Dayron Robles flitzt über die Hürden
Das Weltfinale im Gottlieb-Daimler-Stadion bot am Sonntag noch einmal eine Reihe an spannenden und hochklassigen Entscheidungen. Dayron Robles war über die 110 Meter Hürden in 12,92 Sekunden nur um eine Hundertstel Sekunde langsamer unterwegs als der Brite Colin Jackson 1993 bei den Weltmeisterschaften an gleicher Stelle. Für den einzigen deutschen Sieg an den zwei Tagen von Stuttgart sorgte Diskuswerferin Franka Dietzsch (SC Neubrandenburg).

Dayron Robles trumpfte in Stuttgart auf (Foto: Chai)
Der junge Kubaner Dayron Robles, der bei der WM Vierter war, erwischte bei Windstille einen Fabellauf. "Ich war sehr motiviert, denn bei den Weltmeisterschaften lief es für mich nicht gut, ich war sehr enttäuscht. Der Druck war einfach zu groß für mich in Osaka", sagte der 20-Jährige, der im Vorjahr an gleicher Stelle Zweiter in 13,00 Sekunden hinter Weltrekordler Liu Xiang wurde, der damals nicht nur seine chinesischen Fans mit starken 12,93 Sekunden beeindruckte.Stabhochspringer Björn Otto (LAV Bayer Uerdingen/Dormagen) musste sich in einem packenden Wettkampf nur Weltmeister Brad Walker (USA) geschlagen geben. In seinem zweitbesten Wettkampf der Saison übersprang er die 5,86 Meter als einziger Athlet im ersten Versuch. Der WM-Dritte Danny Ecker (TSV Bayer 04 Leverkusen) und Brad Walker ließen diese Höhe nach einem Fehlversuch aus und versuchten sich an 5,91 Meter. Während es Danny Ecker bei seinen zwei verbleibenden Anläufen nicht gelang, diese Höhe zu meistern, nutzte der US-Amerikaner seine letzte Chance. Jetzt war wieder Björn Otto unter Zugzwang, der an den 5,91 Metern zweimal gescheitert war. Doch sein Anlauf auf die 5,96 Meter blieb ohne Erfolg.
Ein Raunen ging dann durch das Stadion, als Brad Walker Weltrekordhöhe von 6,16 Meter auflegen ließ. "Wir haben Brad überredet, diese Höhe für die Zuschauer auflegen zu lassen", sagte der Kölner Tim Lobinger, für den selbst nach 5,60 Metern der Wettkampf beendet war. Doch die Höhenjagd war nicht von Erfolg gekrönt. "Ich bin mit meiner Leistung zufrieden. Über die Bedingungen kann ich mich nicht beschweren: perfektes Wetter, perfektes Stadion – einfach alles war perfekt", äußerte sich Brad Walker im Anschluss.
Tolle 200 Meter von Jaysuma Saidy Ndure
Weltmeisterin Franka Dietzsch spielte bei ihrem Erfolg vor 27.000 Zuschauern ihre ganze Routine aus. Zwar warf sich die Tschechin Vera Pospisilova-Cechlova, WM-Dritte von 2005, mit 62,04 Meter im ersten Durchgang an die Spitze des Feldes, doch die Deutsche konterte mit ihrem zweiten Versuch und der späteren Siegweite von 62,58 Metern. "Ich hätte nicht gedacht, dass 62,58 Meter zum Sieg reichen. Vielleicht haben es mir meine Gegnerinnen hier in Deutschland gegönnt", sagte Franka Dietzsch, die sich jetzt in den Urlaub auf die spanische Insel Fuerteventura aufmacht.
