Dayron Robles - Kampfansage in 12,87 Sekunden
Nach 12,87 Sekunden war am Donnerstag die Kampfansage von Hürdensprinter Dayron Robles an Liu Xiang beendet. Auf der schnellen Bahn im tschechischen Ostrava verbesserte der Kubaner den Weltrekord des Superstars aus China um eine Hundertstelsekunde. Sollte der 21-jährige Dayron Robles bei den Olympischen Spielen in Peking (China) Nervenstärke beweisen, wird es für den fünf Jahre älteren Liu Xiang schwer, dem heimischen Publikum das von ihm erwartete Gold zu erlaufen.
In der Vergangenheit ist Dayron Robles öfters als unberechenbar aufgefallen. Im Vorfeld der Weltmeisterschaften galt er als ein sicherer Anwärter auf Edelmetall, am Ende reichte es nur zum undankbaren vierten Platz. Noch dramatischer die Situation unter dem Hallendach. Der Reggae- und Rapfan hatte zehn der zwölf schnellsten Zeiten über 60 Meter Hürden im Vorfeld der Hallen-WM in Valencia (Spanien) aufgestellt.„Mein einziges Ziel ist es, Gold zu gewinnen“, kündigte er an. Doch es kam anders. Im Vorlauf blieb er stehen, weil er an einen Fehlstart von Liu Xiang glaubte, statt Tränen der Freude flossen Tränen der Enttäuschung.
Silber ohne Erfahrung
Genau zwei Jahre davor bei den Hallen-Weltmeisterschaften in Moskau war sein Stern aufgegangen. Ohne Hallen-Erfahrung war er in der russischen Metropole zur Silbermedaille gesprintet. Spektakulär auch der weitere Verlauf des Jahres 2006. Im Weltrekordrennen von Liu Xiang in Lausanne (Schweiz) verbesserte er sich auf 13,04 Sekunden, beim Weltfinale in Stuttgart stellte er den kubanischen Landesrekord von 13,00 Sekunden seines Vorbildes Anier Garcia, dem Olympiasieger von 2000, ein.
Seit dem zehnten Lebensjahr betreibt Dayron Robles, dessen Mutter eine Volleyballspielerin war und der Vater ein Musiker, der 1998 starb, Leichathletik. Doch er war nicht der erste in der Familie mit einem Talent zum Laufen. In den 70er Jahren gehörte sein Onkel über 400 Meter Hürden zu den Besten in Kuba. Mit 14 Jahren spezialisierte sich der hochgewachsene Dayron Robles auf die kurze Hürdenstrecke. Bei den Junioren-Weltmeisterschaften 2004 im italienischen Grosseto gewann er mit Silber die einzige Medaille für sein Heimatland.
Unter 13 Sekunden in Stuttgart
Zum Rivalen Nummer eins von Liu Xiang bei dessen „Mission Gold für 1,3 Milliarden“ ist Dayron Robles spätestens seit dem Weltfinale im vergangenen Jahr aufgestiegen. Erstmals blieb er in 12,92 Sekunden unter 13 Sekunden und verzückte das fachkundige Publikum im Gottlieb-Daimler-Stadion.
In seiner Heimat Kuba und im Ecuador hat er sich nach der Hallen-Saison mit seinem Trainer Santiago Antunez, Guru des Hürdensprints auf der Zuckerinsel seit den 80er Jahren, auf die Olympiasaison vorbereitet. Nach seinem Debüt beim DKB-ISTAF in Berlin, wo er sich als Zweiter (13,20 sec) nur knapp dem US-Amerikaner David Oliver (13,19 sec) geschlagen geben musste, und einem Rennen in Turin (Italien), war Ostrava erst sein drittes Freiluftrennen in diesem Jahr.
Zweiter kubanischer Hürden-Weltrekordler
„Ich war bereit, unter 13 Sekunden zu laufen, weil das Training bis dahin sehr gut verlaufen war.“ Dennoch gesteht Dayron Robles, dass er im ersten Moment „geschockt“ war, als er die 12,87 Sekunden auf der Ergebnistafel aufleuchten sah, die 31 Jahre nachdem sein Landsmann Alejandro Casanas in Sofia (Bulgarien) 13,21 Sekunden lief, den zweiten Weltrekord über 110 Meter Hürden für einen Kubaner bedeuteten.
„Der Druck war einfach zu groß für mich in Osaka,“ sagte Dayron Robles nach seinem vierten Platz bei den Weltmeisterschaften. Druck mit dem er umgehen lernen muss, will er in Peking nach Gold greifen. Denn im „Vogelnest“ werden 91.000 fanatische Fans den entthronten Weltrekordler Liu Xiang zum Sieg brüllen wollen. Dieser hat mit Olympia- und WM-Gold bereits bewiesen, dass er extremen Situationen nervenstark ist.