| Analyse

Der große Disziplin-Check 2018 – 400 Meter Männer

Das Jahr 2018 neigt sich dem Ende entgegen. Ein spannendes Jahr aus Sicht der deutschen Leichtathletik. Der Höhepunkt? Ganz klar die Heim-Europameisterschaft im Berliner Olympiastadion. Doch auch in der Halle und bei den internationalen Nachwuchs-Meisterschaften machten die deutschen Athleten von sich reden. Wir blicken in unseren jährlichen Disziplinanalysen zurück und ziehen Bilanz. Heute: die 400 Meter der Männer.
Alexandra Dersch

Fazit des Bundestrainers

Edgar Eisenkolb, wie fällt Ihre Bilanz für das EM-Jahr 2018 aus?

Edgar Eisenkolb:

In erster Linie beurteile ich die Entwicklung unserer 4x400-Meter-Nationalstaffel, für die ich im Januar 2017 die Verantwortung übernommen habe. Unser Ziel war es, unsere Weltranglistenplatzierung in 2018 deutlich zu verbessern. Mit dem Rennen beim Weltcup in London gelang es uns, sehr positive Akzente zu setzen und eine Verbesserung um acht Plätze auf Platz 17 der Weltrankliste zu erreichen.

Danach konnten wir mit dem tollen Ergebnis der Deutschen Meisterschaften erneut ein Ausrufungszeichen setzen. Vier 45er Zeiten und damit vier Athleten mit der Einzelnorm für die EM – das war ein sehr positives Ergebnis, was seit mehreren Jahren in dieser Breite, auch mit den beiden tiefen 46er Zeiten auf den folgenden Positionen, nicht erreicht worden war. Die Hoffnungen, die damit für die Heim-EM in Berlin geweckt wurden, konnten dann leider nicht erfüllt werden. Entsprechend kritisch und tiefgründig betrieben und betreiben wir mit unseren Athleten und Trainern die Analyse unseres Saisonverlaufs und der Leistungsperformance.

Zusammenfassend stimmt uns das Jahr 2018 erst einmal zuversichtlich, dass sich die harte Arbeit lohnt und der eingeschlagene Weg zu großen Teilen richtig ist. Wir sind unserem langfristigen Ziel, die Qualifikation für die WM 2019 in Doha und die Olympischen Spiele 2020 in Tokio, ein Stückchen näher gekommen. Andererseits erkennen wir auch die Höhe des Berges, den wir erfolgreich besteigen wollen, dessen Spitze wir aber nun zumindest wieder erkennen können.

Was war für Sie das ganz persönliche Highlight?

Edgar Eisenkolb:

Hier möchte ich drei Positionen nennen, wobei die erste für den Außenstehenden nicht so leicht erkennbar ist, aber vielleicht die perspektivisch wichtigste darstellt.

Erstens: Der Kader der Viertelmeiler in Deutschland ist in weiten Teilen wieder zu einer Gruppe zusammengewachsen, die sich gemeinsam auf den Weg begeben hat, unsere Disziplinen auch international wieder salonfähiger zu machen. Zweitens: Der sehr selbstbewusste und positive Auftritt der 4x400-Meter-Staffel beim World Cup in London war ein weiteres Highlight. Drittens: Das Finalergebnis der Deutschen Meisterschaften von Nürnberg über 400 Meter, was ich oben bereits angesprochen hatte, war sehr positiv.

Worin sehen Sie die Aufgaben und Ziele für die kommende Saison mit der WM 2019 in Doha?

Edgar Eisenkolb:

Mit einem Augenzwinkern könnte man die Formulierung der Frage für die 4x400-Meter-Staffel auch etwas provokant verstehen. Aber ja, natürlich wollen wir, die 4x400-Meter-Staffel, das Jahr 2019 mit der WM 2019 in Doha absolvieren. Insbesondere auch deshalb, weil die Teilnahme an der WM ein wesentlicher Meilenstein auf dem Weg zu Olympia 2020 sein wird.

Hinzu kommt noch, dass wir eine schlagkräftige 4x400-Meter-Mixed-Staffel bestehend aus zwei Männern und zwei Frauen aufbauen wollen. Die Vorbereitungen des internationalen Verbands sind schon sehr weit voran getrieben worden, sodass man damit rechnen kann, dass dieser Wettbewerb vielleicht schon bei der WM 2019 und den OS 2020 ausgetragen wird.