Der Norweger Jaysuma Saidy Ndure ist gegenwärtig in Topverfassung. Das hatte er schon am Vortag bewiesen, als er in 10,06 Sekunden seinen Landesrekord über 100 Meter verbesserte. Diesmal gelang ihm dieses Kunststück auf beeindruckende Art und Weise über die doppelte Distanz. Bei 19,89 Sekunden blieb für den 23-Jährigen, der 2001 von Gambia nach Norwegen kam, die Uhr stehen. Der WM-Zweite Wallace Spearmon (USA) belegte am Ende Platz zwei in 20,18 Sekunden.
Fußnagel muss dran glauben
Im ersten Versuch schleuderte Weltmeister Tero Pitkamaki seinen Speer auf 88,19 Meter. Zwar bog sich der Finne dabei einen Fußnagel um, die Weite konnte jedoch niemand mehr übertreffen. Sein Dauerrivale Andreas Thorkildsen aus Norwegen wurde Zweiter (85,06 m). Für die beiden Deutschen Stefan Wenk (VfL Sindelfingen) und Peter Esenwein (LAZ Salamander Kornwestheim/Ludwigsburg) blieben mit 75,87 Meter bzw. 72,91 Meter nur die Plätze sieben und acht.
Drei Zentimeter fehlten der Griechin Hrysopiyi Devetzi im Dreisprung, um Weltmeisterin Yareglis Savigne (Kuba; 14,78 m) zu besiegen. Tatyana Lebedeva (Russland), am Vortag Siegerin des Weitsprungs, wurde nur knapp dahinter Dritte (14,72 m).
Hochsprung-Weltmeister Donald Thomas von den Bahamas setzte sich auch beim Weltfinale in Stuttgart mit 2,32 Metern durch. Auf den Plätzen zwei und drei reihten sich die Schweden Stefan Holm (2,30 m) und Linus Thörnblad (2,27 m) ein.
Sanya Richards wieder fabelhaft
Wie schon im Vorjahr verzauberte Sanya Richards (USA) das Stuttgarter Publikum mit einer tollen Stadionrunde. 2006 hat die 22-Jährige die 400 Meter auf der grünen Bahn in 49,25 Sekunden bewältigt. Diesmal war sie nur zwei Hundertstelsekunden langsamer und stellte damit ihre Weltjahresbestzeit ein, die sie vor einer Woche in Berlin gelaufen war. "Diese schnelle Zeit am Ende der Saison ist keine Überraschung. Ich habe versucht, schnell anzugehen und in der Kurve schneller als sonst zu laufen", kommentierte die Golden League-Jackpotgewinnerin ihren Lauf. Nur Platz drei belegte Weltmeisterin Christine Ohuruogu (Großbritannien; 50,20 sec) hinter Novlene Williams (Jamaika; 50,12 sec).
Über 1.500 Meter schob sich auf der letzten Runde der französische Europameister Mehdi Baala auf Position eins, 200 Meter vor dem Zielstrich zog der kenianische Vize-Hallenweltmeister Daniel Kipchirchir Komen vorbei und siegte in 3:37,96 Minuten vor dem Franzosen (3:38,35 min), der einen Angriff von Suleiman Kipses Simotwo (Kenia; 3:38,36 min) noch erfolgreich abwehren konnte.
Fünf Kenianer in Front
Auf der längsten Distanz des Weltfinales waren 4.750 Meter gelaufen, als Edwin Cheruiyot Soi zu einem unwiderstehlichen Schlussspurt anzog. Nach 5.000 Metern blieb die Uhr dann bei 13:38,16 Minuten stehen. Gleich vier seiner kenianischen Landsleute liefen auf den Plätzen dahinter ein.
Paul Kipsiele Koech (Kenia), der in diesem Jahr bei den WM-Trials seines Landes gescheitert war, setzte sich über 3.000 Meter Hindernis schon zu einem frühen Zeitpunkt an die Spitze. Nach 8:00,67 Minuten stürmte der 25-Jährige mit großem Vorsprung vor seinem Landsmann Richard Kipkemboi Mattelong (8:07,66 min) ins Ziel und begab sich im Anschluss überglücklich auf eine Ehrenrunde. Der Österreicher Günther Weidlinger wurde Zehnter (8:32,15 min).
