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Der große Disziplin-Check 2018 – Gehen Männer

Das Jahr 2018 neigt sich dem Ende entgegen. Ein spannendes Jahr aus Sicht der deutschen Leichtathletik. Der Höhepunkt? Ganz klar die Heim-Europameisterschaft im Berliner Olympiastadion. Doch auch in der Halle und bei den internationalen Nachwuchs-Meisterschaften machten die deutschen Athleten von sich reden. Wir blicken in unseren jährlichen Disziplinanalysen zurück und ziehen Bilanz. Heute: das Gehen der Männer.
Silke Bernhart

Fazit des Bundestrainers

Ronald Weigel, wie fällt Ihre Bilanz für das EM-Jahr 2018 aus?

Ronald Weigel:

2018 war wieder ein recht erfolgreiches Jahr für die Geher. Das Gesamtergebnis bei der EM in Berlin stellt eine deutliche Verbesserung gegenüber der letzten “richtigen“ EM in Zürich 2014 dar. Damals starteten vier deutsche Geher, es gab eine Top-Acht-Platzierung und damit vier Nationenpunkte. Demgegenüber steht die aktuelle EM-Bilanz von sechs Startern, vier Top-Acht-Platzierungen und zehn Nationenpunkte für den DLV.

Sicherlich, eine EM-Medaille in Berlin hätte uns sehr gut getan. Wir wissen, dass das Potenzial dafür vorhanden war. Christopher Linke wird seinen Ärger überwinden und versuchen, seine Position in der Weltelite zurückzuerlangen und im Medaillenkampf wieder mitzumischen. Die Disqualifikation von Karl Junghannß bei der EM war tragisch, denn er war trainingsmethodisch sehr gut vorbereitet.

Erfreulicherweise konnten am Ende der Saison zwei Pechvögel, die im Frühjahr durch Verletzung oder durch Krankheit länger ausfielen, ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen. Dem jungen Leo Köpp gelang bei seinem 20-Kilometer-Debüt ein guter Einstieg. Jonathan Hilbert holte sich den deutschen 50-Kilometer-Titel mit einer erfreulichen Bestleistung, mit der er ein WM-Kandidat für Doha geworden ist.

Damit hat der aktuelle Leistungskader im männlichen Gehen eine starke und hoffnungsvolle Gruppe von acht Athleten, jeweils vier auf beiden internationalen Gehstrecken. Die Männer waren große Klasse, an dieser Stelle geht auch ein großer Dank an die Trainer, an das Kompetenz-Team und an die Mitarbeiter des DLV und an die Vereine.

Was war für Sie das ganz persönliche Highlight?

Ronald Weigel:

Dank einer tollen Organisation der Gehwettbewerbe bei der EM konnten die Athleten ihre Disziplin einmal mehr eindrucksvoll einem breiten Publikum präsentieren. Die Art und Weise, wie sich unsere deutschen Geher in Berlin während der Wettkämpfe gezeigt haben, war für mich sehr beeindruckend. Denn alle EM-Starter waren auf den Punkt topfit vorbereitet und haben wie bereits erwähnt ein sehr erfreuliches Gesamtergebnis für den DLV erzielt.

Worin sehen Sie die Aufgaben und Ziele für die kommende Saison mit der WM 2019 in Doha?

Ronald Weigel:

Im kommenden Jahr muss die Grundlage für eine erfolgreiche Olympia-Teilnahme 2020 gelegt werden. Dazu kommen noch die außergewöhnlichen Weltmeisterschaftsbedingungen: Startzeit 23:30 Uhr, mehr als 30 Grad und sehr hohe Luftfeuchtigkeit. Das neue Qualifikationsmodell der IAAF ist bei den Planungen zu berücksichtigen, viele weitere Faktoren müssen beachtet werden. Wir stellen uns den neuen Herausforderungen und werden das Teilziel WM in Doha konzentriert in Angriff nehmen. Wir wollen dort den örtlichen Gegebenheiten und der starken Konkurrenz Paroli bieten. Wie sagt man so schön: "Hinten werden die Enten fett."