Internationale Erfolge 2018

Medaillen(Weitere) Final-Platzierungen
EM - 8. Platz DLV-Staffel (4x400m)
Hallen-WM- -
U20-WM- 6. Platz DLV-Staffel (4x400m)
U18-EM-
YOG- -  

Die deutschen Top Ten 2018

400 Meter 

ZeitNameJahrgangVerein
45,70 secJohannes Trefz1992LG Stadtwerke München
45,82 secPatrick Schneider1992LAC Quelle Fürth
45,94 secFabian Dammermann1994LG Osnabrück
45,95 secMarvin Schlegel1998LAC Erdgas Chemnitz
46,17 secTorben Junker1993LG Olympia Dortmund
46,45 secManuel Sanders1998SC Preußen Münster
46,71 secJean Paul Bredau1999SC Potsdam
46,83 secTobias Lange1993TSV Bayer 04 Leverkusen
46,95 secMarc Koch1994LG Nord Berlin
46,96 secJoshua Hartmann1999ASV Köln

Statistik – Das sagen die Zahlen

Das deutsche Top-Niveau: 400 Meter

Jahr    < 45,40 sec
(WM-Norm 2017)
Schnitt Top 3Schnitt Top 5Schnitt Top 10
200546,1246,2746,65
200645,7245,8046,10
200745,6545,9146,29
200845,6545,8146,03
200945,9445,9946,27
201046,0846,2346,43
201146,0346,1746,41
201246,1446,2746,54
201345,7946,0146,40
201445,9546,1446,53
201546,0546,1446,33
201646,0146,1446,44
201746,0046,1846,51
201845,8245,9146,34

Entwicklung der Jahresbestleistungen im internationalen Vergleich

JahrDeutschlandEuropaDiff.WeltDiff.
200545,80 (S. Kirch)44,56 (Benjamin/GBR)1,2443,93 (Wariner/USA)1,87
200645,47 (K. Gaba)44,91 (Djhone/FRA)0,5643,62 (Wariner/USA)1,85
200745,44 (B. Swillims)44,46 (Djhone/FRA)0,9843,93 (Wariner/USA)1,99
200845,57 (S. Kirch)44,60 (Rooney/GBR)0,9743,75 (Merritt/USA)1,82
200945,88 (K. Gaba)44,74 (Bingham/GBR)1,1444,06 (Merritt/USA)1,82
201045,92 (K. Gaba)44,71 (J. Borlée/BEL)1,2144,13 (Wariner/USA)1,79
201145,56 (T. Schneider)44,74 (K. Borlée/BEL)0,8244,35 (Merritt/USA)1,21
201245,97 (E. Krüger)44,43 (J. Borlée/BEL)1,5443,94 (James/GRN)2,03
201345,72 (D. Gollnow)44,73 (J. Borlée/BEL)0,9943,74 (Merritt/USA)1,98
201445,63 (K. Gaba)44,71 (Rooney/GBR)0,9243,74 (James/GRN)1,89
201545,96 (A. Gladitz)44,45 (Rooney/GBR)1,5143,48 (von Niekerk/RSA)2,48
201645,94 (A. Gladitz)44,48 (Hudson-Smith/GBR)1,4643,03 (von Niekerk/RSA)2,91
201745,81 (J. Trefz)44,74 (Hudson-Smith/GBR)1,0743,62 (von Niekerk/RSA)2,19
201845,70 (J. Trefz) 44,63 (Hudson-Smith/GBR)1,0743,61 (Norman/USA)2,09

Das fällt auf:

  • Die Disziplin hat in diesem Jahr einen guten Schritt nach vorne gemacht. Angefangen bei einem denkwürdigen DM-Finale: Vier Athleten blieben unter der 46-Sekunden-Marke. Eine Leistung, an die bei der EM nicht ganz angeknüpft werden konnte. Die sich aber deutlich in den Statistiken bemerkbar macht.
  • Unter 46: Der Schnitt der besten drei und besten fünf Athleten ist unter die 46 Sekunden gesunken. Im Vergleich der Top Drei war dies zuletzt vor vier Jahren der Fall, im Schnitt der Top Fünf muss man sogar auf das Jahr 2009 zurückblicken, um einen ähnlich guten Wert zu finden. Ein Beweis dafür, dass die deutschen Langsprinter in der Breite besser geworden sind.
  • Der Nachwuchs rückt nach. Der Altersdurchschnitt der besten zehn deutschen Langsprinter liegt bei 22,5 Jahren. Die Schnellsten des Jahres, Johannes Trefz und Patrick Schneider, sind mit 26 Jahren die ältesten.
  • Der Abstand zur kontinentalen und auch Weltspitze ist ähnlich groß geblieben. In Europa sind es nach wie vor die Briten, die der Disziplin ihren Stempel aufdrücken. Schon das dritte Jahr in Folge ist Europameister Matthew Hudson-Smith das Maß aller Dinge.

leichtathletik.TV-Clips zum Langsprint

<link http: www.leichtathletik.de tv disziplinen video-uebersicht disziplin _blank btn zu video-clips zum>400 Meter  

Die Disziplin-Analysen im Überblick:

<link news:65569>Sprint – Männer
<link news:65599>Sprint – Frauen

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