
Frankfurter Doppel-Erfolg: Luke Campbell und Georg Fleischhauer holen bei der DM in Erfurt die Plätze eins und zwei.
Der große Disziplin-Check 2017 – Langhürden Männer
Das Leichtathletik-Jahr 2017 neigt sich dem Ende entgegen. Es ist viel passiert in den vergangenen Monaten – mit Hallen-EM, Team-EM und den Weltmeisterschaften in London sowie drei internationalen Nachwuchsmeisterschaften. Wir blicken in unseren jährlichen Disziplinanalysen zurück auf die Highlights und ziehen Bilanz. Heute: die Langhürden der Männer.
Fazit des Bundestrainers
Volker Beck, wie fällt Ihre Bilanz für das WM-Jahr 2017 aus?
Volker Beck:
Die Bilanz fällt ernüchternd aus. Wir haben unsere Zielstellung der WM-Teilnahme nicht erreicht. Die Einschränkungen beziehungsweise der Ausfall der Leistungsträger der letzten Jahre waren nicht zu kompensieren: Felix Franz litt unter wiederholten Virus-Infektionen, Tobias Giehl musste sich Hüft-Operationen unterziehen.
Bei der U23-EM standen wir mit zwei Athleten im Halbfinale. Joshua Abuaku ist dort Bestleistung gelaufen, Jonas Hanßen Jahresbestleistung, aber das Leistungsniveau in Bydgoszcz war exorbitant hoch. Normalerweise reichen 50,67 Sekunden für das Erreichen des Finals aus, das war in diesem Jahr nicht so. Da dürfen wir vorbereitet sein auf das, was uns nächstes Jahr in Berlin erwartet.
In der U20 waren wir ebenfalls mit zwei Athleten, Tom Schröder und Constantin Preis, bei der EM vertreten. Constantin Preis, der als Umsteiger von den 400 Metern neu in den Langhürden-Kader gekommen ist, hat seine Aufgabe in Grosseto mit dem Einzug ins Halbfinale mit Bravour gemeistert. Er ist noch sehr unerfahren im internationalen Geschäft, das war für ihn ein Lernprozess. Er ist schnell und bereichert die Szene. Tom Schröder hat trotz des knappen Ausscheidens im Vorlauf in diesem Jahr eine positive Leistungsentwicklung vollzogen.
Was war für Sie das ganz persönliche Highlight?
Volker Beck:
Disziplinbezogen war das Highlight der Doppelerfolg der “Eintrachtler“ bei der DM, in meinem alten Wohnzimmer, dem Steigerwaldstadion, der Doppel-Erfolg meiner selbst betreuten Athleten Luke Campbell und Georg Fleischhauer. Luke Campbell ist aus den USA zu uns gestoßen und wäre für Deutschland startberechtigt gewesen. In Erfurt hat er die Norm mit 49,40 Sekunden nur knapp verpasst. Er ist ein Zugewinn für unsere Disziplin. Wir haben in den letzten Jahren arg Federn gelassen mit den Karriereenden von Silvio Schirrmeister, Varg Königsmark und David Gollnow.
Worin sehen Sie die Aufgaben und Ziele für die kommende Saison mit der Heim-EM 2018 in Berlin?
Volker Beck:
Wir werden mit den genannten Leistungsträgern alles daran setzen, um bei der Heim-EM in Berlin erfolgreich zu sein. Die Zielstellung ist ganz klar: In Berlin alle drei möglichen Startplätze zu besetzen. Wir wollen an die Erfolge der EM 2014 anknüpfen und bis ins Finale laufen. Um die formulierten Zielstellungen umsetzen zu können, wird das Team an den bewährten zielorientierten Kadermaßnahmen in vertikaler Struktur festhalten und in enger Abstimmung mit allen Heimtrainern und dem Kompetenzteam nach individuell besten Lösungswegen suchen. Im Nachwuchsbereich müssen wir junge, talentierte Athleten finden und wohl dosiert und mit Begeisterung an die Disziplin heranführen.
