| Analyse

Der große Disziplin-Check 2018 – Stabhochsprung Frauen

Das Jahr 2018 neigt sich dem Ende entgegen. Ein spannendes Jahr aus Sicht der deutschen Leichtathletik. Der Höhepunkt? Ganz klar die Heim-Europameisterschaft im Berliner Olympiastadion. Doch auch in der Halle und bei den internationalen Nachwuchs-Meisterschaften machten die deutschen Athleten von sich reden. Wir blicken in unseren jährlichen Disziplinanalysen zurück und ziehen Bilanz. Heute: der Stabhochsprung der Frauen.
Silke Bernhart

Fazit des Bundestrainers

Stefan Ritter, wie fällt Ihre Bilanz für das EM-Jahr 2018 aus?

Stefan Ritter:

2018 war aus Sicht des deutschen Stabhochsprungs der Frauen leider nicht so erfolgreich wie gewünscht. Die Verletzungen von Leistungsträgerinnen wie Lisa Ryzih oder Martina Strutz konnten nicht kompensiert werden. Insbesondere diese beiden Athletinnen haben die deutsche Fahne bei den vergangenen internationalen Meisterschaften immer hoch gehalten.

Trotzdem gab es auch hoffnungsvolle Ergebnisse. Bei der EM in Berlin konnte Carolin Hingst in zwei stabilen Springen den neunten Platz erkämpfen. Die Entwicklung von Jacqueline Otchere, die sich beim World Cup auf 4,60 Meter gesteigert hat, macht Hoffnung für die kommenden Jahre. Sehr viel Freude hat uns zudem in diesem Jahr Leni Wildgrube bereitet. Mit ihrem Sieg bei der U18-EM, Gold bei den Olympischen Jugendspielen und zuvor ihrem zweiten Platz bei der U18-WM 2017 konnten wir erstmals seit 2011 wieder Medaillen bei internationalen Nachwuchs-Meisterschaften gewinnen.

Was war für Sie das ganz persönliche Highlight?

Stefan Ritter:

Zum einen die Europameisterschaften in Berlin – auch wenn nicht alle Wünsche in Erfüllung gegangen sind. Eine EM im eigenen Land miterleben zu können war sehr beeindruckend, es war meine erste im Erwachsenenbereich. Das Finale der Männer hat mich richtig aus dem Sitz geworfen.

Besonders gefreut habe ich mich über die Entwicklung von Jacqueline Otchere, die mit einem großen Leistungssprung den Anschluss an die Weltspitze geschafft hat. Und natürlich über das Ergebnis im Nachwuchsbereich. In meiner Zeit als Nachwuchsbundestrainer hatte ich leider nicht das Vergnügen, viele Medaillen feiern zu können. Umso schöner ist es, dass wir im weiblichen Bereich wieder Talente haben, die um internationale Medaillen mitspringen können.

Worin sehen Sie die Aufgaben und Ziele für die kommende Saison mit der WM 2019 in Doha?

Stefan Ritter:

Die späte WM in Doha und die darauf folgenden Olympischen Spiele stellen uns vor eine knifflige Aufgabe. Es gilt, sich mit erfahrenen Trainern, Athleten und Managern auszutauschen, um einen optimalen Weg für unsere Springerinnen zu finden.

Mit der Deutschen Rekordhalterin Silke Spiegelburg hat eine erfahrene Springerin ihre Karriere beendet. Wir wünschen ihr natürlich alles Gute auf ihrem zukünftigen Weg. Für den Stabhochsprung heißt das, dass die jungen Athletinnen wie Jacqueline Otchere oder Friedelinde Petershofen sich auf hohem Niveau stabilisieren müssen, um die Lücke langfristig zu schließen. Die verletzten Lisa Ryzih und Martina Strutz aber auch Katharina Bauer und Anjuli Knäsche, die eine starke Hallensaison gezeigt haben, finden hoffentlich wieder zu ihrer Stärke zurück. Dann haben wir einige Springerinnen, die sich für die WM qualifizieren und vielleicht vorne mitspringen können.

