| Rückblick

Der große Disziplin-Check 2015 – Hindernis Frauen

Das Leichtathletik-Jahr 2015 neigt sich dem Ende entgegen. Hinter Athleten, Trainern und Fans liegen Monate voller Höhepunkte, mit internationalen Meisterschaften der U18, U20 und U23 sowie mit Hallen-EM und WM der Aktiven. Die abschließenden leichtathletik.de-Analysen zeigen, wie sich die einzelnen Disziplingruppen 2015 präsentiert haben. Heute: 3.000 Meter Hindernis Frauen.
Pamela Ruprecht

2015 im Rückblick

Der bisher allergrößte Erfolg einer deutschen Hindernisläuferin krönte das Jahr. Gesa Felicitas Krause lief bei den Weltmeisterschaften in Peking (China) mit einem couragierten Rennen zur Bronzemedaille -  zu Gold fehlten nur 24 Hundertstel. Es war nicht das erste Mal, dass die Frankfurterin diesen Sommer nach drei Jahren wieder eine Bestzeit verbuchen konnte. Den starken 9:19,25 Minuten bei ihrem WM-Triumph im „Vogelnest“ waren 9:20,15 Minuten beim Diamond League-Meeting in Monaco (Monte Carlo) vorausgegangen.

Damit nähert sich Gesa Felicitas Krause immer mehr dem deutschen Rekord von Antje-Möldner Schmidt (LC Cottbus; 9:18,54 min). Nach dem verletzungsbedingten Saison-Ausfall der Europameisterin von Zürich (Schweiz) konnte Gesa Felicitas Krause die nächste internationale Medaille für die Disziplin holen. Es war außerdem die erste WM-Medaille für eine DLV-Athletin in einer Laufdisziplin seit 1991 und insgesamt die erste im Hindernislauf bei Welt-Titelkämpfen.

Starke Vorbilder haben dahinter also die U23-Läuferinnen im Kader. Viele haben 2015 ihre Bestzeiten gesteigert. Maya Rehberg (SG Kronshagen/Kieler TB) landete bei der DM vor der erfahrenen EM-Finalistin von 2012 Sanaa Koubaa (TSV Bayer Leverkusen) und unterbot in Leuven (Belgien) im Alleingang erstmals die 9:50-Minuten-Grenze. Bei der U23-EM in Tallin (Estland) wurde die 21-Jährige gute Sechste. Cornelia Griesche (DJK Ingolstadt) kam auf Rang 13.

Noch nicht dabei war die Deutsche U23-Meisterin Ronja Böhrer (SSC Bad Sooden/Allendorf), die als Jüngste in zwei Jahren nochmal die Chance hat. Bei der U20-EM in Eskilstuna (Schweden) verbuchte Antonia Hehr (SV Molbergen) mit dem Finaleinzug und Rang acht einen Erfolg.

Unsere Top Drei

<link https: www.leichtathletik.de nationalmannschaft athletenportraet athlet detail gesa-felicitas-krause _blank>Gesa Felicitas Krause

LG Eintracht Frankfurt, 23 Jahre
SB: 9:19,25 min | PB: 9:19,25 min (2015)
DM: 1. Platz
WM: 3. Platz
DLV-Jahresbestenliste: 1.
Europäische Bestenliste: 1.
Welt-Jahresbestenliste: 8.

Sanaa Koubaa

TSV Bayer Leverkusen, 30 Jahre
SB: 9:46,81 min | PB 9:43,08 min (2012)
DM: 3. Platz | WM: -
DLV-Jahresbestenliste: 2.
Europäische Bestenliste: 30.
Welt-Jahresbestenliste: 80.

<link https: www.leichtathletik.de nationalmannschaft athletenportraet athlet detail maya-rehberg _blank>Maya Rehberg

SG Kronshagen/Kieler TB,  21 Jahre
SB: 9:49,88 min | PB 9:49,88 min (2015)
DM: 2. Platz | WM: -
DLV-Jahresbestenliste: 3.
Europäische Bestenliste: 35.
Welt-Jahresbestenliste: 91.

