Den Team-Gedanken leben
25 von 56 Athleten des "Top-Team-Kader Peking 2008", Heimtrainer und Bundestrainer haben sich zum Lehrgang in Hannover eingefunden. Neben dem Training stehen für die insgesamt 70 Teilnehmer in den Tagen von 28. April bis zum 1. Mai Referate und Beratung zu den Themen "Psychologisches Training" und "Ernährung im Hochleistungssport" im Mittelpunkt.
Jürgen Mallow möchte, dass die Athleten das Team repräsentieren. (Foto: Chai)
Rita Girschikofsky, Präsidentin des Niedersäschischen Leichtathletik-Verbandes (NLV), brachte anlässlich einer Pressekonferenz in der Sportakademie in Hannover ihre Freude zum Ausdruck, dass sich der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) für seine zweite Maßnahme des "Top-Team-Kader Peking 2008" für Hannover entschieden hat. "Auch die Athleten werden sehen, dass sie hier optimale Trainingsbedingungen vorfinden werden", versprach sie und hoffte, dass viele der Sportler wieder zum trainieren in die niedersächsische Landeshauptstadt zurückkehren werden.Der leitende Bundestrainer Jürgen Mallow wies erneut darauf hin, dass der Kader kein starres und geschlossenes Konstrukt darstelle, sondern stets für Athleten, die sich mit guten Leistungen anbieten, offen sei. So sei es wahrscheinlich, dass die Anzahl der dem Kader angehörigen Athleten im Herbst von 56 auf 70 aufgestockt werde. Wichtig sei, dass man als Team auftreten wolle und die Athleten das Team repräsentieren.
Der internationalen Konkurrenz stellen
Vor allem dem Vorwurf, die deutschen Athleten stellten sich nicht in ausreichendem Maße der internationalen Konkurrenz, wollen man entgegentreten. Auch junge Sportler sollen künftig bei internationalen Meetings an den Start gehen und dort Erfahrungen sammeln.
Sportdirektor Frank Hensel betonte weiterhin die Wichtigkeit der dualen Anbindung. Den Athleten sollen entscheidende Hilfestellungen in Bezug auf Schule, Arbeitsplatz und ähnliche Themen gegeben werden, so dass sie und ihre Trainer bei ihrer Arbeit optimal begleitet seien.
Von besonderer Bedeutung sei der Perspektivansatz des Kaders. "Viele Mitglieder des Kaders können in Peking eine Endkampfplatzierung oder sogar eine Medaille gewinnen", erklärte Frank Hensel. Für zwei Jahre wolle man jetzt an allen Athleten des "Top-Team-Kader Peking 2008" festhalten, ohne auch nur einen unter Druck setzen zu wollen. Sicherlich hätte auch er sich über mehr Teilnehmer am Lehrgang gefreut, was aus terminlichen Gründen bei vielen Sportlern aber leider nicht zu realisieren war.
WM fest im Visier
Mit René Herms und Carolin Hingst waren aber trotzdem zwei Aushängeschilder des Kaders vor Ort. 800 Meter-Läufer René Herms, der nur sehr wenige Rennen während der Hallensaison gelaufen ist, hat die Weltmeisterschaften in Helsinki (6. bis 14. August) fest im Visier. Er wird nächste Woche nach Zinnowitz ins Trainingslager fahren und nach den Deutschen Meisterschaften noch einmal in Kienbaum trainieren.
In Vorbereitung auf die Weltmeisterschaften möchte er viele internationale Rennen bestreiten. "Damit sollte ich beste Voraussetzungen haben, um mich erfolgreich für die WM zu qualifizieren", erklärt der 22-Jährige. Trotz eines Vereins-internen Wettkampf am Sonntag ist der Sportsoldat von der LG Asics Pirna gerne nach Hannover gekommen. "Wir müssen den Teamgedanken leben."
Nicht alles so negativ sehen
Auch Stabhochspringerin Carolin Hingst, gerade aus dem Trainingslager in Südafrika zurück, war nach Hannover gereist. "Ich denke man sollte in der Leichtathletik nicht immer alles so negativ sehen. Wieso wird ein vierter Platz bei einer Hallen-EM immer nur als vierter Platz dargestellt? Das verstehe ich nicht, das ist doch auch eine gute Leistung", meinte sie bei der Pressekonferenz in der Sportakademie.
Die Trainingsbedingungen vor Ort findet sie optimal, der Lehrgang mache Spaß. Auch die Arbeit mit Heiner Langenkamp, dem Psychologen des Lehrgangs, findet die Mainzerin sehr wichtig: "Im Wettkampf sind über 70 Prozent Psychologie. " In den USA und in Schweden hat psychologisch unterstützende Arbeit im Sport einen sehr hohen Stellenwert. "Da muss hier in Deutschland noch dran gearbeitet werden", meint die 24-Jährige.
Mit kleinen Schritten zu großen Schritten
Am 22. Mai wird Carolin Hingst ihren ersten Wettkampf bestreiten, danach folgt fast jede Woche ein weiterer. Topfit will sie das Ticket für die Weltmeisterschaften lösen. Ein weiteres Trainingslager ist nicht mehr geplant. 4,80 Meter hat sie sich für diese Saison zum Ziel gesetzt. "Das bin ich zwar noch nicht gesprungen, aber ich stehe kurz davor", berichtet der Schützling von Herbert Czingon.
Der nächste Lehrgang des "Top-Team-Kader Peking 2008" ist für Mitte November in Dortmund geplant. Dann werden, nach Beendigung der Saison und einer möglichen Erweiterung des Kaders, hoffentlich auch mehr Athleten dabei sein. Wie Jürgen Mallow betonte, müsse in vielen Bereichen mit kleinen Schritten begonnen werden, die dann zu großen Schritten werden können.