Internationale Erfolge 2017
Medaillen | (Weitere) Final-Platzierungen | |
---|---|---|
WM | – | – |
Hallen-EM | – | – |
U23-EM | – | – |
U20-EM | – | – |
U18-WM | – | – |
EYOF | – | – |
Die deutschen Top Ten 2017
400 Meter Hürden
Zeit | Name | Jahrgang | Verein |
---|---|---|---|
49,40 sec | Luke Campbell | 1994 | LG Eintracht Frankfurt |
49,88 sec | Felix Franz | 1993 | LG Neckar/Enz |
50,30 sec | Georg Fleischhauer | 1988 | LG Eintracht Frankfurt |
50,57 sec | Max Scheible | 1993 | TuS Lörrach-Stetten |
50,67 sec | Jonas Hanßen | 1995 | SC Myhl |
50,69 sec | Michael Adolf | 1996 | DJK Ingolstadt |
50,79 sec | Joshua Abuaku | 1996 | LAV Oberhausen |
50,88 sec | Christian Heimann | 1991 | TSV Bayer 04 Leverkusen |
51,44 sec | Nils Weispfennig | 1991 | TSV Bayer 04 Leverkusen |
51,64 sec | Constantin Preis | 1998 | TV Pforzheim |
Statistik – Das sagen die Zahlen
Das deutsche Top-Niveau
Jahr | < 49,35 (WM-Norm) | Schnitt Top 3 | Schnitt Top 5 | Schnitt Top 10 |
---|---|---|---|---|
2005 | 1 | 49,69 | 50,04 | 50,79 |
2006 | – | 50,31 | 50,56 | 51,11 |
2007 | – | 50,50 | 50,73 | 51,25 |
2008 | – | 51,07 | 51,17 | 51,43 |
2009 | 1 | 49,74 | 50,12 | 50,58 |
2010 | – | 49,92 | 50,10 | 50,85 |
2011 | 1 | 49,33 | 49,56 | 50,40 |
2012 | 1 | 49,37 | 49,51 | 50,14 |
2013 | 1 | 49,50 | 49,80 | 50,30 |
2014 | 2 | 49,25 | 49,67 | 50,26 |
2015 | – | 50,08 | 50,28 | 50,87 |
2016 | – | 50,10 | 50,34 | 50,97 |
2017 | – | 49,86 | 50,16 | 50,63 |
Jahresbestleistungen im internationalen Vergleich
Jahr | Deutschland | Europa | Diff | Welt | Diff |
---|---|---|---|---|---|
2005 | 49,17 (C. Duma) | 48,24 (Iakovakis/GRE) | 0,93 | 47,24 (Clement/USA) | 1,93 |
2006 | 49,69 (C. Duma) | 47,82 (Iakovakis/GRE) | 1,87 | 47,39 (Clement/USA) | 2,30 |
2007 | 50,37 (T. Goller) | 48,12 (Plawgo/POL) | 2,25 | 47,61 (Clement/USA) | 2,76 |
2008 | 50,81 (L. Hense) | 48,52 (Plawgo/POL) | 2,29 | 47,25 (Taylor/USA) | 3,65 |
2009 | 49,20 (T. Goller) | 48,27 (Greene/GBR) | 0,93 | 47,91 (Clement/USA) | 1,29 |
2010 | 49,85 (G. Fleischhauer) | 47,88 (Greene/GBR) | 1,97 | 47,32 (Jackson/USA) | 2,53 |
2011 | 48,72 (G. Fleischhauer) | 48,20 (Greene/GBR) | 0,52 | 47,66 (van Zyl/RSA) | 1,06 |
2012 | 49,21 (S. Schirrmeister | 47,84 (Greene/GBR) | 1,37 | 47,63 (Sanchez/DOM) | 1,58 |
2013 | 49,15 (S. Schirrmeister) | 48,05 (Bekric/SRB) | 1,10 | 47,69 (Gordon/TRI) | 1,46 |
2014 | 48,93 (F. Franz) | 48,47 (Hussein/SUI) | 0,46 | 48,03 (Culson/PUR) | 0,90 |
2015 | 49,87 (J. Hanßen) | 48,05 (Kudryavtsev/RUS) | 1,82 | 47,79 (Bett/KEN) | 2,08 |
2016 | 49,48 (T. Giehl) | 47,92 (Copello/TUR) | 1,56 | 47,73 (Clement/USA) | 1,75 |
2017 | 49,40 (L. Campbell) | 48,22 (Warholm/NOR) | 1,18 | 47,80 (McMaster/IVB) | 1,60 |
Das fällt auf:
- Der Schnitt der Top Drei konnte von den schnellsten deutschen Langhürdlern nach den mauen Jahren 2015 und 2016 in diesem Jahr wieder unter die 50-Sekunden-Marke gedrückt werden.
- Luke Campbell erzielte die beste Zeit im DLV seit 2013 und kam der WM-Norm sehr nahe. Der 22-Jährige hat einen US-amerikanischen Vater und eine deutsche Mutter und hat sich in dieser Saison der Frankfurter Trainingsgruppe von Volker Beck angeschlossen.
- Zum fünften Mal in Folge steht an der Spitze der DLV-Bestenliste jeweils ein anderer Athlet, die Rotation ist hoch.
- Es konnte 2017 in keiner Altersklasse ein internationales Finale erreicht werden.
- Absolute Weltspitze bleibt eine Zeit unter 48 Sekunden. Als Weltmeister überraschte dennoch Europas Jahresbester Karsten Warholm.
leichtathletik.TV-Clips zu den Langhürden
Die Disziplin-Analysen 2017 im Überblick:
Sprint – Männer
Sprint – Frauen
Langsprint – Männer
Langsprint – Frauen
Mittelstrecke – Männer
Mittelstrecke – Frauen
Langstrecke – Männer
Langstrecke – Frauen
Hürdensprint – Männer
Hürdensprint – Frauen