| Rückblick

Der große Disziplin-Check 2014 - Speerwurf Männer

Das Leichtathletik-Jahr 2014 ist fast Geschichte. Hinter den Topathleten liegen die EM in Zürich (Schweiz), die Team-EM in Braunschweig und die Hallen-WM in Sopot (Polen). Der Nachwuchs hat bei der U20-WM in Eugene (USA) und den Olympischen Jugendspielen in Nanjing (China) internationale Erfahrungen gesammelt. Zeit zurückzublicken – und die deutschen Leistungen in den einzelnen Disziplingruppen genauer unter die Lupe zu nehmen. Heute: Speerwurf der Männer.
Jan-Henner Reitze

2014 im Rückblick

Thomas Röhler hat seine kontinuierliche Entwicklung der vergangenen beiden Jahre fortgesetzt. In sieben Wettkämpfen des Sommers hat der Athlet des LC Jena seine Bestleistung aus dem Vorjahr (83,95 m) übertroffen. Höhepunkt war das Diamond League-Finale in Zürich (Schweiz), das er nicht nur mit bärenstarken 87,63 Metern gewann, sondern sich damit auch den Sieg im Diamond Race sicherte.

Gleichzeitig machte der Deutsche Meister seine größte Enttäuschung des Jahres ein Stück weit vergessen. Bei der EM an gleicher Stelle zwei Wochen zuvor hatte der 23-Jährige im Finale keinen ordentlichen Versuch zu Stande gebracht und war im Vorkampf immer wieder weggerutscht und ausgeschieden.

Nach vielen Verletzungen startete Aufsteiger Andreas Hofmann (MTG Mannheim) zu Beginn der Saison durch und verbesserte seine Bestleistung insgesamt um mehr als fünf Meter. Bei der Team-EM flog sein Speer auf 86,13 Meter - Sieg. Bei der DM und später EM segelte der Speer nicht mehr über die 80-Meter-Marke. So ein Leistungsfeuerwerk wie zu Saisonbeginn gilt es eben auch erst einmal zu verarbeiten.

U20-Europameister Julian Weber (USC Mainz) übertraf in seinem ersten Jahr bei den Aktiven die 80-Meter-Marke. Jonas Bonewit (LG Stadtwerke München) erreichte bei der U20-WM Rang vier und Tom Meier (LC Jena) schraubte die DLV-Bestleistung der U18 mit dem 700-Gramm-Speer auf 76,80 Meter.

Einige Athleten konnte also sehr positive Akzente setzen - dabei ist auch die Verletztenliste im Speerwurflager lang. Ex-Weltmeister Matthias de Zordo (SC Magdeburg) konnte noch nicht wieder eingreifen, genau wie der U23-Europameister von 2011 Till Wöschler (LAZ Zweibrücken). Verletzungsbedingte Rückschläge mussten 2014 auch die WM-Teilnehmer des vergangenen Jahres Lars Hamann (Dresdner SC 1898) und Bernhard Seifert (LC Jena) überwinden. 

Unsere Top Drei

<link https: www.leichtathletik.de nationalmannschaft athletenportraet athlet detail thomas-roehler _blank>Thomas Röhler

LC Jena, 23 Jahre
SB: 87,63 m | PB: 87,63 m (2014)
DM: 1. Platz
EM: 12. Platz
DLV-Jahresbestenliste: 1.
Europäische Bestenliste: 2.
Welt-Jahresbestenliste: 4.

<link https: www.leichtathletik.de nationalmannschaft athletenportraet athlet detail andreas-hofmann _blank>Andreas Hofmann

MTG Mannheim, 23 Jahre
SB: 86,13 m | PB: 86,13 m (2014)
DM: 3. Platz
DLV-Bestenliste: 2. Platz
Europa-Jahresbestenliste: 6. Platz
Welt-Jahresbestenliste: 9. Platz                   

<link https: www.leichtathletik.de nationalmannschaft athletenportraet athlet detail carolin-paesler _blank>Julian Weber

USC Mainz, 20 Jahre
SB: 80,72 m | PB: 80,72 m (2014)
DM: 2. Platz
DLV-Jahresbestenliste: 3. Platz
Europa-Jahresbestenliste: 28. Platz
Welt-Jahresbestenliste: 43. Platz

Der Pechvogel

<link https: www.leichtathletik.de nationalmannschaft athletenportraet athlet detail matthias-de-zordo _blank>Matthias de Zordo
SC Magdeburg, 26 Jahre
SB: - | PB 88,36 m (2011) 

Wieder hat der Weltmeister von 2011 eine Saison verpasst. Nach seinem Achillessehnenriss im Mai 2013 will Matthias de Zordo erst wieder komplett fit sein, bis er sich wieder im Wettkampf zeigt.