Internationale Erfolge 2018

Medaillen(Weitere) Top-12-Platzierungen
EM – 5. Nils Brembach, 8. Hagen Pohle (20 km)
5. Carl Dohmann, 8. Nathaniel Seiler (50 km)
Weltcup –11. Hagen Pohle (20 km)
U20-WM –  –
U18-EM –11. Johannes Frenzl, 12. Jakob Schmidt (10.000 m)

Die deutschen Top Ten 2018

20 Kilometer

ZeitNameJahrgangVerein
1:20:40Christopher Linke1988SC Potsdam
1:21:25Nils Brembach1993SC Potsdam
1:21:35Hagen Pohle1992SC Potsdam
1:22:51Karl Junghannß1996LAC Erfurt
1:23:57Carl Dohmann1990SCL-Heel Baden-Baden
1:25:02Nathaniel Seiler1996TV Bühlertal
1:25:25Leo Köpp1998LG Nord Berlin
1:27:01Andreas Janker1983LG Röthenbach/Pegnitz
1:36:10Francesco-Marco Tommasino1993LG Nord Berlin
1:44:46Denis Franke1969TV Bühlertal

50 Kilometer

ZeitNameJahrgangVerein
3:50:27Carl Dohmann1990SCL-Heel Baden-Baden
3:51:22Jonathan Hilbert1995LG Ohra Energie
3:54:08Nathaniel Seiler1996TV Bühlertal
4:02:36Karl Junghannß1996LAC Erfurt
5:11:26Denis Franke1969TV Bühlertal

Statistik – Das sagen die Zahlen

Das deutsche Top-Niveau 20 Kilometer

Jahr< 1:21:45
(WM-Norm 2017)
Schnitt Top 3Schnitt Top 5
2005  1 1:22:441:24:21
2006  – 1:23:331:25:18
2007  1 1:22:591:24:01
2008  1 1:23:061:23:59
2009  1 1:23:441:25:58
2010  - 1:23:111:24:36
2011  1 1:22:121:23:27
2012  2 1:21:481:23:05
2013  - 1:23:011:23:33
2014  3 1:21:241:21:57
2015  3 1:21:111:21:46
2016  5 1:20:051:21:04
2017  3 1:20:111:21:06
2018  3 1:21:131:22:06

Das deutsche Top-Niveau 50 Kilometer

Jahr< 3:53:00
(WM-Norm 2017)
Schnitt Top 3Schnitt Top 5
2005  - 4:31:114:57:15
2006  – 4:10:334:25:13
2007  - 4:20:27-
2008  1 3:58:254:14:33
2009  1 4:13:464:38:53
2010  1 3:55:154:04:39
2011  1 4:13:584:31:28
2012  2 3:50:234:08:11
2013  - 4:24:064:45:13
2014  1 4:05:00-
2015  2 3:59:44-
2016  2 3:52:52-
2017  2 3:49:124:07:38
2018  2 3:51:594:22:00

Jahresbestleistungen im internationalen Vergleich

20 Kilometer

JahrDeutschlandEuropaDiff.WeltDiff.
2005 1:20:00 (A. Höhne) 1:17:52 (Fernandez/ESP)2:08 1:17:33 (Deakes/AUS) 2:27
2006 1:21:52 (A. Höhne) 1:18:18 (Markov/RUS) 3:34 1:18:17 (Li/CHN) 3:35
2007 1:20:32 (A. Höhne) 1:17:16 (Kanaykin/RUS) 3:16 1:17:16 (Kanaykin/RUS) 3:16
2008 1:20:19 (A. Höhne)1:16:43 (Morozov/RUS) 3:36 1:16:43 (Morozov/RUS) 3:36
2009 1:21:30 (A. Höhne) 1:17:38 (Borchin/RUS)3:52 1:17:38 (Borchin/RUS) 3:52
2010 1:22:18 (M. Berger) 1:18:24 (Schwazer/ITA) 3:54 1:18:24 (Schwazer/ITA) 3:54
2011 1:20:51 (C. Linke) 1:18:55 (Borchin/RUS) 1:56 1:18:30 (Wang /CHN) 2:21
2012 1:20:41 (C. Linke) 1:17:30 (Schwazer/ITA) 3:11 1:17:30 (Schwazer/ITA) 3:11
2013 1:22:36 (C. Linke) 1:18:28 (Trofimov/RUS) 4:08 1:18:28 (Trofimov/RUS) 4:08
2014 1:21:00 (C. Linke) 1:18:37 (Dmytrenko/UKR) 2:23 1:18:17 (Suzuki/JPN)2:43
2015 1:20:37 (C. Linke) 1:17:02 (Diniz/FRA) 3:35 1:16:36 (Suzuki/JPN)4:01
2016 1:19:19 (C. Linke) 1:19:11 (Karlström/SWE) 0:08 1:18:26 (Takahashi/JPN)0:53
2017 1:18:59 (C. Linke) 1:18:26 (Shirobokov/ANA) 0:33 1:17:54 (Wang/CHN)1:05
2018 1:20:40 (C. Linke) 1:17:25 (Shirobokov/ANA) 3:15 1:17:25 (Shirobokov/ANA)3:15