Unsere Hoffnungsträgerin

<link https: www.leichtathletik.de nationalmannschaft athletenportraet athlet detail maya-rehberg _blank>Maya Rehberg

SG Kronshagen/Kieler TB,  21 Jahre
SB: 9:49,88 min | PB 9:49,88 min (2015)

Ihre Leistungskurve geht eindeutig nach oben. Maya Rehberg arbeitet sich an immer schnellere Zeiten heran. Mit dem sechsten Platz im Finale der U23-EM hat die 21-Jährige unter der gleichaltrigen europäischen Konkurrenz schon mal gezeigt, dass sie international vorne mitmischen kann.

Der Pechvogel

<link https: www.leichtathletik.de nationalmannschaft athletenportraet athlet detail antje-moeldner-schmidt _blank>Antje Möldner-Schmidt

LC Cottbus, 31 Jahre
SB: - | PB: 9:18,54 min (2009)

2014 feierte sie mit dem Europameister-Titel ihren größten Triumph - nach überstandener schwerer Krankheit umso bemerkenswerter. 2015 konnte Antje Möldner-Schmidt wegen Fußproblemen, die sie schon länger begleiten, nicht am Wettkampfgeschehen teilnehmen. Stattdessen unterzog sie sich im Juli einer Fußoperation, um bei den Olympischen Spielen wieder angreifen zu können.

2016 im Ausblick

Wird Antje Möldner-Schmidt wieder fit, kann der DLV 2016 zusammen mit Gesa Felicitas Krause auf zwei sehr starke Hindernisläuferinnen bauen. Die Europameisterschaften in Amsterdam (Niederlande) sind eine wichtige Zwischenstation auf dem Weg zu den Olympischen Spielen in Rio. Antje Möldner-Schmidt ist in der niederländischen Hauptstadt Titelverteidigerin, Gesa Felicitas Krause war in diesem Jahr schnellste Europäerin. Das verspricht eine spannende Konstellation zu werden.

Auch bei den Olympischen Spielen ist seit dem Gewinn der WM-Bronzemedaille von Gesa Felicitas Krause klar, dass Medaillenträume auf Weltebene realistisch sind. Bundestrainer Werner Klein gibt einen Platz auf dem Podest als logisches Ziel für die Frankfurterin aus. Beide DLV-Athletinnen, Krause und Möldner-Schmidt, werden in die Vorbereitung auf Olympia besonders investieren. Die nationale Konkurrenzsituation kann sich positiv auswirken.

Hinter den beiden Spitzenläuferinnen wollen die übrigen Kaderathletinnen nachziehen. Die Finalistin von Helsinki (Finnland) Sanaa Koubaa strebt eine weitere EM-Teilnahme an, in diesem Jahr lief sie nahe an ihre Bestzeit (9:43,08 min) heran. U23-Athletin Maya Rehberg bräuchte für die EM-Qualifikation einen Leistungssprung um mehrere Sekunden. Nicht ausgeschlossen, dass sie mit kontinuierlichem Training in die Nähe der Norm läuft. Auch die U23-EM-Zweite von 2011 Jana Sussmann (LT Haspa-Marathon Hamburg) hat mit einer verletzungsfreien Saisonvorbereitung das Potential dazu.

Für die U20-WM in Kazan (Russland) bieten sich unter anderen Agnes Thurid Gers (LG Flensburg) und Liane Weidner (SCC Berlin) an. Die beiden Nachwuchsläuferinnen waren bei der Jugend-DM in Jena über 2.000 Meter Hindernis schneller als die U20-EM-Achte Antonia Hehr. Bei der ersten U18-EM in Tiflis (Georgien) könnte die Berlinerin Miriam Dattke auf die Strecke setzen. Die Vielstarterin kommt aber auch für lange Flachdistanzen in Frage.

Das sagt der Bundestrainer

Herr Klein, wie fällt Ihre Bilanz für das WM-Jahr 2015 aus?