Unser Hoffnungsträger

<link https: www.leichtathletik.de nationalmannschaft athletenportraet athlet detail jonas-bonewit _blank>Jonas Bonewit
LG Stadtwerke München, 19 Jahre
SB: 72,06 m | PB 72,06 m (2014) 

Auch unter Druck hat Jonas Bonewit seine Leistung abgerufen und sich bei der U20-WM Rang vier gesichert. In Eugene warf der 19-Jährige an seine Bestleistung aus Mannheim heran. Ein ebenso großes Talent ist Tom Meier (LC Jena), der eine DLV-Bestleistung für die U18 erzielte.

2015 im Ausblick

Die junge DLV-Speerwurf-Garde hat das Potenzial, in den kommenden Jahren international ein erhebliches Wörtchen mitzureden. Was Wettkämpfe auf hohem Niveau angeht, hat Thomas Röhler die beste Basis gelegt, um 2015 endlich auch beim Jahreshöhepunkt im Endkampf mitzumischen. Mit seinem Sieg im Diamond Race hat er gezeigt, dass er in seiner Disziplin ganz weit nach vorne gehört.

Andreas Hofmann hat gezeigt, was in ihm steckt. Es gilt die Stabilität aufzubauen, Top-Weiten konstant abzurufen. Mit Julian Weber, David Golling oder Johannes Vetter stehen weitere Athleten an der Schwelle zur internationalen Klasse.

Matthias de Zordo, Till Wöschler, Lars Hamann und Bernhard Seifert ist zu wünschen, dass sie gesund durch den Winter kommen und wieder an alte Leistungen anknüpfen können. Dann steht einem spannenden Kampf um die WM-Tickets nichts im Weg. Da sich Thomas Röhler durch seinen Sieg im Diamond Race sein zusätzliches Ticket schon gesichert hat, könnten in Peking (China) sogar vier DLV-Speerwerfer auf Medaillenjagd gehen.

Auch bei U23- und U20-EM sowie der U18-WM stehen die Chancen auf eine erfolgreiche Teilnahme gut.

Das sagt der Bundestrainer

Herr Obergföll, wie fällt Ihre Bilanz für das EM-Jahr 2014 aus?

Boris Obergföll:
Der Bundeskader hat sich sehr gut entwickelt. Thomas Röhler hat 87 Meter übertroffen, Andreas Hoffmann 86 Meter. Wermutstropfen war, dass keine EM-Medaille herausgekommen ist. Außerdem rücken junge Athleten wie Julian Weber mit seinen 80,72 Metern, David Golling mit 80,32 Metern oder Johannes Vetter mit 79,75 Metern nach. Ich habe in Bezug auf den Nachwuchs ein Luxusproblem und muss mir keine Sorgen machen.

Was oder wer war für Sie das ganz persönliche Highlight der vergangenen Monate?

Boris Obergföll:
Als Andreas Hofmann mit seinen 86 Metern in Braunschweig die Team-EM gewonnen hat, war ich bei der Geburt meines Sohnes dabei. Leider konnte ich bei diesem Wettkampf nicht dabei sein, das war ein Highlight. Genauso wie der Sieg mit 87,63 Metern von Thomas Röhler beim Diamond League-Meeting in Zürich. Das habe ich per Internet verfolgt.

Mit welchen Aufgaben und Zielen gehen Sie in die kommende Saison?

Boris Obergföll:
Wir haben viele starke, junge Athleten. Das nährt meine Hoffnung, dass wir das erreichen können, was ich mir als Bundestrainer vorgenommen habe: Drei, vier Athleten auf einem hohen Niveau zu haben, die bei den internationalen Meisterschaften auch um Medaillen mitkämpfen können. Im nächsten Jahr bei der WM oder spätestens in Rio wollen wir mit drei solchen Athleten am Start sein. Dazu ist es mein Ziel, mit den anderen Speerwurf-Trainern ein Team zu bilden. Wir wollen uns regelmäßig treffen und austauschen, um gemeinsam Probleme ansprechen und Lösungen entwickeln zu können. Das wird der Schlüssel zum Erfolg sein. Ich allein weiß nicht alles. Gebündeltes Wissen gilt es zusammenzuführen. Dann kommt das Beste für jeden einzelnen Athleten raus.