50 Kilometer

JahrDeutschlandEuropaDiff.WeltDiff.
2005 4:12:40 (F. Werner) 3:38:08 (Kirdyapkin/RUS)34:32 3:36:20 (Han/CHN)36:20
2006 3:56:37 (A. Höhne) 3:38:08 (Nishegorodov/RUS)18:29 3:38:08 (Nishegorodov/RUS)18:29
2007 3:54:24 (M. Berger) 3:36:04 (Schwazer/ITA)18:20 3:36:04 (Schwazer/ITA)18:20
2008 3:49:03 (A. Höhne) 3:34:14 (Nishegorodov/RUS) 14:49 3:34:14 (Nishegorodov/RUS) 14:49
2009 3:43:19 (A. Höhne) 3:38:35 (Kirdyapkin/RUS)4:44 3:38:35 (Kirdyapkin/RUS)4:44
2010 3:49:29 (A. Höhne) 3:40:37 (Diniz/FRA)8:52 3:40:37 (Diniz/FRA)8:52
2011 3:52:56 (C. Linke) 3:38:46 (Bakulin/RUS)14:10 3:38:46 (Bakulin/RUS)14:10
2012 3:44:26 (A. Höhne) 3:35:59 (Kridyapkin/RUS)8:27 3:35:59 (Kridyapkin/RUS)8:27
2013 3:57:58 (C. Dohmann) 3:37:56 (Heffernan/IRL)20:02 3:37:56 (Heffernan/IRL)20:02
2014 3:51:27 (C. Dohmann) 3:32:33 (Diniz/FRA)18:54 3:32:33 (Diniz/FRA)18:54
2015 3:50:12 (C. Dohmann) 3:34:38 (Toth/SVK)15:34 3:34:38 (Toth/SVK)15:34
2016 3:47:57 (C. Dohmann) 3:37:48 (Diniz/FRA)10:09 3:37:48 (Diniz/FRA)10:09
2017 3:45:21 (C. Dohmann) 3:33:12 (Diniz/FRA)12:09 3:33:12 (Diniz/FRA)12:09
2018 3:50:27 (C. Dohmann) 3:42:20 (Bakulin/ANA)8:07 3:42:20 (Bakulin/ANA)8:07

Das fällt auf

    • In Deutschland hat sich mittlerweile sowohl über 20 als auch über 50 Kilometer eine große Gruppe international konkurrenzfähiger Geher entwickelt.
    • Der Grundstein für die Entwicklungen wurde in drei Trainingszentren gelegt: In Potsdam, Erfurt und Freiburg leiten mit Ronald Weigel, Pedro Zaslavsky und Robert Ihly kompetente Trainer die Talente an.
    • Leider fehlten ausgerechnet im EM-Jahr die absoluten Spitzenzeiten der vergangenen zwei Jahre, sodass der Ausrutscher nach oben in Richtung EM-Podest ausblieb.
    • Auch der Top Drei- und Top Fünf-Schnitt hat sich daher leicht verschlechtert.
    • Über 20 Kilometer wuchs die Differenz zu den Besten Europas und der Welt.
    • Dafür ist der Abstand zur internationalen Spitze über 50 Kilometer erstmals seit 2012 wieder unter zehn Minuten gerutscht.
    • Ingesamt konnte der positive Trend der vergangenen drei, vier Jahre fortgeschrieben werden.

    Die Disziplin-Analysen im Überblick:

    <link news detail der-grosse-disziplin-check-2018-sprint-maenner _blank>Sprint – Männer
    <link news detail der-grosse-disziplin-check-2018-sprint-frauen _blank>Sprint – Frauen
    <link news detail der-grosse-disziplin-check-2018-400-meter-maenner _blank>Langsprint – Männer
    <link news detail der-grosse-disziplin-check-2018-400-meter-frauen _blank>Langsprint – Frauen
    <link news detail der-grosse-disziplin-check-2018-mittelstrecke-maenner _blank>Mittelstrecke – Männer
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