| Analyse

Der große Disziplin-Check 2017 – Langhürden Männer

Das Leichtathletik-Jahr 2017 neigt sich dem Ende entgegen. Es ist viel passiert in den vergangenen Monaten – mit Hallen-EM, Team-EM und den Weltmeisterschaften in London sowie drei internationalen Nachwuchsmeisterschaften. Wir blicken in unseren jährlichen Disziplinanalysen zurück auf die Highlights und ziehen Bilanz. Heute: die Langhürden der Männer.
Pamela Ruprecht

Fazit des Bundestrainers

Volker Beck, wie fällt Ihre Bilanz für das WM-Jahr 2017 aus?

Volker Beck:

Die Bilanz fällt ernüchternd aus. Wir haben unsere Zielstellung der WM-Teilnahme nicht erreicht. Die Einschränkungen beziehungsweise der Ausfall der Leistungsträger der letzten Jahre waren nicht zu kompensieren: Felix Franz litt unter wiederholten Virus-Infektionen, Tobias Giehl musste sich Hüft-Operationen unterziehen.

Bei der U23-EM standen wir mit zwei Athleten im Halbfinale. Joshua Abuaku ist dort Bestleistung gelaufen, Jonas Hanßen Jahresbestleistung, aber das Leistungsniveau in Bydgoszcz war exorbitant hoch. Normalerweise reichen 50,67 Sekunden für das Erreichen des Finals aus, das war in diesem Jahr nicht so. Da dürfen wir vorbereitet sein auf das, was uns nächstes Jahr in Berlin erwartet.

In der U20 waren wir ebenfalls mit zwei Athleten, Tom Schröder und Constantin Preis, bei der EM vertreten. Constantin Preis, der als Umsteiger von den 400 Metern neu in den Langhürden-Kader gekommen ist, hat seine Aufgabe in Grosseto mit dem Einzug ins Halbfinale mit Bravour gemeistert. Er ist noch sehr unerfahren im internationalen Geschäft, das war für ihn ein Lernprozess. Er ist schnell und bereichert die Szene. Tom Schröder hat trotz des knappen Ausscheidens im Vorlauf in diesem Jahr eine positive Leistungsentwicklung vollzogen.

Was war für Sie das ganz persönliche Highlight?

Volker Beck:

Disziplinbezogen war das Highlight der Doppelerfolg der “Eintrachtler“ bei der DM, in meinem alten Wohnzimmer, dem Steigerwaldstadion, der Doppel-Erfolg meiner selbst betreuten Athleten Luke Campbell und Georg Fleischhauer. Luke Campbell ist aus den USA zu uns gestoßen und wäre für Deutschland startberechtigt gewesen. In Erfurt hat er die Norm mit 49,40 Sekunden nur knapp verpasst. Er ist ein Zugewinn für unsere Disziplin. Wir haben in den letzten Jahren arg Federn gelassen mit den Karriereenden von Silvio Schirrmeister, Varg Königsmark und David Gollnow.

Worin sehen Sie die Aufgaben und Ziele für die kommende Saison mit der Heim-EM 2018 in Berlin?

Volker Beck:

Wir werden mit den genannten Leistungsträgern alles daran setzen, um bei der Heim-EM in Berlin erfolgreich zu sein. Die Zielstellung ist ganz klar: In Berlin alle drei möglichen Startplätze zu besetzen. Wir wollen an die Erfolge der EM 2014 anknüpfen und bis ins Finale laufen. Um die formulierten  Zielstellungen umsetzen zu können, wird das Team an den bewährten zielorientierten Kadermaßnahmen in vertikaler Struktur festhalten und in enger Abstimmung mit allen Heimtrainern und dem Kompetenzteam nach individuell besten Lösungswegen suchen. Im Nachwuchsbereich müssen wir junge, talentierte Athleten finden und wohl dosiert und mit Begeisterung an die Disziplin heranführen.

Internationale Erfolge 2017 

Medaillen(Weitere) Final-Platzierungen
WM
Hallen-EM

U23-EM – –
U20-EM – – 
U18-WM – – 
EYOF – 

Die deutschen Top Ten 2017

400 Meter Hürden

ZeitNameJahrgangVerein
49,40 secLuke Campbell1994LG Eintracht Frankfurt
49,88 secFelix Franz1993LG Neckar/Enz
50,30 secGeorg Fleischhauer1988LG Eintracht Frankfurt
50,57 secMax Scheible1993TuS Lörrach-Stetten
50,67 secJonas Hanßen1995SC Myhl
50,69 secMichael Adolf1996DJK Ingolstadt
50,79 secJoshua Abuaku1996LAV Oberhausen
50,88 secChristian Heimann1991TSV Bayer 04 Leverkusen
51,44 secNils Weispfennig1991TSV Bayer 04 Leverkusen
51,64 secConstantin Preis1998TV Pforzheim