Zahlen und Fakten

Die Jahresbesten

87,63 m - Thomas Röhler (LC Jena)
86,13 m - Andreas Hofmann (MTG Mannheim)
80,72 m - Julian Weber (USC Mainz)
80,32 m - David Golling (LC Cottbus)
79,75 m - Johannes Vetter (Dresdner SC 1898)
79,65 m - Lars Hamann (Dresdner SC 1898)
78,02 m - Bernhard Seifert (LC Jena)
72,55 m - Eric Uder (SV schlau.com Saar 05 Saarbrücken)
72,10 m - Chris Dittelbach (OSC Berlin)
72,06 m - Jonas Bonewit (LG Stadtwerke München)

Internationale Endkampf-Platzierungen 2014
EM: keine
U20-WM: Jonas Bonewit (4. Platz; 71,62 m)
Olympische Jugendspiele: keine

Entwicklung des Spitzenniveaus

JahrAthleten > 82,00 mSchnitt Top Ten
2005Mark Frank (84,88), Christian Nicolay (83,20), Stefan Wenk (83,07)79,71
2006Peter Esenwein (85,30), Stefan Wenk (83,94), Christian Nicolay (83,72)79,48
2007Peter Esenwein (82,78), Stephan Steding (82,46), Mark Frank (82,23)80,05
2008Stephan Steding (83,50), Alexander Vieweg (83,27), Peter Esenwein (82,72), Matthias de Zordo (82,51)79,90
2009Mark Frank (83,86), Tino Häber (83,46)79,67
2010Matthias de Zordo (87,81), Till Wöschler (82,52)79,02
2011Matthias de Zordo (88,36), Till Wöschler (84,48), Mark Frank (82,54)79,94
2012Tino Häber (82,10)79,75
2013Lars Hamann (84,20), Thomas Röhler, Thomas (83,95), Bernhard Seifert (82,42)80,45
2014Thomas Röhler (87,63), Andreas Hofmann (86,13)78,89

 

Entwicklung Jahresbestleistungen

JahrDeutschlandEuropaDiff.WeltDiff.
200584,88 (M. Frank)91,53 (Pitkämäki/FIN)6,6591,53 (Pitkämäki/FIN)6,65
200685,30 (P. Esenwein) 91,59 (Thorkildsen/NOR)6,2991,59 (Thorkildsen/NOR)6,29
200782,78 (P. Esenwein)91,23 (Pitkämäki/FIN)8,4591,29 (Greer/
USA)
8,45
200883,50 (S. Steding) 90,57 (Thorkildsen/NOR)7,0790,57 (Thorkildsen/NOR)7,07
200983,86 (M. Frank)91,28 (Thorkildsen/NOR)7,4291,28 (Thorkildsen/NOR)7,42
201087,81 (M. de Zordo)90,37 (Thorkildsen/NOR)2,5690,37 (Thorkildsen/NOR)2,56
201188,36 (M. de Zordo)90,61 (Thorkildsen/NOR)2,2590,61 (Thorkildsen/NOR)2,25
201282,10 (T. Häber)88,34 (Vesely/CZE)6,2488,34 (Vesely/CZE)6,24
201384,20 (L. Hamann)89,03 (Pitkämäki/FIN)4,8389,03 (Pitkämäki/FIN)4,83
201487,63 (T. Röhler)88,01 (Ruuskanen/FIN)0,3889,21 (El Sayed/EGY)1,58

Das fällt auf

  • Im DLV mischen viele junge Speerwerfer mit, leider kämpfen auch viele mit Verletzungsproblemen
  • Auch wegen vieler Verletzungen ist der Top-Ten-Schnitt im DLV schwächer als in den vergangenen Jahren
  • Zum ersten Mal seit 2007 steht kein Europäer an der Spitze der Weltjahresbestenliste.

Video-Clips

<link video:9708>Thomas Röhler wirft über 80 Meter
<link video:9891>Julian Weber legt 77 Meter nach
<link video:10640>Jonas Bonewit im letzten Versuch
<link video:10493>Tom Meier mit überragender deutscher U18-Bestleistung
<link video:10219>Jonas Bonewit hält den Speerwurf-Sieg in Deutschland

Die weiteren Disziplin-Checks 2014 im Überblick

<link news:38065>Hammerwurf Frauen
Hammerwurf - Männer
Diskuswurf - Frauen
<link news:38049>Diskuswurf - Männer
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<link news:38022>Kugelstoßen - Männer
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Dreisprung - Frauen
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<link news:37046>Sprint - Männer

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