| Analyse

Der große Disziplin-Check 2018 – Marathon Männer

Das Jahr 2018 neigt sich dem Ende entgegen. Ein spannendes Jahr aus Sicht der deutschen Leichtathletik. Der Höhepunkt? Ganz klar die Heim-Europameisterschaft im Berliner Olympiastadion. Doch auch in der Halle und bei den internationalen Nachwuchs-Meisterschaften machten die deutschen Athleten von sich reden. Wir blicken in unseren jährlichen Disziplinanalysen zurück und ziehen Bilanz. Heute: der Marathon der Männer.
Alexandra Dersch

Fazit der Bundestrainerin

Katrin Dörre-Heinig, wie fällt Ihre Bilanz für das EM-Jahr 2018 aus?

Katrin Dörre-Heinig:

Die Europameisterschaften in Berlin waren der große Höhepunkt. Dort haben wir es geschafft, ein großes Team an den Start zu bringen, mit vielen jungen Athleten. Die absoluten Leistungsträger haben leider gefehlt, wie etwa auch Hendrik Pfeiffer, der verletzt absagen musste - zum zweiten Mal bei einem Großereignis, was natürlich auch persönlich sehr schade ist. Aber die Emotionen und das Endergebnis als Mannschaft gibt den Läufern auch für kommende Rennen und Meisterschaften Motivation.

Positiv war auch die DM in Düsseldorf. Durch eine mannschaftliche Geschlossenheit haben es dort fünf deutsche Marathonis geschafft, die B-Norm für die EM zu laufen, und konnten sich in Szene setzen. Das war ein Beweis dafür, was möglich ist, wenn gemeinschaftlich gearbeitet wird, das hat mich sehr gefreut.

Schön war auch, dass noch wirklich junge Läufer sich in den Fokus gelaufen haben, wie Tobias Blum bei seinem Debüt in Köln. Mit 23 Jahren gehört ihm absolut die Zukunft.

Was war für Sie das ganz persönliche Highlight?

Katrin Dörre-Heinig:

Ein Highlight war ganz klar die Leistung bei den Europameisterschaften. Allen voran Tom Gröschel mit seinem elften Platz hat sich stark präsentiert. Man darf nicht vergessen, dass er auch erst im Frühjahr in Düsseldorf sein Debüt auf der Marathon-Strecke gegeben hat.

Ein Höhepunkt war für mich aber auch der Frankfurt Marathon und die damit verbundene Berichterstattung des Hessischen Rundfunks, der uns die Möglichkeit gegeben hat, die deutschen Läufer in den Fokus zu rücken und uns einer breiten Öffentlichkeit zu zeigen. Ich habe mich sehr gefreut, dass Arne Gabius sich dort nach langer Verletzung so gut präsentieren konnte und sich zurückgemeldet hat.

Worin sehen Sie die Aufgaben und Ziele für die kommende Saison mit der WM 2019 in Doha?

Katrin Dörre-Heinig:

2019 wird für den deutschen Marathon ein Übergangsjahr. Unser Fokus liegt auf der langfristigen Vorbereitung des olympischen Marathons. Wichtig wird jedoch schon ab Januar, dass wir Punkte im neuen Qualifikationssystem für die Olympischen Spiele sammeln – ab April geht in dieser Wertung kein Punkt mehr verloren. So können sich die Läufer schon im kommenden Jahr mit zwei starken Läufen für Tokio empfehlen.

Wünschenswert wäre es auch mit Blick auf die Zukunft unserer Disziplin, dass starke Läufer wie Richard Ringer oder auch Amanal Petros den Weg in die medienwirksamen Straßenläufe finden. In Frankfurt hat man gesehen, welches Potenzial hier etwa bei Richard Ringer vorhanden ist und welche Aufmerksamkeit allein sein Auftritt als Tempomacher hervorgerufen hat. Ich bin froh, dass er durch Arne Gabius' Mithilfe einen ersten Einblick in die Marathonszene bekommen hat und hoffe, dass er dadurch Gefallen daran gefunden hat.

