| Analyse

Der große Disziplin-Check 2018 – Hürdensprint Frauen

Das Jahr 2018 neigt sich dem Ende entgegen. Ein spannendes Jahr aus Sicht der deutschen Leichtathletik. Der Höhepunkt? Ganz klar die Heim-Europameisterschaft im Berliner Olympiastadion. Doch auch in der Halle und bei den internationalen Nachwuchs-Meisterschaften machten die deutschen Athleten von sich reden. Wir blicken in unseren jährlichen Disziplinanalysen zurück und ziehen Bilanz. Heute: Frauen-Hürdensprint.
Martin Neumann

Fazit des Bundestrainers

Rüdiger Harksen, wie fällt Ihre Bilanz für 2018 mit der EM in Berlin aus?

Rüdiger Harksen:

Insgesamt hatten fünf Athletinnen die EM-Norm erfüllt, die Wildcard von Cindy Roleder als Titelverteidigerin ermöglichte uns vier Startplätze für Berlin. Auf dieses große Saisonziel haben wir uns in vielen gemeinsamen Trainingslagern vorbereitet. Um für das Jahres-Highlight optimal gerüstet zu sein, haben alle Athletinnen die Herausforderung der internationalen Wettkämpfe im Ausland gesucht und sich dort ihre Wettkampf-Kompetenz für die EM geholt. Training ist das eine, gut zu performen, wenn es darauf ankommt, das andere. Das muss man auch trainieren, und es funktioniert nur über hochklassige Wettkämpfe. Diese Aufgabe wurde optimal gelöst. In Berlin kamen drei Athletinnen überzeugend mit starken Leistungen im Bereich der Saisonbestleistung ins Finale. Leider hatte Franziska Hofmann im Vorlauf muskuläre Probleme, sonst wäre auch bei ihr mehr möglich gewesen.

Mit dem starken Finalergebnis von Berlin haben wir unsere Spitzenposition in Europa als bestes Team verteidigt. Pamela Dutkiewicz, Cindy Roleder, Ricarda Lobe und Franziska Hofmann sind gereifte Athletinnen und bis zu den Olympischen Spielen 2020 unersetzbare Leistungsträgerinnen. Nadine Hildebrand hat ihre erfolgreiche Karriere beendet, steht uns aber als Athletensprecherin weiterhin mit Rat und Tat zur Seite. Im Nachwuchsbereich gibt es einige Lichtblicke, die mit viel Geduld über den U23-Altersbereich entwickelt werden müssen, um im nächsten Olympiazyklus in die Fußstapfen der jetzigen Leistungsgeneration zu treten.

Was war für Sie das ganz persönliche Highlight?

Rüdiger Harksen:

Das EM-Finale von Berlin war nicht nur mein sportliches Jahreshighlight, sondern auch eines der herausragenden Ergebnisse meiner bisher 35-jährigen Tätigkeit als Bundestrainer. Mit der Silbermedaille für Pamela, der Bronzemedaille für Cindy und Platz fünf für Ricarda haben sich die Athletinnen selbst für ihren professionellen Einsatz und das harte Training belohnt. Sie haben ein historisch wertvolles Ergebnis geschafft. Bei allen Athletinnen verlief die Vorbereitung nicht störungsfrei. Ricarda hatte technische Probleme im Winter, Pamela große muskuläre Störfelder im Frühjahr und Frühsommer, und Cindy hat sich nach ihrem Verletzungsjahr 2017 wieder in die Weltklasse zurückgearbeitet.

Ein Highlight in unserer Disziplin ist auch die vertrauensvolle und loyale Zusammenarbeit mit den Heimtrainer-Kollegen Slawomir Filipowski, Wolfgang Kühne, Jörg Möckel und Werner Späth sowie Teamchef Volker Beck. Die Athletinnen erkennen und spüren, dass wir alle das gemeinsame Ziel haben, ihre individuelle Klasse zu verbessern, obwohl vieles im Team erreicht wird. Auch unser Kompetenzteam mit den Ärzten, Physiotherapeuten und Trainingswissenschaftlern hat Medaillen-Niveau.

Worin sehen Sie die Aufgaben und Ziele für die kommende Saison mit der WM in Doha?

Rüdiger Harksen:

Nach den beiden Medaillen bei den letzten Weltmeisterschaften in London 2017 durch Pamela und 2015 in Peking durch Cindy möchten wir uns mit diesen Weltklasseathletinnen auch wieder gern am Final-Topniveau bei der WM in Doha orientieren. Mit den starken US-Amerikanerinnen und Weißrussinnen wird das natürlich zu einer echten Herausforderung, auf die wir uns freuen. Ricarda und Franziska müssen weiter an ihrer Finalkompetenz auch auf Weltniveau arbeiten, beide werden nächstes Jahr 25 Jahre alt und kommen in das „Golden Hurdle Age“.

Die nächste Saison 2019 ist lang und es gilt, das Form-Timing auf den richtigen Punkt, in dem Fall die WM im Oktober, zu navigieren. Das wird eine spannende Aufgabe, zu deren erfolgreicher Lösung viel Fingerspitzengefühl und Teamkompetenz notwendig sein wird. Auch die erfolgreiche Vorbereitung auf die nur ein gut Dreivierteljahr später stattfindenden Olympischen Spiele 2020 in Tokio darf hierbei nicht aus den Augen verloren werden. Die Überschrift über allem muss ein professionelles Gesundheitsmanagement sein, gekoppelt mit ausreichenden Regenerationsphasen. Nur so kann es gelingen, bei den anstehenden internationalen Events erfolgreich zu performen.

