Marie-José Pérec zwickt der Nerv
Der Ischiasnerv spiele ihr einen üblen Streich, heißt es, deshalb hänge sie weiterhin in der Warteschleife. Marie-José Pérec und ihr heiß ersehntes Comeback entpuppt sich als "never ending story" mit immer neuen Überraschungen.
Marie-Jose Perec sorgt weiter für Schlagzeilen
Ursprünglich habe sie am kommenden Mittwoch beim Meeting in Basse-Terre, ihrer Geburtsstadt auf der Antilleninsel Guadeloupe, starten wollen, teilte Francoise Blanc, Pressesprecherin der dreimaligen Olympiasiegerin, der Nachrichtenagentur "Agence France Press" mit, doch die Verletzung habe sämtliche Pläne über den Haufen geworfen.Seit einigen Wochen plage sie sich mit dem Ischiasnerv herum, wobei die Schmerzen vom Kreuzbein bis oberhalb des Knies ausstrahlen. "Natürlich ärgert sie sich über diese Verletzung", erklärte Francoise Blanc, "aber Marie-José ist keineswegs beunruhigt und fest davon überzeugt, dass sie bald wieder voll ins Training einsteigen kann." Momentan gönnt sich Pérec die nötige Ruhe, damit sich die Entzündung nicht noch verschlimmert. Sie lässt sich regelmäßig massieren und hält sich mit Schwimmen über Wasser.
Rückkehr noch im Mai?
Wann sie ihre offizielle Rückkehr feiern werde, ließ Francoise Blanc offen. Doch Patricia Menant von "Reebok", ihrer Sportausrüsterfirma, geht davon aus, dass Pérec "nicht vor der dritten oder vierten Mai-Woche" ihren ersten Wettkampf bestreiten werde, vertraute sie der Sportzeitung "L'Equipe" an.
Schon im Februar hatte Marie-José Pérec, Inhaberin der französischen Landesrekorde über 200 Meter (21,99 sec), 400 Meter (48,25 sec) und 400 Meter Hürden (53,21 sec), in einem Exklusiv-Interview in "L'Equipe" voller Optimismus von den Weltmeisterschaften im "Stade France" in Paris gesprochen.
Idealgewicht erreicht
"Marie-José ist körperlich in einer blendenden Verfassung", fügte ihr amerikanischer Coach Brooks Johnson, der sie und ihren Freund Anthuan Maybank in San Diego betreut, wenig später hinzu, "ihr Gewicht liegt bei 61 bis 62 Kilo." Ähnlich wie 1992 in Atlanta, wo sie olympisches Gold über 400 Meter gewann, und 1996 in Atlanta, als ihr das heiß begehrte Double über 200 Meter und 400 Meter gelang. "Auch im Kraftraum ist sie gut dabei", weckte Brooks die Erwartungshaltung in der Öffentlichkeit, "das einzige Problem, das auftreten könnte, ist der Druck, dem sie standhalten muss."
Das letzte Rennen, das sie absolviert hat, liegt bereits knapp drei Jahre zurück. Am 8. Juli 2000 war Marie-José Pérec in Nizza Dritte geworden über 200 Meter. Daraufhin flog sie Richtung Sydney zu den Olympischen Spielen, auf die sie sich gemeinsam mit dem Rostocker Trainer Wolfgang Meier, dessen Ehefrau Marita Koch noch immer den 400-Meter Weltrekord (47,60 sec in Canberra 1985) hält, vorbereitet hatte.
Doch dann verließ sie Hals über Kopf die australische Metropole und hinterließ ein riesiges Bündel an Fragen, die bis heute nicht beantwortet wurden.
Noch immer viele Fans
Die schrille Diva, die mit Anthuan Maybank, 1996 in Atlanta Olympiasieger mit dem US-Staffelquartett über 4 x 400 Meter, zurückgezogen im warmen Klima Kaliforniens lebt, muss sich jetzt in Geduld üben. Genauso ihre treuen Fans, von denen es insbesondere in Frankreich noch immer viele gibt.
Aber es tauchen auch immer mehr Stimmen auf, die Zweifel hegen, ob sie je wieder zurückkehrt auf die Leichtathletik-Bühne. Sind ihre Beschwerden wirklich physischer Natur? Oder ist es einmal mehr die schwache Psyche, die ihr im Wege steht? Man darf auch nicht vergessen, dass sie am 9. Mai, also in wenigen Tagen, 35 wird, ein gesegnetes Alter für eine 400-Meter-Läuferin, die noch dazu eine verdammt lange Pause hinter sich hat.
Marie-José Pérec sagt zu all den Spekulationen nichts, aber auch gar nichts. Und dennoch ist sie in aller Munde.