Internationale Erfolge 2018

Medaillen(Weitere) Final-Platzierungen
EM –9. Carolin Hingst
Hallen-WM – –
U20-WM – –
U18-EMGold: Leni Wildgrube4. Sarah Vogel
YOGGold: Leni Wildgrube –

Die deutschen Top Ten 2018

HöheNameJahrgangVerein
4,60 mJacqueline Otchere1996MTG Mannheim
4,45 mAnjuli Knäsche1993SG TSV Kronshagen/Kieler TB
4,45 mCarolin Hingst1980TG 1847 Nieder-Ingelheim
4,45 mStefanie Dauber1987SSV Ulm 1846
4,35 mFriedelinde Petershofen1995SC Potsdam
4,30 mRegine Kramer1993TSV Bayer 04 Leverkusen
4,30 mSilke Spiegelburg1986TSV Bayer 04 Leverkusen
4,30 mMartina Strutz1981Hagenower SV
4,30 mKatharina Bauer1990TSV Bayer 04 Leverkusen
4,26 mLeni Freyja Wildgrube2001SC Potsdam

Statistik – Das sagen die Zahlen

Das deutsche Top-Niveau

Jahr≥  4,55 m
(WM-Norm 2017)
Schnitt Top 3Schnitt Top 5Schnitt Top 10
2005-4,454,414,33
200634,604,574,48
200744,614,584,49
200824,624,584,48
200924,654,604,46
201054,694,664,51
201144,734,664,51
201244,694,644,49
201354,724,664,55
201424,594,554,47
201544,704,644,51
201644,684,624,49
201734,614,564,47
201814,504,464,32

Die Entwicklung der Jahresbestleistungen im internationalen Vergleich

JahrDeutschlandEuropaDiff.WeltDiff.
20054,50 (Hingst)5,01 (Isinbayeva/RUS)0,515,01 (Isinbayeva/RUS)0,51
20064,63 (A. Ryzih)4,91 (Isinbayeva/RUS)0,284,91 (Isinbayeva/RUS)0,28
20074,65 (Hingst)4,91 (Isinbayeva/RUS)0,264,91 (Isinbayeva/RUS)0,26
20084,70 (Spiegelburg)5,05 (Isinbayeva/RUS)0,355,05 (Isinbayeva/RUS)0,35
20094,70 (Spiegelburg)5,06 (Isinbayeva/RUS)0,365,06 (Isinbayeva/RUS)0,36
20104,72 (Hingst)4,75 (Feofanova/RUS)0,034,89 (Suhr/USA)0,17
20114,80 (Strutz)4,80 (Strutz)0,004,91 (Suhr/USA)0,11
20124,82 (Spiegelburg)4,82 (Spiegelburg)0,004,83 (Suhr/USA)0,01
20134,79 (Spiegelburg)4,89 (Isinbayeva/RUS)0,104,90 (Silva/CUB)0,11
20144,71 (L. Ryzih)4,71 L. Ryzih, Stefanidi/GRE)0,004,80 (Murer/BRA)0,09
20154,75 (Spiegelburg)4,83 (Kiriakopoúlou/GRE)0,084,91 (Silva/BRA)0,16
20164,73 (L. Ryzih)4,86 (Stefanidi/GRE)0,135,00 (Morris/USA)0,27
20174,73 (L. Ryzih)4,91 (Stefanidi/GRE)0,184,91 (Stefanidi/GRE)0,18
20184,60 (J. Otchere)4,87 (Stefanidi/GRE)0,274,95 (Morris/USA)0,35

Das fällt auf

  • Der Ausfall mehrerer Leistungsträgerinnen machte sich 2018 extrem bemerkbar: Der Schnitt der deutschen Top Drei, Top Fünf und Top Ten ist in diesem Jahr so niedrig wie zuletzt 2005.
  • Erstmals seit 2007 konnte 2018 keine deutsche Stabhochspringerin die 4,70-Meter-Marke überbieten.
  • Damit ist auch der Abstand zur internationalen Spitze, die seit 2011 fast konstant Höhen von 4,80 Metern und mehr anbietet, deutlich angestiegen.
  • Mit einem Durschnitt von 27,8 Jahren sind die besten deutschen Stabhochspringerinnen in einem schon vergleichsweise fortgeschrittenen Alter, vier der Top Ten sind älter als 30, zwei sogar älter als 35 Jahre.
  • Mit Jacqueline Otchere und Leni Freyja Wildgrube haben sich zwei Talente ins Rampenlicht geschoben, die mit erst drei Trainingsjahren im Stabhochsprung (Otchere) beziehungsweis einem jungen Alter von 17 (Wildgrube) noch enormes Entwicklungspotenzial haben.

leichtathletik.TV-Clips zum Stabhochsprung

<link https: www.leichtathletik.de tv disziplinen video-uebersicht disziplin stabhochsprung btn>Stabhochsprung

Die Disziplin-Analysen 2018 im Überblick:

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