| Analyse

Der große Disziplin-Check 2018 – Sprint Frauen

Das Jahr 2018 neigt sich dem Ende entgegen. Ein spannendes Jahr aus Sicht der deutschen Leichtathletik. Der Höhepunkt? Ganz klar die Heim-Europameisterschaft im Berliner Olympiastadion. Doch auch in der Halle und bei den internationalen Nachwuchs-Meisterschaften machten die deutschen Athleten von sich reden. Wir blicken in unseren jährlichen Disziplinanalysen zurück und ziehen Bilanz. Heute: der Sprint der Frauen.
Pamela Lechner

Fazit des Bundestrainers

Ronald Stein, wie fällt Ihre Bilanz für das EM-Jahr 2018 aus?

Ronald Stein:

Mit den Ergebnissen bei den Europameisterschaften können wir sehr zufrieden sein, mit der Silbermedaille von Gina Lückenkemper und Bronze in der Staffel. Auch die Zeiten, 10,98 Sekunden von Gina und 42,23 Sekunden in der Staffel, waren sehr ordentliche Ergebnisse. Ein bisschen problematisch war dieses Jahr, dass Lisa Mayer ausgefallen ist und Rebekka Haase verletzungsbedingt auch Schwierigkeiten hatte, ihr gewohntes Leistungsvermögen abzurufen. Dazu hat Tatjana Pinto auch noch Probleme bekommen und konnte nicht 100 Prozent trainieren. Wären alle drei 100 Prozent fit gewesen, wäre in Berlin noch viel mehr möglich gewesen. In der U20 haben sich die Mädels mit dem U20-WM-Titel in der Staffel und guten Einzel-Platzierungen wieder sehr gut dargestellt. Mit Keshia Kwadwo hatten wir eine U20-Athletin in Regensburg und Lausanne schon in der Frauen-Staffel dabei. Ich denke, da kommt für den Erwachsenen-Bereich wieder sehr guter Nachwuchs nach, sodass wir positiv in die Zukunft schauen können.

Was war für Sie das ganz persönliche Highlight?

Ronald Stein:

Das war das 100-Meter-Finale von Gina mit den 10,98 Sekunden. Es war eine ähnliche Konstellation wie bei der WM in London, mit einem guten Vorlauf und starker Konkurrenz, wo es noch nicht geklappt hatte, so eine Leistung im nächsten Rennen nochmal abzuliefern. Mit den 10,98 Sekunden im Finale hat sie es unter extremstem Druck nochmal geschafft, das abzurufen. Das war schon eine außergewöhnliche Leistung, innerhalb von zwei Stunden zweimal unter elf Sekunden zu bleiben. Das zeigt ihren Entwicklungsprozess und dass sie aus Erfahrungen gelernt hat.

Worin sehen Sie die Aufgaben und Ziele für die kommende Saison mit der WM 2019 in Doha?

Ronald Stein:

Das wird planungsmäßig eine sehr schwierige Saison werden, weil immer noch nicht feststeht, wo die Staffel-Weltmeisterschaften stattfinden. Die Bahamas und Jamaika haben abgesagt und das wird der erste Höhepunkt, bei dem man sich für die Weltmeisterschaften direkt qualifizieren kann. Das macht die Planung nicht einfach. Wir sind vor den World Relays zur Saisonvorbereitung immer in den USA gewesen. Wenn die Staffel-WM nun auf einem anderen Kontinent stattfindet, müssen wir uns etwas anderes überlegen. Dazu wird es ein neues Nominierungssystem von der IAAF geben, das man auch erstmal verinnerlichen muss. Es geht also erstmal darum, eine ordentliche Saisonplanung aufzustellen und dann die Athleten mit einem guten Gesundheitsmanagement gesund und fit durch die Saison zu bringen. Dann sind wir bei der WM im Einzel und in der Staffel auch leistungsfähig. In der Planung muss man die Jahre 2019 und 2020 mit der späten WM und der frühen Olympia-Quali als Einheit sehen.