Internationale Erfolge 2018

Medaillen(Weitere) Final-Platzierungen
EMSilber: Pamela Dutkiewicz
Bronze: Cindy Roleder
5. Ricarda Lobe
Hallen-WM

 

5. Cindy Roleder (60 m Hürden)

U20-WM – –
U18-EM – 6. Antonia Buschendorf
YOG – –

Die deutschen Top Ten 2018

100 Meter Hürden

ZeitNameJahrgangVerein
12,67 secPamela Dutkiewicz1991TV Wattenscheid 01
12,77 secCindy Roleder1989SV Halle
12,90 secRicarda Lobe1994MTG Mannheim
12,95 secLouisa Grauvogel1996LG Saar 70
12,97 secNadine Hildebrand1987VfL Sindelfingen
13,00 secFranziska Hofmann1994LAC Erdgas Chemnitz
13,13 secCarolin Schäfer1991LG Eintracht Frankfurt
13,37 secMonika Zapalska1994TV Wattenscheid 01
13,42 secMareike Arndt1992TSV Bayer 04 Leverkusen
13,52 secVanessa Hammerschmidt1998LG Nord Berlin

Statistik – Das sagen die Zahlen

Das deutsche Top-Niveau: 100 Meter Hürden

Jahr< 12,98
(WM-Norm 2017)
Schnitt
Top 3
Schnitt
Top 5
Schnitt
Top 10
2005  2 12,8713,0313,24
2006  1 13,0413,1513,31
2007  – 13,1513,1913,28
2008  1 12,9813,0313,24
2009  1  12,9713,1013,36
2010  3 12,8412,9513,16
2011  1 13,0713,14 13,31
2012  3  12,8612,9913,16
2013  1 13,0913,2213,38
2014  4 12,7912,9113,16
2015  1 12,9513,0913,29
2016  3  12,7012,8313,06
2017  5 12,7712,8413,09
2018  5 12,7812,8513,07

Jahresbestleistungen im internationalen Vergleich: 100 Meter Hürden

JahrDeutschlandEuropaDiff.WeltDiff.
200512,59 (K. Bolm)12,59 (Bolm/GER)0,0012,43 (Perry/USA)0,16
200612,65 (K. Bolm)12,52 (Kallur/SWE)0,1312,43 (Perry/USA)0,22
200713,14 (A. Funck)12,49 (Kallur/SWE)0,6512,44 (Perry/USA)0,70
200812,82 (C. Nytra)12,50 (Onyja/ESP)0,3212,43 (Jones/USA)0,39
200912,78 (C. Nytra)12,67 (O'Rourke/IRE)0,1112,46 (Foster-H./USA)0,32
201012,57 (C. Nytra)12,57 (Nytra/GER)0,0012,52 (Lopes-Schl./CAN)0,05
201112,91 (C. Roleder)12,56 (Porter/GBR)0,3512,28 (Pearson/AUS)0,63
201212,74 (C. Nytra)12,54 (Ennis/GBR)0,2012,35 (Pearson/AUS)0,39
201312,85 (N. Hildebrand)12,55 (Porter/GBR)0,3012,26 (Rollins/USA)0,59
201412,71 (N. Hildebrand)  12,51 (Porter/ GBR)0,20     12,44 (Harper Nelson/ USA)0,27
201512,59 (C. Rolder)12,56 (Porter/ GBR)0,0312,34 (Nelvis/USA)0,25
201612,62 (C. Rolder)12,62 (Roleder/GER)0,0012,20 (Harrison/USA)0,42
201712,61 (Dutkiewicz)12,61 (Dutkiewicz/GER)0,0012,28 (Harrison/USA)0,33
201812,67 (Dutkiewicz)12,41 (Talay/BLR)0,2612,36 (Harrison/USA)0,31

Das fällt auf:

  • Sechs deutsche Hürdensprinterinnen sind in der letzten Saison 13,00 Sekunden oder schneller gelaufen. Ein beeindruckendes Niveau in der Spitze. Das schlägt sich in einem starken Top-10-Schnitt von 13,07 Sekunden nieder.
  • In Europa haben sich neben den DLV-Athletinnen die Hürdensprinterinnen aus Weißrussland in der Spitze etabliert. Alina Talay lief mit 12,41 Sekunden die schnellste Zeit des Jahres, die erst 21-jährige Elvira Hermann wurde mit 12,67 Sekunden Europameisterin.
  • Geht es um die absoluten Top-Zeiten, bleiben die US-Sprinterinnen das Maß der Dinge. Mit Kendra Harrison (12,36 sec) führt zum sechsten Mal in Folge eine US-Amerikanerin die Weltbestenliste zum Saisonende an.

leichtathletik.TV-Clips zum Hürdensprint

<link https: www.leichtathletik.de tv disziplinen video-uebersicht disziplin _blank btn zu video-clips meter>60 Meter Hürden   |    <link https: www.leichtathletik.de tv disziplinen video-uebersicht disziplin _blank btn zu video-clips meter>100 Meter Hürden  

Die Disziplin-Analysen 2018 im Überblick:

<link news detail der-grosse-disziplin-check-2018-sprint-maenner _blank>Sprint – Männer
<link news detail der-grosse-disziplin-check-2018-sprint-frauen _blank>Sprint – Frauen
<link news detail der-grosse-disziplin-check-2018-400-meter-maenner _blank>Langsprint – Männer
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