsen und Thüringen ist es günstig. Ich freue mich auf jeden Fall, dass die Deutschen Meisterschaften sowohl im Winter als auch im Sommer für mich regional sind.

Stichwort regional – Sie stoßen sowohl bei kleinen, regionalen Meetings als auch auf der großen internationalen Bühne im Fokus der Öffentlichkeit. Was machen Sie lieber?

David Storl:

Das kann man nicht miteinander vergleichen. Kleine Meetings haben ihren eigenen Charme. Schade ist, dass Sie fernab der Öffentlichkeit bleiben. Vom Konzept der Diamond League halte ich nichts. Klar kann man da mitmachen und ein bisschen Kohle verdienen. Aber in der Öffentlichkeit wird nicht ein Wort darüber verloren, maximal ein kleiner Randbericht. Da läuft doch was schief.

Wagen wir noch einen weiten Blick in die Zukunft. Gibt es Pläne, wie Sie den nächsten Olympiazyklus angehen?

David Storl:

Nein, noch nicht. Auf jeden Fall braucht es eine angemessene Vorbereitung. Hier ist auch zu überlegen, welchen Stellenwert Olympische Spiele haben. In Rio gab es zum Beispiel kein Vorbereitungs-Trainingslager zur Akklimatisierung. Beim Fußball hat das keinen interessiert mit dem Zika-Virus, bei Olympia brach plötzlich das große Gekreische aus. Ich denke, es gibt noch so einige Stellschrauben, an denen für eine erfolgreiche Olympiade geschraubt werden muss.


David Storl live erleben!

<link>DM-Tickets für die Hallen-DM 2017 in Leipzig
<link>DM-Tickets für die Freiluft-DM 2017 in Erfurt

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