Dennis Leyckes strebt zur WM nach Berlin
Zehnkämpfer Dennis Leyckes (Erfurter LAC) setzt sich für 2009 ein klares Ziel: „Ich will mich für die WM in Berlin qualifizieren“. Dafür hat sich einiges in seinem Leben geändert, sportlich wie privat. Vor allem aber ist sein Optimismus gestiegen, dass sein Körper ihn nicht wieder in Stich lässt, so wie es auch in diesem Jahr wieder der Fall war.
In Peking (China) wollte er 2008 Olympische Luft schnuppern, so wie vor vier Jahren in Athen (Griechenland), wo er mit großen Erwartungen hingeflogen war, dann aber verletzt aufgeben musste. Doch auch diesmal hatte er Pech. Ihm riss ein Muskelbündel im Adduktorenbereich ab, konkreter der adductor longus. „Das ist einer von fünf Adduktorenmuskeln an der Innenseite des Oberschenkels“, doziert er fachkundig. „Den braucht man eigentlich nicht ganz so toll, aber man braucht ihn halt.“ Der Riss reichte jedenfalls aus, um alle Chancen für die Qualifikationswettkämpfe zunichte zu machen.Verletzungen haben ihm überhaupt einiges an Erfolgen gekostet. Seine beste Punktzahl erzielte er bisher mit 8.310 Punkten im Jahr 2006. Damals trainierte er in Leverkusen bei Jörn Elberding, dem heutigen DLV-Verantwortlichen für die deutschen Stabhochspringer. Der Stabhochsprung zählte immer zu den Schokoladendisziplinen von Dennis Leyckes, aber sein Herz hing eben am Zehnkampf, auch wenn er damit nicht so oft im Schaufenster der Öffentlichkeit stand.
Oft an der Grenze
Nach seiner Bestleistung 2006 hielt er die Form auch bis zur Hallensaison 2007, wo er Vierter bei der Hallen-WM wurde. Das zeigte sein Potential, an das viele immer geglaubt haben, dass er aber oft verletzungsbedingt nicht abrufen konnte.
Zehnkampf ist eine schwierige Disziplin, die wegen ihrer Vielfalt auch hohe Anforderungen an den Körper stellt. „Wir bewegen uns oft an der Grenze, und da bleiben Verletzungen nicht aus. Es ist schwer, eine Schwelle zwischen dem gesunden und weniger gesunden Körper zu finden.“ Auf die Frage, ob er genug für die Gesundheit getan habe, antwortet er: „Sicherlich, denn ich bin Profisportler, der Tag hat 24 Stunden und 16 bis 18 Stunden sind für den Sport da.“
So war es auch in den Jahren 2005 und 2006, als er in Leverkusen in einer Sportler-WG gemeinsam mit Zehnkämpfer Stefan Drews lebte. „Das waren zwei gute Jahre, es hat Spaß gemacht“. Aber dann kam er doch zu der Ansicht, dass er nochmals einen richtigen Schnitt in seinem Leben machen musste.
Umzug nach Erfurt
Gewissermaßen ein Anstoß dafür war auch, dass er Hürdenläuferin Ulrike Urbansky (Erfurter LAC) kennen lernte. „Am 28. April 2007 war ich erstmals in Erfurt, da hat es zwischen uns gefunkt und nach vier Monaten beschloss ich, nach Erfurt zu ziehen.“ Das hat er bis heute nicht bereut, ist schnell dort heimisch geworden. „Es ist eine sehr schöne Stadt, und auf jeden Fall wesentlich ruhiger als dort, wo ich früher gewohnt habe. Ich hatte zwar dort nie Probleme, weil ich ein friedlicher Mensch bin. Aber das Gewaltpotential, die Streitbereitschaft, war in anderen Städten wesentlich höher als in Erfurt.“
Am 5. September hat er seine Herzdame geheiratet, vor kurzem sind sie in eine gemeinsame Wohnung im Erfurter Stadtzentrum gezogen.
Gegenwärtig ist im Leben des Dennis Leyckes alles in Ordnung, sowohl privat als auch sportlich. Das Training bei seinem neuen Trainer Gerald Gehlich, der gleichzeitig auch Geschäftsführer des Erfurter LAC ist, läuft planmäßig. Natürlich findet jetzt im Winter noch kein Spezialtraining für die einzelnen Disziplinen des Zehnkampfes statt. Aber Vergleiche des Fitnesszustandes sind durchaus möglich. „Ich bin wesentlich stärker und athletischer als im Vorjahr, und diese Komponenten sind sehr wichtig für den Mehrkampf“, schätzt sich Dennis Leyckes selbst ein. Da kann er es verschmerzen, dass er im Sprint noch nicht so schnell ist.
Eine Hallensaison plant er nicht, vielleicht werden es einige Einzelstarts werden, wenn er sich denn wohl fühlt. Der Fokus aber liegt auf dem Sommer.
Über Ratingen nach Berlin
Da wird nicht die Qualifikationsnorm (dürfte bei etwa 8.050 Punkten liegen) die Hürde sein, sondern die starke Konkurrenz. „Seit 2004 gibt es im Zehnkampf in Deutschland wieder einen Aufschwung, gibt es Athleten, die über 8.000 Punkte erzielen“, analysiert er die letzten Jahre. „Aber Konkurrenz belebt das Geschäft, das spornt mich nur an.“
Um ein wenig das Gefühl für einen Zehnkampf wieder zu bekommen, plant Dennis Leykes, im Mai in Desenzano in Italien (9./10. Mai) zu starten. Der Ernstfall aber wird in Ratingen (20./21. Juni) sein, wo nach seiner Meinung die Würfel für oder gegen die Teilnahme bei der Weltmeisterschaft in Berlin endgültig fallen werden. „Da will ich richtig angreifen“, gibt er sich kämpferisch. „Ich bin optimistisch, dass ich es packe. Und dann nehme ich mir für Berlin vor, um einen Platz unter den ersten Sechs zu kämpfen“. Zuzutrauen ist es ihm, wenn denn sein Körper diesmal mitspielt.