Internationale Erfolge 2018

  Medaillen (Weitere) Top-12-Platzierungen
EM  – 11. Tom Gröschel

Die deutschen Top Ten 2018

Zeit Name Jahrgang Verein
2:11:45 h Arne Gabius 1981 TherapieReha Bottwartal
2:13:39 h Philipp Pflieger 1984 LG Telis Finanz Regensburg
2:15:20 h Tom Gröschel 1991 TC Fiko Rostock
2:15:27 h Sebastian Reinwand 1987 ART Düsseldorf
2:15:58 h Marcus Schöfisch 1987 lauftraining.com
2:16:17 h Philipp Baar 1992 ART Düsseldorf
2:16:24 h Karsten Meier 1991 LG Braunschweig
2:16:55 h Tobias Blum 1995 LC Rehlingen
2:17:18 h Jens Nerkamp 1989 PSV Grün-Weiß Kassel
2:19:16 h Jonas Koller 1993 LG Telis Finanz Regensburg

Statistik – Das sagen die Zahlen

Das deutsche Top-Niveau

Jahr ≥ 2,13 h
(WM-Norm 2017)
Schnitt Top 3 Schnitt Top 5 Schnitt Top 10
2005  – 2:20:16 2:21:43 2:24:33
2006  – 2:16:39 2:18:40 2:21:43
2007  – 2:16:15 2:17:11 2:19:44
2008  – 2:14:06 2:15:16 2:17:48
2009  – 2:14:40 2:15:55 2:17:52
2010  – 2:19:08 2:20:08 2:22:06
2011  – 2:17:29 2:18:07 2:19:37
2012  – 2:14:35 2:15:50 2:18:12
2013  – 2:14:13 2:15:27 2:18:11
2014 1 2:12:37 2:14:38 2:17:48
2015 1 2:10:47 2:13:50 2:16:40
2016  – 2:15:07 2:16:44 2:18:53
2017 1 2:13:14 2:15:39 2:16:52
2018 1 2:13:35 2:14:26 2:15:50

Jahresbestleistungen im internationalen Vergleich

Jahr Deutschland Europa Diff. Welt Diff.
2005 2:18:43 (U. Steidl) 2:07:38 (Rey/ESP) 11:05 2:06:20 (Gebrselassie/ETH) 12:23
2006 2:16:02 (U. Steidl 2:06:52 (Rey/ESP) 9:10 2:05:56 (Gebrselassie/ETH) 10:06
2007 2:15:22 (M. Beckmann) 2:07:33 (Kuzin/UKR) 7:49 2:04:26 (Gebrselassie/ETH) 10:56
2008 2:13:30 (F. Cierpinski) 2:07:33 (Röthlin/SUI) 5:57 2:03:59 (Gebrselassie/ETH) 9:31
2009 2:13:09 (A. Pollmächer 2:09:53 (Pertile/ITA) 3:16 2:04:27 (Kibet/KEN) 8:42
2010 2:17:18 (F. Cierpinski) 2:08:32 (Musinschi/MDA) 8:46 2:04:48 (Makau/KEN)

12:30

2011 2:15:40 (J. Fitschen) 2:09:26 (Sitkovskyy) 6:14 2:03:38 (Makau/KEN) 12:02
2012 2:13:10 (J. Fitschen) 2:07:30 (Tambwé/FRA) 5:40 2:04:16 (Mutai/KEN) 8:55
2013 2:13:05 (A. Pollmächer) 2:08:33 (A. Kiprotich/FRA) 4:32 2:03:23 (Kipsang/KEN) 9:42
2014 2:09:32 (A. Gabius) 2:08:21 (Farah/GBR) 1:11 2:02:57 (Kimetto / KEN) 7:35
2015 2:08:33 (A. Gabius) 2:08:33 (Gabius/GER) 0:00 2:04:00 (Kipchoge / KEN) 4:33
2016 2:13:09 (H. Pfeiffer) 2:06:10 (Özbilen/TUR) 6:49 2:03:03 (Bekele/ETH) 10:06
2017 2:09:59 (A. Gabius) 2:08:16 (Nageeye/ NED) 1:43 2:03:32 (Kipchoge/KEN) 6:27
2018 2:11:45 (A. Gabius) 2:05:11 (Farah/GBR) 6:34 2:01:39 (Kipchoge/KEN) 10:06

