Dem Dreisprung zu neuem Glanz verhelfen
Geballte Kräfte für eine Sorgendisziplin: Drei neue DLV-Trainer wollen den Dreisprung in Deutschland wieder nach vorne bringen. Tamas Kiss, Ralf Jaros und Charles Friedek folgen als Team auf den in Ruhestand gehenden Eckhard Hutt.

Daran soll sich jetzt zumindest mittel- und langfristig etwas ändern. Ein Aufschwung soll her, die Disziplin auf eine breitere Basis gestellt und der Abstand zur Weltspitze verkleinert werden. Dafür stehen der Württemberger Landestrainer für den Sprungbereich, Tamas Kiss, der Ex-Weltmeister Charles Friedek und der deutsche Rekordhalter Ralf Jaros.
Tamas Kiss nimmt mit seiner gesammelten Trainererfahrung die A- und B-Kader unter seine Fittiche. Charles Friedek, der nach Ende seiner Laufbahn rasch den Weg zum Coach eingeschlagen hat, kümmert sich um den männlichen Nachwuchs, Ralf Jaros betreut die weiblichen Talente.
Investition in die Zukunft
„Das ist nicht irgendeine Neubesetzung, sondern wir wollen wirklich investieren“, sagt Herbert Czingon. Notwendig geworden war diese personelle Veränderung durch den Abschied von Eckhard Hutt, der altersbedingt in Rente geht. Allerdings ist es ein Abschied auf Raten, denn der anerkannte Experte wird weiterhin in beratender Funktion zur Verfügung stehen und im Olympiajahr nicht zuletzt ein Auge auf die deutsche Rekordhalterin Katja Demut (LC Jena) sowie die Chemnitzerin Kristin Gierisch und die Dresdnerin Jenny Elbe haben.
Tamas Kiss begrüßt das außerordentlich: „Ich freue mich, dass er sich für die Beraterstelle entschieden hat. Eckhard Hutt ist ein exzellenter Fachmann. Ich teile seine Philosophie voll und ganz.“ Kurzfristig gilt es dann auch, gemeinsam die Olympiakandidatinnen nach London (Großbritannien) zu bringen.
Tamas Kiss hat aber auch die weiteren Herausforderungen klar im Blick: „Das mittelfristige Ziel ist es, mit den Jugendlichen, die jetzt auf dem Sprung sind, gute Leistungen zu erreichen und das langfristige Ziel ein neues Wettkampfsystem auf die Beine zu stellen.“
Talentsichtung in frühen Jahren
Dieses Wettkampfsystem soll einen direkten Zugriff auf die Talente garantieren. Bereits die 13- und 14-Jährigen könnten sich auf Landes- und Bundesebene verstärkt Mehrfachsprüngen widmen. So will man die Rohdiamanten erkennen.
„Bisher sind die Athleten beim Dreisprung gelandet, die in einer anderen Disziplin schon ausgemustert worden sind. Das Ziel ist es, eine große Basis zu schaffen und richtige Talente für die Disziplin zu gewinnen. Wir wollen dann, wenn Athleten zu anderen Disziplinen abspringen, immer noch ein paar Gute für den Dreisprung übrig haben“, schildert Tamas Kiss seine Wunschvorstellung.
Schlüsselrollen sollen dabei mit Charles Friedek und Ralf Jaros zwei klangvolle Namen aus der deutschen Dreisprung-Vergangenheit übernehmen. „Die beiden sind keine schlechte Adresse. Sie haben eine Vorbildfunktion für die Jugendlichen. Sie sind für diese Aufgabe absolut geeignet. Deshalb sehe ich positiv in die Zukunft“, sagt Tamas Kiss.
Am Image arbeiten
Charles Friedek hat seine Talente bereits in Augenschein genommen: „Es ist ein superinteressanter Kader. Lukas Zechel ist momentan die Gallionsfigur. Es gibt aber noch andere Springer, die über die Jahre nach vorne kommen können. Es braucht natürlich alles seine Zeit. Wir müssen auch ein bisschen Basisarbeit leisten und mit Herzblut an die Sache herangehen.“
Gerade das Herzblut spielt für ihn wie für Ralf Jaros eine große Rolle. Die beiden besten deutschen Dreispringer aller Zeiten wollen ihrer Disziplin wieder zu neuem Glanz verhelfen. Dazu gehört für Charles Friedek auch, das „Randdisziplinenimage“ abzustreifen: „Man muss zum Umdenken anstoßen und es schaffen, dass der Dreisprung insgesamt wieder ein bisschen attraktiver und salonfähiger wird.“
Dabei ist nach Ansicht von Ralf Jaros das Springen an sich ohnehin schon attraktiv. „Ich glaube, es ist im Grunde relativ einfach einen jungen Menschen dazu zu bringen zu springen. Das liegt in der Natur der Sache. Kinder springen von alleine gerne. Wenn es sich spezialisiert, muss man ihnen auch, am Anfang spielerisch, zeigen, dass Springen umso mehr Spaß macht, wenn man es richtig tut.“
Bewegungsausführung vor Athletik
Für die Aufbauarbeit hat der 46-Jährige, zu dessen Düsseldorfer Trainingsgruppe die hoffnungsvolle Eva Linnenbaum zählt, sein Konzept klar vor Augen: „Ich bin jemand, der in jungen Jahren sehr auf Bewegungsausführung zählt, dann kommt die Athletik. Das wird auch in der Ausbildung der Athleten und Heimtrainer mein Schwerpunkt sein, darauf Wert zu legen, dass sich in der Ausführung des Sprunges ein Dreispringer mehr entwickelt als vielleicht mit zehn Kilo mehr im Krafttraining.“
Mit dieser Philosophie will Ralf Jaros in der engen Zusammenarbeit mit Tamas Kiss und Charles Friedek den Weg bereiten hin zu Erfolgen bei den Erwachsenen. Für ihn steht bei der klaren Marschroute eines aber ohnehin fest und darin wird er sich mit seinen Mitstreitern einig sein: „Es gibt eine Menge zu tun.“
Eckhard Hutt (re.) geht in Ruhestand, Charles Friedek, Tamas Kiss und Ralf Jaros (von links) treten die Nachfolge im Dreisprunglager als DLV-Trainer an (Foto: Gantenberg)