Werner Klein:

Verständlicherweise überragend. Gesa hat die erste deutsche WM-Medaille im Laufbereich seit 1991 erzielt. Zwar war der Hindernislauf damals noch keine Weltmeisterschaftsdisziplin, aber dieses Ergebnis überstrahlt alles und war herausragend.

Was oder wer war für Sie das ganz persönliche Highlight der vergangenen Monate?

Werner Klein:

Das persönliche Highlight war ganz klar Gesa Felicitas Krause. Sie hat bewiesen hat, dass man auch als deutsche Läuferin mit der Weltspitze um die Medaillen, ja sogar bis um den Sieg, kämpfen kann. Es haben nur 23 Hundertstel zur Goldmedaille und eine Hundertstel zur Silbermedaille gefehlt. Das war der schöne Beweis dafür: Wenn man hart, diszipliniert, konsequent und mit einem Ziel vor Augen arbeitet, dann ist man auch in der Lage, im Hindernislauf Medaillen zu erzielen. Bei den Frauen ist das auch dadurch möglich, dass sich ein hoher technischer Anteil in der Disziplin zeigt.

Mit welchen Aufgaben und Zielen gehen Sie in die kommende Saison?

Werner Klein:

Das klare ausgegebene Ziel für die Olympischen Spiele ist eine Medaille. Das ist die logische Folgerung von dem, was sich dieses Jahr vollzogen hat.

Zahlen und Fakten

Die Jahresbesten

9:19,25 min - Gesa Felicitas Krause (LG Eintracht Frankfurt)
9:46,81 min - Sanaa Koubaa (TSV Bayer Leverkusen)
9:49,88 min - Maya Rehberg (SG Kronshagen/Kieler)
9:56,80 min - Jana Sussmann (LT Haspa-Marathon Hamburg)
9:57,75 min - Cornelia Griesche (DJK Ingolstadt)
10:12,33 min - Ronja Böhrer (SSC Bad Sooden/Allendorf)
10:31,12 min - Antonia Hehr (SV Molbergen)
10:34,03 min - Amélie Svensson (HTG Bad Homburg)
10:35,06 min - Julia Hiller (LAC Quelle Fürth)
10:39,62 min - Linda Wrede (LG Olympia Dortmund)

Internationale Top-Acht-Platzierungen 2015

WM: Gesa Felicitas Krause (3. Platz; 9:19,25 min)
U23-EM: Maya Rehberg (6. Platz; 9:56,25 min)
U20-EM: Antonia Hehr (8. Platz; 10:43,57 min)
U18-WM: keine

Entwicklung des Spitzenniveaus

JahrAthleten < 10:00,00Schnitt Top Ten
2005 Verena Dreier (9:56,70) 10:27,41
2006 Verena Dreier (9:48,50) 10:22,44
2007 Verena Dreier (9:53,25), Julia Hiller (9:57,79) 10:19,89
2008 Antje Möldner (9:29,86), Julia Hiller (9:42,72) 10:06,54
2009 Antja Möldner (9:18,54), Julia Hiller (9:55,47), Verena Dreier (9:56,45) 10:09,64
2010 Gesa Felicitas Krause (9:47,78), Verena Dreier (9:50,25), Susi Lutz (9:58,48) 10:10,72
2011 Gesa Felicitas Krause (9:32,74), Jana Sussmann (9:43,28) 10:08,86
2012 Antje Möldner-Schmidt (9:21,78), Gesa Felicitas Krause (9:23,52), Sanaa Koubaa (9:43,08) 10:00,37
2013 Antje Möldner-Schmidt (9:29,27), Gesa Felicitas Krause (9:37,11) 10:12,16
2014 Antje Möldner-Schmidt (9:29,27), Gesa Felicitas Krause (9:37,11), Jana Sussmann (9:43,52), Sanaa Koubaa (9:48,75), Maya Rehberg (9:55,73) 9:57,32
2015 Gesa Felicitas Krause (9:19,25), Sanaa Koubaa (9:46,81), Maya Rehberg (9:49,88), Jana Sussmann (9:56,80), Cornelia Griesche (9:57,75) 10:08,27

