Den Regen einfach weggejubelt
Wenn die "Grande Dame" des deutschen Siebenkampfes, Sabine Braun, ihre Ehrenrunde mit einem eigens angefertigten T-Shirt dreht, auf dem "Dank an das tolle Publikum" steht, und Grit Breuer den Zuschauern im Olympiastadion ein Stück ihrer gewonnenen Silbermedaille über 400 Meter anbietet, dann muss etwas Außergewöhnliches passiert sein.
Ein Meer aus Regenschirmen im Olympiastadion (Foto Kleinmann).
Böse Zungen hätten behaupten können, die Europameisterschaften in München seinen ins Wasser gefallen. Doch die Fans auf den Rängen feierten und feuerten an, als gebe es keine sintflutartigen Regengüsse und august-untypische Temperaturen von meist mauen 18 Grad. Die Welle schwappte durchs Stadion, die Zuschauer auf der Gegentribüne schafften das Kunststück, Regenschirme in den Händen zu halten und gleichzeitig klatschend die Athleten anzufeuern, auch nach Wettkampfende harrten Zehntausende auf den Rängen aus, um Siegern und Platzierten bei der Medaillenzeremonie Respekt zu zollen.Der Einsatz wurde belohnt
Die frenetische Anfeuerung führte trotz widriger Bedingungen zu Höchstleistungen. Eine Weltbestzeit, ein Europarekord und ein Junioren-Weltrekord fanden Aufnahme in die Statistiken. Darüber hinaus gab es unter anderem 22 Landesrekorde. Im Medaillenspiegel findet sich Russland mit sieben Gold-, neun Silber- und acht Bronzemedaillen vor Großbritannien und Spanien an der Spitze. Deutschland findet sich mit zwei Gold-, neun Silber- und sieben Bronzemedaillen auf Rang sieben wieder. Die Nationenwertung, in der die Plätze eins bis acht gewertet werden, wird ebenfalls von Russland mit 225 Punkten dominiert. Dahinter folgen Deutschland (186 Punkte) und Spanien (153 Punkte) auf zwei und drei.
Nahezu jeder erfolgreiche Sportler sprach dem Publikum überschwänglich seinen Dank aus. Bei der Abschlussfeier liefen die deutschen Athleten mit einem Plakat ein, das die Aufschrift "Danke München" trug. Zusätzlich hielten Helfer eine riesige "EM 2002 – It was fantastic"-Banderole in die Höhe. Ein rundum gelungenes Geben und Nehmen.
Schallmauer durchbrochen
Mit 180.000 Zuschauern hatte man im Vorfeld der EM gerechnet, auf 200.000 Besucher gehofft, am Ende durchbrach die Leichtathletik-EM die Schallmauer von 300.000 Zuschauern. Exakt 303.900 Fans verfolgten an den sechs Tagen die Titelkämpfe live im Olympiastadion, am Donnerstag und am Sonntag war das Stadion mit 48.500 Zuschauern restlos ausverkauft. "Das ist eine Zahl, mit der niemand gerechnet hatte", erklärte Olympiapark-Chef Wilfrid Spronk, zugleich geschäftsführender Vizepräsident des Organisationskomitees: "Die Zuschauer, die ins Stadion gekommen sind, verdienen eine Goldmedaille." Hoch her ging es auch entlang der Marathonstrecke. 150.000 Wegbegleiter hatten die Frauen am Samstag und ähnlich viele dürften es auch einen Tag später bei den Männern gewesen sein.
Traumquoten fürs Fernsehen
Nicht nur im Münchner Olympiastadion fanden sich Leichtathletik-Interessierte zusammen, in ganz Deutschland saßen die Fans vor den Fernsehern. "Das Erste" schloss, nicht zuletzt unterstützt durch die Leichtathletik-EM, das erste Monats-Drittel im August als Spitzenreiter ab. Mit 15,7 Prozent Marktanteil führt die ARD die Tabelle deutlich vor dem ZDF (13,9 %) und den dritten Programmen (13,8 %) an. Der Samstag bescherte noch einmal Traumquoten von bis zu 4,49 Millionen Zuschauern und den Tagessieg mit 21,5 Prozent Marktanteil. Die beste Einschaltquote verzeichnete die Entscheidung im Stabhochsprung, als 4,49 Millionen Zuschauer für einen Marktanteil von 35,8 Prozent sorgten. OK-Präsident Helmut Digel freute sich vor allem über den Sieg im direkten Duell gegen die Sat.1-Fußball-Sendung "ran".