Das fällt auf

  • Die Grenzen im internationalen Marathon verschieben sich immer weiter nach unten. Eliud Kipchoge lief in diesem Jahr Weltrekord, Mo Farah Europarekord. Kurzum: Es war ein Marathonjahr, das Geschichte geschrieben hat.
  • Aushängeschild der nationalen Marathonszene ist Deutschlands Rekordhalter Arne Gabius. Er konnte zwar aufgrund einer schwierigen Vorbereitung nicht an die Zeiten des Vorjahres anknüpfen, sich aber in Frankfurt mit 2:11:45 Stunden achtbar zurückmelden. Dennoch: Der Abstand zur Weltspitze ist in diesem Rekordjahr entsprechend enorm und wächst erneut auf über zehn Minuten an.
  • In der Summe hat die EM der deutschen Szene den erhofften Schub gegeben. In Düsseldorf habe sich gleich eine ganze Reihe deutscher Läufer für die EM empfohlen. Ein Aufschwung, der sich auch anhand der Zahlen belegen lässt. Sowohl der Schnitt der besten Fünf als auch der Top Zehn ist so gut wie noch nie in unseren Aufzeichnungen, folglich seit 2005.
  • Dabei fehlten in diesem Jahr noch einige Leistungsträger, wie etwa verletzungsbedingt der Wattenscheider Hendrik Pfeiffer.
  • Insgesamt liegt der Altersdurchschnitt der aktuell besten zehn Marathonläufer in Deutschland bei 29 Jahren – wobei Arne Gabius mit seinen 37 Jahren der älteste ist. Jüngster Läufer ist in dieser Riege der Rehlinger Tobias Blum, der in diesem Herbst mit 23 Jahren beim Köln Marathon sein Debüt über diese Distanz gegeben hat.
  • Enormes Potenzial über die Marathonstrecke hat in diesem Herbst zudem Richard Ringer (VfB LC Friedrichshafen) angedeutet, der beim Frankfurt-Marathon bis Kilometer 31 starke Tempoarbeit für Arne Gabius geleistet hat. Der 29-Jährige hat allerdings bereits angekündigt, bis Olympia 2020 auf der Bahn bleiben zu wollen.

leichtathletik.TV-Clips zum Straßenlauf

<link tv/disziplinen/video-uebersicht/disziplin/strasse _blank btn>StRaße</link>

Die Disziplin-Analysen 2018 im Überblick:

<link news/news/detail/der-grosse-disziplin-check-2018-sprint-maenner/ _blank>Sprint – Männer</link>
<link news/news/detail/der-grosse-disziplin-check-2018-sprint-frauen/ _blank>Sprint – Frauen</link>
<link news/news/detail/der-grosse-disziplin-check-2018-400-meter-maenner/ _blank>Langsprint – Männer</link>
<link news/news/detail/der-grosse-disziplin-check-2018-400-meter-frauen/ _blank>Langsprint – Frauen</link>
<link news/news/detail/der-grosse-disziplin-check-2018-mittelstrecke-maenner/ _blank>Mittelstrecke – Männer</link>
<link news:65695>Mittelstrecke – Frauen</link>
<link news:65812>Langstrecke – Männer</link>
<link news:65803>Langstrecke – Frauen</link>
<link news:65776>Gehen – Männer</link>
<link news:65779>Gehen – Frauen</link>
<link news:65827>Hürdensprint – Männer</link>
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<link news:65974>Langhürden – Männer</link>
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<link news:65914>Hindernis – Männer</link>
<link news:65917>Hindernis – Frauen</link>

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