Internationale Erfolge 2018

Medaillen(Weitere) Final-Platzierungen
EMSilber: Gina Lückenkemper (100 m)
Bronze: 4x100 m
8. Platz Laura Müller (200 m)
Hallen-WM –  –
U20-WMGold: 4x100 m4. Keshia Kwadwo (100 m)
5. Sophia Junk (200 m)
6. Corinna Schwab (200 m)
U18-EM7. Beauty Somuah (100 m)

Die deutschen Top Ten 2018

100 Meter 

ZeitNameJahrgangVerein
10,98 secGina Lückenkemper1996LG Olympia Dortmund
11,11 secTatjana Pinto1992LC Paderborn
11,26 secLaura Müller1995LC Rehlingen
11,29 secLisa-Marie Kwayie1996Neuköllner SF
11,33 secJennifer Montag1998TSV Bayer 04 Leverkusen
11,35 secRebekka Haase1993LV 90 Erzgebirge
11,35 secKeshia Kwadwo1999TV Wattenscheid 01
11,37 secJessica-Bianca Wessolly1996MTG Mannheim
11,43 secLisa Nippgen1997LAZ Ludwigsburg
11,43 secTiffany Eidner1997Bad Lobenstein TC

200 Meter 

ZeitNameJahrgangVerein
22,84 secTatjana Pinto1992LC Paderborn
22,87 secLaura Müller1995LC Rehlingen
22,89 secJessica-Bianca Wessolly1996MTG Mannheim
23,10 secLouisa Grauvogel1996LG Saar 70
23,12 secRebekka Haase1993LV 90 Erzgebirge
23,14 secNadine Gonska1990MTG Mannheim
23,15 secKatrin Fehm1998ESV Amberg
23,40 secSophia Junk1999LG Rhein-Wied
23,50 secJennifer Montag1998TSV Bayer 04 Leverkusen
23,52 secPernilla Kramer1996VfL Wolfsburg

Statistik – Das sagen die Zahlen

Das deutsche Top-Niveau: 100 Meter

Jahr< 11,23
(WM-Norm 2017)
Schnitt
Top 3
Schnitt
Top 5
Schnitt
Top 10
2005  –  11,4011,4611,53
2006  –  11,4011,4111,48
2007  1  11,3211,3711,50
2008  –  11,4011,4411,51
2009  1  11,2511,2911,37
2010  1  11,2511,3411,44
2011  –  11,3211,35 11,45
2012  3  11,1411,2311,34
2013  2  11,2111,3011,41
2014  2  11,2211,2811,38
2015  3  11,1811,2211,30
2016  3  11,0911,1711,27
2017  3 11,0511,1311,22
2018  2 11,1211,1911,29

Das deutsche Top-Niveau: 200 Meter

Jahr< 22,85 sec
(WM-Norm 2017)
Schnitt
Top 3
Schnitt
Top 5
Schnitt
Top 10
2005  –  23,3123,4323,68
2006  –  23,1823,2623,49
2007  –  23,3123,4223,60
2008  –  23,5723,6323,71
2009  –  23,2923,4323,61
2010  –  23,3623,4723,63
2011  –  23,3823,4623,58
2012  –  23,0723,1923,42
2013  –  23,2423,3023,47
2014  –  23,1123,1723,40
2015  –  23,0023,0823,28
2016 4  22,7622,8623,10
2017 5 22,6822,8023,05
2018 1 22,8722,9623,15

Jahresbestleistungen im internationalen Vergleich: 100 Meter

JahrDeutschlandEuropaDiff.WeltDiff.
2005 11,33 (Rockmeier) 10,93 (Arron/FRA) 0,4 10,84 (Sturrup/BAH) 0,49
2006 11,37 (Wakan) 11,04 (Gevaert/BEL) 0,33 10,82 (Simpson/JAM) 0,55
2007 11,21 (Schielke) 11,04 (Naimova/BUL) 0,17 10,89 (Campbell-Brown/JAM) 0,32
2008 11,28 (Sailer) 11,05 (Gevaert/BEL) 0,23 10,78 (Edwards(USA) 0,50
2009 11,18 (Sailer) 11,16 (Polyakova/RUS) 0,02 10,64 (Jeter/USA) 0,54
2010 11,10 (Sailer) 11,10 (Sailer) 0 10,78 (Campbell-Brown/JAM) 0,32
2011 11,29 (Y. Kwadwo) 10,97 (Lalova/BUL) 0,32 10,70 (Jeter/USA) 0,59
2012 11,05 (Sailer) 11,05 (Sailer) 0 10,70 (Fraser-Pryce/JAM) 0,35
2013 11,02 (Sailer) 11,02 (Sailer) 0 10,71 (Fraser-Pryce/JAM) 0,31
2014 11,14 (Sailer) 11,03 (Schippers/NED) 0,11 10,80 (Bowie/USA) 0,34
2015 11,10 (Sailer) 10,81 (Schippers/NED) 0,29 10,74 (Fraser-Pryce/JAM) 0,36
2016 11,00 (Pinto) 10,83 (Schippers/NED) 0,17 10,70 (Thompson/JAM) 0,30
2017 10,95 (Lückenkemper) 10,95 (Lückenkemper/Schippers) 0 10,71 (Thompson/JAM) 0,24
2018 10,98 (Lückenkemper) 10,85 (Asher-Smith/GBR) 0,13 10,85 (Asher-Smith/GBR, Ta Lou/CIV) 0,13