Entwicklung Jahresbestleistungen

JahrDeutschlandEuropaDiff.WeltDiff.
2005 9:56,70 (V. Dreier) 9:20,49 (Volkova/RUS)36,21 9:15,04 (Inzikuru/UGA) 41,66
2006 9:48,50 (V. Dreier) 9:17,15 (Frankiewicz/POL) 31,35 9:17,15 (Frankiewicz/POL) 31,35
2007 9:53,25 (V. Dreier) 9:06,57 (Volkova/RUS) 46,68 9:06:57 (Volkova/RUS) 46,68
2008 9:29,86 (A. Möldner)8:58,81 (Galkina/RUS) 31,05 8:58,81 (Galkina/RUS) 31,05
2009 9:18,54 (A. Möldner) 9:07,32 (Dominguez/ESP)11,22 9:07,32 (Dominguez/ESP) 11,22
2010 9:47,78 (G. Krause) 9:17,07 (Dominguez/ESP) 30,71 9:11,71 (Chemos/ETH) 36,07
2011 9:32,72 (G. Krause) 9:07,03 (Zaripova/RUS) 25,71 9:07,03 (Zaripova/RUS) 25,71
2012 9:21,78 (A. Möldner-Schmidt) 9:05,02 (Zaripova/RUS) 16,79 9:05,02 (Zaripova/RUS) 16,79
2013 9:29,27 (A. Möldner-Schmidt) 9:28,00 (Zaripova/RUS) 1,27 9:11,65 (Chemos/KEN) 17,62
2014 9:29,43 (A. Möldner-Schmidt) 9:23,86 (Fougberg/SWE) 5,57 9:10,64  (Ayalew/ETH)18,79
2015 9:19,25 (G. Krause) 9:19,25 (G. Krause) 0,00 9:05,36  (Ghribi/TUN) 13,89

Das fällt auf

  • Seit zehn Jahren konnte mit Gesa Felicitas Krause zum ersten Mal eine DLV-Athletin die Spitze der europäischen Jahresbestenliste erobern.
  • Aufgrund ihrer starken Zeit in der Nähe des deutschen Rekordes (9:18,54 min) war der Abstand zur Weltspitze nur 2009 geringer. Und das, obwohl es die zweitstärkste Weltjahresbestleistung seit Aufzeichnung ist.
  • Wie im Jahr 2014 blieben fünf deutsche Athletinnen unter 10:00 Minuten. Mehr waren es in den Jahren zuvor nie.

Video-Clips

Frauen: <link video:12759>Gesa Felicitas Krause: "War meine zweitschnellste Zeit"
U23: <link video:12322>Ronja Böhrers einsamer Kraftakt
U20: <link video:12945>Agnes Thurid Gers mit starker Schlussrunde
U18: <link video:12936>Lisa Vogelgesang überrascht sich selbst

Die weiteren Disziplin-Checks 2015 im Überblick

<link news:44214>Hindernis - Männer
<link news:44146>Langhürden - Frauen<link news:44202>
Langhürden - Männer
<link news:44067>Hürdensprint - Männer
<link news:44046>Langstrecke - Frauen<link news detail der-grosse-disziplin-check-2015-langstrecke-maenner>
Langstrecke - Männer 
<link news detail der-grosse-disziplin-check-2015-mittelstrecke-frauen>Mittelstrecke - Frauen
<link http: www.leichtathletik.de news detail der-grosse-disziplin-check-2015-mittelstrecke-maenner _blank>Mittelstrecke - Männer
<link http: www.leichtathletik.de news detail der-grosse-disziplin-check-2015-400-meter-frauen _blank>400 Meter - Frauen
<link http: www.leichtathletik.de news detail der-grosse-disziplin-check-2015-400-meter-maenner _blank>400 Meter - Männer
<link http: www.leichtathletik.de news detail der-grosse-disziplin-check-2015-sprint-frauen _blank>Sprint - Frauen
<link http: www.leichtathletik.de news detail der-grosse-disziplin-check-2015-sprint-maenner _blank>Sprint - Männer

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