Carmelita Jeter siegt auch in Stuttgart
Nach ihrem Erfolg beim DKB-ISTAF sicherte sich Carmelita Jeter (USA; 11,10 sec) auch in Stuttgart den Sieg über 100 Meter vor ihrer Landsfrau, 200-Meter-Weltmeisterin Allyson Felix (11,15 sec), und der Französin Christine Arron (11,20 sec).
30.000 US-Dollar für den Sieg sicherte sich im Weitsprung Andrew Howe (Italien). Der in den USA geborene Vize-Weltmeister sprang im dritten Versuch auf 8,35 Meter. Wie schon bei den Weltmeisterschaften zeigte der Ludwigshafener Christian Reif mit Platz vier (8,01 m) eine vielversprechende Leistung im Konzert der Großen, über die er sich trotz einer aufgetretenen Oberschenkelblessur riesig freute.
Ivan Thikon nicht zu bezwingen
Gleich im ersten Versuch des Hammerwurfs der Männer setzte der dreimalige Weltmeister Ivan Tikhon mit 81,07 Meter eine Duftmarke. Mit seinem letzten Wurf gelang dem Weißrussen eine Verbesserung auf 82,05 Meter. Der Konkurrenz glückte an diesem Tag kein Wurf über die 80-Meter-Marke. Platz zwei ging an den WM-Fünften Krisztián Pars (Ungarn; 78,42 m), Rang drei an Olympiasieger Koji Murofushi (Japan; 77,95 m).
Nachdem sie sich beim DKB-ISTAF in Berlin mit wenig Erfolg über 400 Meter flach versuchte, nahm die Australierin Jana Rawlinson am Sonntag wieder die Stadionrunde mit Hürden in Angriff. Zu Beginn der Zielgerade lag die Weltmeisterin in Front, an der letzten Hürde begann sie jedoch zu trippeln und verlor an Fahrt. Das nutzte die polnische Rekordhalterin und WM-Dritte Anna Jesien (54,17 sec) aus und schob sich auf der Ziellinie noch knapp vorbei. Hinter Jana Rawlinson (54,19 sec) gelang der Jamaikanerin Melanie Walker (54,31 sec) der Sprung unter die Top drei.
Großartiger Lauf
In 1:57,87 Minuten lief Weltmeisterin Janeth Jepkosgei (Kenia) auch in Stuttgart über die doppelte Stadionrunde zum Sieg vor der Spanierin Mayte Martinez (1:58,87 min). "Es war ein großartiger Lauf heute. Ich habe versucht, so schnell wie möglich zu laufen", sagte die Gewinnerin. Die Britin Marilyn Okoro beschenkte sich zu ihrem 23. Geburtstag mit Platz drei in persönlicher Bestzeit von 1:58,76 Minuten.
Ein hochklassiger Wettkampf wurde den Zuschauern von den Kugelstoßerinnen geboten. Wie in Osaka (Japan) kämpften Weltmeisterin Valerie Vili und Nadzeya Ostapchuk um den Sieg. Mit ihrem ersten Stoß auf 20,06 Meter setzte sich die Neuseeländerin Valerie Vili an die Spitze. Im dritten Versuch konterte die Weißrussin Nadzeya Ostapchuk mit 20,45 Meter. Im gleichen Durchgang verbesserte sich Valerie Vili noch auf 20,40 Meter. An diesem Stand änderte sich auch im vierten und letzten Versuch nichts mehr.
Wie schon in Fernost belegte Nadine Kleinert (SC Magdeburg; 19,36 m) Platz drei. "Ich bin auf jeden Fall zufrieden mit dem Wettkampf. Es hätte noch ein bisschen weiter gehen können, aber für den Saisonabschluss ist das Ergebnis okay", sagte die Magdeburgerin. Die Neubrandenburgerin Petra Lammert wurde Vierte (19,12 m).
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