Jahresbestleistungen im internationalen Vergleich: 200 Meter

JahrDeutschlandEuropaDiff.WeltDiff.
2005 23,05 (B. Rockmeier) 22,31 (Arron/FRA) 0,74 22,13 (Felix/USA) 0,92
2006 22,94 (B. Rockmeier) 22,20 (Gevaert/BEL) 0,74 22,00 (Simpson/JAM) 0,94
2007 22,97 (Tschirch) 22,38 (Hurtis-Houairi/FRA) 0,59 21,81 (Felix/USA) 1,16
2008 23,52 (Peters) 22,48 (Kapachinskaya/RUS) 1,04 21,74 (Campbell-Brown/JAM) 1,78
2009 23,26 (Dix) 22,63 (Gushchina/RUS) 0,63 21,88 (Felix/USA) 1,38
2010 23,10 (Cremer) 22,32 (Soumaré/FRA) 0,78 21,98 (Campbell-Brown/JAM) 1,12
2011 23,23 (Tschirch) 22,55 (Kapachinskaya/RUS) 0,78 22,15 (Solomon/USA) 1,08
2012 22,98 (Tschirch) 22,19 (Fedoriva/RUS) 0,79 21,69 (Felix/USA) 1,29
2013 23,10 (Weit) 22,39 (Kapachinskaya/RUS) 0,71 22,13 (Fraser-Pryce/JAM) 0,97
2014 23,01 (Haase) 22,03 (Schippers/NED) 0,98 22,02 (Felix/USA) 0,99
2015 22,95 (Haase) 21,63 (Schippers/NED) 1,32 21,63 (Schippers/NED) 1,32
2016 22,67 (Lückenkemper) 21,86 (Schippers/NED) 0,81 21,78 (Thompson/JAM) 0,89
2017 22,64 (Mayer) 22,05 (Schippers/NED) 0,59 21,77 (Bowie/USA) 0,87
2018 22,84 (Pinto) 21,89 (Asher-Smith/GBR) 0,95 21,89 (Asher-Smith/GBR) 0,95

Das fällt auf:

  • Über die 100 Meter machte sich im Schnitt der Top Drei, Fünf und Zehn bemerkbar, dass einige Leistungsträgerinnen des Vorjahres, in dem absolute Top-Werte erzielt wurden, durch Verletzungen gehandicapt waren.
  • Die schnellste deutsche 200-Meter-Sprinterin von 2017 Lisa Mayer konnte die gesamte Sommersaison nicht in Erscheinung treten. Die Top Drei und Top Fünf-Schnitte blieben auf der halben Stadionrunde dennoch das dritte Jahr in Folge unter 23 Sekunden.
  • Gina Lückenkemper ist das Kunststück gelungen, über 100 Meter erneut unter elf Sekunden zu sprinten, auch im entscheidenden Moment des EM-Finales von Berlin. Neben Einzel-Silber gewann die erst 21-Jährige auch Bronze mit der Staffel. Sie könnte nächstes Jahr auch über 200 Meter für Furore sorgen.
  • Im Nachwuchsbereich stand die DLV-Staffel nach Gold bei der U20-EM 2017 auch bei der U20-WM 2018 ganz oben, mit Sophia Junk, Viktoria Dönicke, Corinna Schwab und Denise Uphoff
  • International hat Dina Asher-Smith diesen Sommer den Sprint-Thron erobert. Mit nationalen Rekorden über 100 und 200 Meter rangiert die Britin auf Platz eins beider Weltbestenlisten und war mit dreimal Gold die erfolgreichste Athletin der EM in Berlin

leichtathletik.TV-Clips zum Sprint

<link http: www.leichtathletik.de tv disziplinen video-uebersicht disziplin _blank btn zu video-clips zum>60 Meter   |    <link http: www.leichtathletik.de tv disziplinen video-uebersicht disziplin _blank btn zu video-clips zum>100 Meter   |   <link http: www.leichtathletik.de tv disziplinen video-uebersicht disziplin _blank btn zu video-clips zum>200 Meter

Die Disziplin-Analysen im Überblick:

<link news:59891>Sprint – Männer

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