Statistik – Das sagen die Zahlen

Das deutsche Top-Niveau

Jahr< 49,35
(WM-Norm)
Schnitt Top 3Schnitt Top 5Schnitt Top 10
2005 1 49,6950,0450,79
2006 50,3150,5651,11
2007 50,5050,7351,25
2008 51,0751,1751,43
2009 1 49,7450,1250,58
2010 49,9250,1050,85
2011 1 49,3349,5650,40
2012 1 49,3749,5150,14
2013 1 49,5049,8050,30
2014 2 49,2549,6750,26
2015 50,0850,2850,87
2016 50,1050,3450,97
2017 49,8650,1650,63

Jahresbestleistungen im internationalen Vergleich

JahrDeutschlandEuropaDiffWeltDiff
2005 49,17 (C. Duma) 48,24 (Iakovakis/GRE) 0,93 47,24 (Clement/USA) 1,93
2006 49,69 (C. Duma) 47,82 (Iakovakis/GRE) 1,87 47,39 (Clement/USA) 2,30
2007 50,37 (T. Goller) 48,12 (Plawgo/POL) 2,25 47,61 (Clement/USA) 2,76
2008 50,81 (L. Hense) 48,52 (Plawgo/POL) 2,29 47,25 (Taylor/USA) 3,65
2009 49,20 (T. Goller) 48,27 (Greene/GBR) 0,93 47,91 (Clement/USA) 1,29
2010 49,85 (G. Fleischhauer) 47,88 (Greene/GBR) 1,97 47,32 (Jackson/USA) 2,53
2011 48,72 (G. Fleischhauer) 48,20 (Greene/GBR) 0,52 47,66 (van Zyl/RSA) 1,06
2012 49,21 (S. Schirrmeister 47,84 (Greene/GBR) 1,37 47,63 (Sanchez/DOM) 1,58
2013 49,15 (S. Schirrmeister) 48,05 (Bekric/SRB) 1,10 47,69 (Gordon/TRI) 1,46
2014 48,93 (F. Franz) 48,47 (Hussein/SUI) 0,46 48,03 (Culson/PUR) 0,90
2015 49,87 (J. Hanßen) 48,05 (Kudryavtsev/RUS) 1,82 47,79 (Bett/KEN) 2,08
2016 49,48 (T. Giehl) 47,92 (Copello/TUR) 1,56 47,73 (Clement/USA) 1,75
2017 49,40 (L. Campbell) 48,22 (Warholm/NOR) 1,18 47,80 (McMaster/IVB) 1,60

Das fällt auf:

  • Der Schnitt der Top Drei konnte von den schnellsten deutschen Langhürdlern nach den mauen Jahren 2015 und 2016 in diesem Jahr wieder unter die 50-Sekunden-Marke gedrückt werden.
  • Luke Campbell erzielte die beste Zeit im DLV seit 2013 und kam der WM-Norm sehr nahe. Der 22-Jährige hat einen US-amerikanischen Vater und eine deutsche Mutter und hat sich in dieser Saison der Frankfurter Trainingsgruppe von Volker Beck angeschlossen.
  • Zum fünften Mal in Folge steht an der Spitze der DLV-Bestenliste jeweils ein anderer Athlet, die Rotation ist hoch.
  • Es konnte 2017 in keiner Altersklasse ein internationales Finale erreicht werden.
  • Absolute Weltspitze bleibt eine Zeit unter 48 Sekunden. Als Weltmeister überraschte dennoch Europas Jahresbester Karsten Warholm.

leichtathletik.TV-Clips zu den Langhürden

 <link http: www.leichtathletik.de tv disziplinen video-uebersicht disziplin btn>400 Meter Hürden  

Die Disziplin-Analysen 2017 im Überblick:

<link http: www.leichtathletik.de news detail der-grosse-disziplin-check-2017-sprint-maenner>Sprint – Männer
<link http: www.leichtathletik.de news detail der-grosse-disziplin-check-2017-sprint-frauen>Sprint – Frauen
<link http: www.leichtathletik.de news detail der-grosse-disziplin-check-2017-400-meter-maenner>Langsprint – Männer
<link http: www.leichtathletik.de news detail der-grosse-disziplin-check-2017-400-meter-frauen>Langsprint – Frauen
<link http: www.leichtathletik.de news detail der-grosse-disziplin-check-2017-mittelstrecke-maenner>Mittelstrecke – Männer
<link news:60389>Mittelstrecke – Frauen
<link news:60403>Langstrecke – Männer
<link news:60409>Langstrecke – Frauen
<link news:60325>Hürdensprint – Männer
<link news:60291>Hürdensprint – Frauen

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