Ralf Bartels plaudert aus dem Nähkästchen
"Hallo, ich bin der Ralf", mit diesen Worten begrüßt Kugelstoßer Ralf Bartels am Dienstagabend bei einem Pressedinner im Marriott Hotel Leipzig die Medienvertreter, die sich nicht zuletzt wegen ihm auf den Weg gemacht hatten. Mit die weiteste Anreise von rund 400 Kilometern aus Neubrandenburg hatte der EM-Dritte allerdings selbst. Es war ihm die Sache wert.
Ralf Bartels wusste in Leipzig viel zu erzählen
Doch von Müdigkeit keine Spur. Seine ersten Ausführungen gelten auch gleich dem European Indoor Cup, der am kommenden Samstag in der "Arena Leipzig" seine Premiere feiert. "Es ist möglich, einen Platz unter den ersten Drei zu machen", gibt Ralf Bartels, der sich von der Halle selbst erst noch einen Eindruck machen will, obwohl er schon viel Gutes gehört hat, seine Parole aus. Locker und aufgeschlossen
An seiner Seite sitzt Holger Tschense, Bürgermeister der Stadt Leipzig. Manche nennen ihn auch salopp schlicht und einfach den "Sportbürgermeister". Entsprechend kompetent kommt auch von ihm die ein oder andere Frage an den Top-Athleten. Ralf Bartels beantwortet sie alle. Locker, zügig, sympathisch, aufgeschlossen.
So kennt man ihn, den jungen Mann aus dem Nordosten der Republik. Als er ein wenig Unterstützung für die Leipziger Olympia-Bewerbung signalisiert, verpasst ihm Holger Tschense gleich einen Anstecker. "Spiele mit uns 2012" steht drauf, das Motto der Sachsen.
Metermachen bei Cooper-Test
Auch ein paar Sprüche müssen zur Auflockerung zwischendurch mal sein. "Ich bin der Auffassung, alles über hundert Meter kann man mit dem Auto fahren", bringt Ralf Bartels die Runde zum Schmunzeln. Doch wenig später versetzt er diese in Staunen. 2.500 Meter legt er beim Cooper-Test in zwölf Minuten zurück. Nicht schlecht für einen Mann seines Kalibers. "Für mich geht es dabei darum, dass ich mich durchbeiße und den inneren Schweinehund überwinde." Zustimmendes Nicken bei dem ein oder anderen Zuhörer.
Auch ein internationaler Gast sitzt am Tisch. Luciano Barra, der Top-Event-Manager des Europäischen Leichtathletik-Verbandes (EAA), lauscht aufmerksam dem Geschehen. Er wirft plötzlich eine interessante Frage auf, die auch den sonst so wortstarken Ralf Bartels für einen Moment zum Nachdenken bringt.
Ein Blick in die Kugelstoß-Geschichte
Wer für ihn der bedeutendste Kugelstoßer aller Zeiten sei, will der Funktionär, der eng in das Konzept des European Indoor Cups mit eingebunden ist, wissen. "Parry O'Brien", sagt Ralf Bartels, "er hat mit seiner Angleittechnik das Kugelstoßen salonfähig gemacht. Mich hat aber auch Udo Beyer beeindruckt. Er war nicht gerade ein begnadeter Techniker, aber er machte viel über die Maximalkraft." Keine Frage, der große, starke Mann kennt sich aus und könnte sicherlich aus dem Stand endlos über seine Disziplin referieren.
Und er weiß, wie der Hase läuft, denn irgendwann zwischen dem Vier-Gänge-Menü luchst er Luciano Barra die Zusage ab, am Samstagmorgen in der Arena noch trainieren zu dürfen. "Aber nur wenn er nichts kaputt macht", meint der grauhaarige Italiener. Ralf Bartels schmunzelt ihm einen Konter entgegen: "Wir machen nie etwas kaputt, wenn dann ist es nur die Kugel." Wird es sich Herr Barra deshalb doch noch einmal überlegen, ob er das "Go" für die kleine Trainingseinheit am Morgen wirklich gibt? Diese unausgesprochene Frage war die einzige, die an dem gelungenen Presseabend unbeantwortet blieb.
Audio-Mitschnitt vom Pressedinner mit Ralf Bartels:
LISTEN TO THE STAR (mp3, 90 sec, 614 KB)