Der große Disziplin-Check 2017 – Weitsprung Männer

Martin Neumann

Das Leichtathletik-Jahr 2017 neigt sich dem Ende entgegen. Es ist viel passiert in den vergangenen Monaten – mit Hallen-EM, Team-EM und den Weltmeisterschaften in London sowie drei internationalen Nachwuchsmeisterschaften. Wir blicken in unseren jährlichen Disziplinanalysen zurück auf die Highlights und ziehen Bilanz. Heute: der Weitsprung der Männer.

Fazit des Bundestrainers

Uwe Florczak, wie fällt Ihre Bilanz für das WM-Jahr 2017 aus?

Uwe Florczak:

Insgesamt können wir mit dem Ergebnis in 2017 nicht zufrieden sein. Die Saison begann mit einem guten fünften Platz bei der Hallen-EM durch Julian Howard mit 7,97 Metern. Bei den Weltmeisterschaften hatten wir mit Julian Howard nur einen Teilnehmer am Start. Er hat zwar mit guten Sprüngen seine Leistungsfähigkeit angedeutet, doch diese waren ungültig, sodass er in der Qualifikation ausgeschieden ist. Schaut man sich die nationale Entwicklung an, ist der Spitzenwert mit 8,15 Metern zwar der schwächste seit 2008, allerdings – da muss man auch die Kirche im Dorf lassen – immer noch in einem guten Bereich. Allerdings ist der 10er-Schnitt mit 7,76 Metern alarmierend schwach! In diesem Jahr sind einige unglückliche Situationen zusammengekommen. Wir hatten doch recht viele Verletzungsprobleme: Fabian Heinle, Stephan Hartmann, Vincent Vogel, Gianluca Puglisi, Philipp Menn und einige mehr. Das lässt sich nicht kompensieren! Außerdem hat Alyn Camara nach einem Trainerwechsel viele Umstellungen zu verkraften gehabt. Dieser Prozess dauert etwas länger als erwartet.

Was war für Sie das ganz persönliche Highlight?

Uwe Florczak:

Julian Howard hat 2017 die bisher beste Saison seiner Karriere erreicht. Sein fünfter Platz bei der Hallen-EM war ein toller Erfolg. Insgesamt hat Julian mit drei Wettkämpfen über 8,10 Meter eine stabile Saison gezeigt. Das war wirklich gut! Leider hatte er bei seinen internationalen Auftritten zu viele ungültige Versuche. Viele dieser Sprünge waren sehr gut und hätten ein besseres Abschneiden möglich machen können. Aber ungültig ist ungültig.

Worin sehen Sie die Aufgaben und Ziele für die kommende Saison mit der Heim-EM 2018 in Berlin?

Uwe Florczak:

Das Hauptziel für das Jahr 2018 ist eindeutig, in den Bereich der Medaillen bei der „Heim-EM“ in Berlin zu kommen. Ich bin guter Dinge, dass wir unsere Ziele 2018 erreichen werden. Das Potenzial ist vorhanden. Wir müssen ein verstärktes Augenmerk auf unser Gesundheitsmanagement legen, an der Belastungsverträglichkeit arbeiten, ausreichend Zeit zur Stabilisierung der Anlaufstruktur nehmen und die vorhandenen Geschwindigkeiten besser nutzen. Neben den arrivierten Athleten wie Alyn Camara, Fabian Heinle und Julian Howard ist mit Maximilian Entholzner ein weiterer Kandidat für acht Meter und mehr hinzugekommen. Herausragend waren seine 10,29 Sekunden über 100 Meter in diesem Jahr.

Internationale Erfolge 2017 

Die deutschen Top Ten 2017

Weitsprung Männer

Statistik – Das sagen die Zahlen

Das deutsche Top-Niveau: Weitsprung Männer

Entwicklung der internationalen Jahresbestleistungen

Das fällt auf:

• Die Durchschnittswerte der Top 3, 5 und 10 sind in Deutschland auf den schwächsten Wert seit 2005 gesunken. Verletzungsbedingte Ausfälle von Spitzenathleten wie Fabian Heinle und Sebastian Bayer schlagen sich natürlich in diesen Statistiken nieder.
• Erstmals führt Ende des Jahres Julian Howard die deutsche Bestenliste an. Mit Platz fünf bei der Hallen-EM gelang dem Karlsruher zudem das international beste Ergebnis der deutschen Weitspringer in der Saison 2017.
• Der Abstand zur Weltspitze hat sich auf einen halben Meter vergrößert. Ein Grund dafür sind natürlich die starken 8,65 Meter von Weltmeister Luvo Manyonga.
• Elf Weitspringer sind 2017 weltweit 8,30 Meter oder weiter gesprungen, darunter fünf Europäer. Ein Fingerzeig Richtung EM 2018 in Berlin.

leichtathletik.TV-Clips zum Weitsprung

WEITSPRUNG 

Die Disziplin-Analysen im Überblick: