Junge DLV-Athleten nehmen neues Konzept an
Vier Tage vor Weihnachten feierte der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) in Dortmund im Rahmen des Nationalmannschaftstreffen des "Top-Teams Peking 2008", in dem vor allem der Nachwuchs eine gestärkte Rolle einnimmt, eine frühzeitige "Bescherung" und präsentierte auf einer Pressekonferenz das neue Leistungssport-Förderungskonzept.
Fabian Schulze sieht viel Positives (Foto: Chai)
Dieses beinhaltet zum einen die Veränderung der Kaderkriterien. Das heißt, dass die Athletenzahl im A-, B- und C-Kader von 480 auf 400 reduziert wird, um sich stärker auf den Einzelnen konzentrieren zu können. Zum anderen werden die Nominierungsrichtlinien verschärft, so dass die Norm für den Jahreshöhepunkt wieder zweimal zu erfüllen ist und Gesundheitsnachweise nicht mehr für eine Nominierung ausreichen. Außerdem entwickelte der DLV ein neues Personalkonzept. Doch was sagen die Betroffenen zu diesen Ideen? Was halten die Athleten und Trainer davon? "Wenn das ganze Konzept so aufgeht, wie man es sich jetzt vorstellt, ist es auf jeden Fall ein Fortschritt, denn besonders die Unterstützung der Trainer ist wichtig", betont der Aufsteiger des Jahres vom LAZ Salamander Kornwestheim/Ludwigsburg, Fabian Schulze.
"Ich persönlich trainiere zur Zeit nur bei Landestrainern, die mich strenggenommen gar nicht trainieren dürften. Das war bisher ein Fehler im System und ich bin sehr froh, dass diese Lücke nun geschlossen wird", sagt er und die Erleichterung ist ihm dabei ins Gesicht geschrieben. "Außerdem hoffe ich, dass ich über den Verband die 50 Prozent Einbußen in meinem Gehalt bei Daimler Chrysler ausgleichen kann, da ich ja zu Gunsten des Sports auf diese Summe verzichte."
Keine Angst vor hohen Normen
Der Stabartist, der in diesem Jahr schon 5,70 Meter überspringen konnte, wird jedoch im nächsten Jahr eine neue Besthöhe überqueren müssen, um sich für Helsinki zu qualifizieren. "Doch Angst habe ich davor nicht", gibt sich der 20-jährige kämpferisch. Ganz im Gegenteil. "Das motiviert mich noch zusätzlich."
Ähnlich sieht es Vivian Zimmer von den Halleschen Leichtathletik-Freunden. Die Junioren-Weltmeisterin im Speerwurf strebt im kommenden Jahr sogar die 63-Meter-Marke an. "Ich bin zwar erst 17, aber ich werde mich da ran boxen, um in Helsinki am Start zu sein." Die Jugend hat also keine Angst vor der verschärften Norm, sondern geht die Sache offensiv an.
Schritt in die richtige Richtung
"Das ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung", stimmt auch der Neuzugang der LG Olympia Dortmund, Sara Battke, in den positiven Tenor mit ein. "Allerdings wüsste ich im Moment nicht, wo man mich noch unterstützen müsste", überlegt die Sprinterin. "Ich habe seit Oktober das Glück in Dortmund zu trainieren. Hier habe ich alles, was ich brauche. So ein Glück wünsche ich allen."
Aber dann, nach längerem Überlegen, fällt ihr doch noch etwas ein. "Es hätte mir in Grosseto wahrscheinlich unheimlich geholfen, wenn ich im Vorfeld schon Erfahrungen bei internationalen Meetings gesammelt hätte. In Italien bei der Junioren-WM war es alles so viel auf einmal. Da wäre es bestimmt gut gewesen, wenn ich schon mal auf einem DLV-Meeting gelaufen wäre, um den Trubel bereits ansatzweise erlebt zu haben. Ich hoffe, dass auch diese Punkte im Konzept umgesetzt werden." Nicht nur das Sammeln an Erfahrungen liegt ihr am Herzen, denn wenn sie an ihre Zeit in Düsseldorf zurück denkt, so weiß sie, "wie wichtig es ist, die Heimtrainer zu unterstützen."
Unterstützung der Heimtrainer notwendig
Diesen Satz würde Andrea Flasskamp wahrscheinlich sofort unterschreiben, denn auch sie kann aus dem neuen Konzept nur Vorteile ziehen. "Für uns ist die Unterstützung lebensnotwendig", berichtet sie aus dem Leben einer Heimtrainerin. "Wenn man in einer Olympiasaison Training und Beruf unter einen Hut bringen soll, da bleibt eine Sache mit Sicherheit auf der Strecke und schließlich ist man am Ende seiner Ressourcen, auch in finanzieller Hinsicht."
Außerdem freut sich die Trainerin von U20-Europameister Sebastian Ernst (FC Schalke 04) auch schon auf die angekündigten Trainerfortbildungen, denn "dort können wir alle unser Know-How erweitern, uns mit Experten aus aller Welt austauschen. So haben doch alle, Trainer und Athleten, etwas von diesem Konzept."