Der leichtathletik.de Olympia-Check von Frankfurt
Am 12. April fällt die Entscheidung, welche deutsche Stadt vom Nationalen Olympischen Komitee (NOK) ins Rennen um die Olympischen Sommerspiele 2012 geschickt wird. Mit Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, Leipzig und Stuttgart stehen fünf Städte zum Teil mit ihren dazugehörigen Region zur Auswahl. Eines lässt sich schon jetzt sagen: Egal, wer das Rennen letztendlich macht, der Sport hat von den fünf Bewerbungen profitiert. Wir haben uns mal umgehört und wollten von den Kandidaten wissen, was ihr Engagement bislang der Leichtathletik gebracht hat und wie die olympische Kernsportart in den Planungen berücksichtig wird. Heute wird unser Fragebogen von Dr. Karin Fehres, der Leiterin des Sport- und Bäderamtes der Stadt Frankfurt und Mitglied der Stabsstelle „Olympiabewerbung Frankfurt Rhein-Main“ am Main beantwortet.

Dr. Karin Fehres: „Im Zuge unserer Bewerbung wird ein Trainingszentrum für Leichtathletik in der Sportanlage Hahnstraße, in unmittelbarer Nähe zum Olympiastützpunkt eingerichtet. Die Bahneröffnung ist für das kommende Frühjahr vorgesehen. Diese Maßnahme erfolgt in enger Abstimmung mit dem Deutschen und Hessischen Leichathletikverband und beinhaltet neben einer neuen Tartanbahn insbesondere den Ausbau des Wurfbereiches. Außerdem wurden im Jahr 2002 18 ½ zusätzliche Trainerstellen bei den hessischen Landesfachverbänden geschaffen, davon zwei für die Leichtathletik.“
leichtathletik.de: Welche leichtathletischen Veranstaltungen wurden von Ihnen bislang unterstützt bzw. werden in den Monaten bis April 2003 noch gefördert?
Dr. Karin Fehres: „Im Mai 2002 gab es einen Tag der Leichtathletik in der Frankfurter Innenstadt. Außerdem unterstützten wir die am 15. Januar ausgetragenen Internationalen Deutschen Hochschulmeisterschaften in der Leichtathletikhalle in Frankfurt-Kalbach und die Hessischen Jugend-Hallenmeisterschaften der Leichtathletik, die ebenfalls im Januar stattfinden. Weiterhin gibt es zahlreiche Leichtathletik-Veranstaltungen in der Region. Im Kalender der Sportveranstaltungen in Frankfurt am Main nehmen große Lauf-Events – als eine der wichtigsten Säulen der heutigen Leichtathletik – seit Jahren eine Spitzenposition ein. Allein bei der 21. Auflage des Euro Marathons Messe Frankfurt– dem ältesten Stadt-Marathon Deutschlands – starteten 2002 wieder rund 10.000 Läuferinnen und Läufer. Mit über 50.000 Aktiven hat sich der ‚JP Morgan Chase Cooperate Challenge’ zur größten Laufveranstaltung in Europa entwickelt. Auch beim 10-km-Sylvesterlauf und Halbmarathon von Spiridon Frankfurt sowie bei den Benefiz-Läufen ‚Lauf für mehr Zeit’ zugunsten der Aids-Hilfe und ‚Race for the cure’ zugunsten der Brustkrebs-Hilfe sind jedes Jahr mehrere Tausend Teilnehmer/-innen am Start.“
leichtathletik.de: Leichtathletik wird auch als olympische Kernsportart bezeichnet. Wie trägt Ihre Bewerbung dem Rechnung?
Dr. Karin Fehres: „Das Kernstück aller Olympischen Spiele ist das olympische Dorf. Das Leichtathletikstadion ist daher als olympische Kernsportart in direkter Nachbarschaft zum Olympischen Dorf vorgesehen. Die Athleten und Athletinnen können über eine ‚via mobile’ fußläufig in wenigen Minuten zwischen Dorf, Stadion und den Aufwärmplätzen wechseln. Mit dem Athletenshuttle dauert es weniger als ein 800-Meter-Lauf der Weltklasse. Im Dorf selbst sind große Trainingsflächen und –hallen sowie entsprechende Krafttrainings- und Fitnesszentren vorgesehen. Selbstverständlich ist unser Leichtathletikstadion als größte Sportarena zugleich auch Olympiastadion, in dem die Eröffnungs- und Abschlussveranstaltung stattfinden wird."
leichtathletik.de: Durch die leichtathletische Brille betrachtet: Welche Vorteile kann Ihre Region gegenüber den Konkurrenten in die Waagschale werfen?
Dr. Karin Fehres: „In Frankfurt hat die Leichtathletik seit vielen Jahren ein festes Zuhause. Namen wie Heinz Ulzheimer, erster deutscher Medaillengewinner bei Olympischen Spielen nach dem 2. Weltkrieg, Armin Hary, der erste Mensch, der 100 Meter in 10,0 Sekunden lief, oder auch Ilse Bechthold, die ‚Grande Dame’ der Leichtathletik, sind jedem Leichtathletikfreund bestens bekannt. Und von den herausragenden Weltklasse-Mehrkämpfer und Mehrkämpferinnen des USC Mainz seien hier stellvertretend nur Guido Kratschmer und Siggi Wentz genannt. Der TV Gelnhausen belegt mit Harald Schmid und Edgar Itt noch heute Platz 1 und 3 der ewigen DLV-Bestenliste über die 400m-Hürdendistanz. In Frankfurt erfolgte Anfang 2000 im Interesse einer Bündelung und Konzentration der Kräfte der Zusammenschluss der starken Leichtathletikvereine in Frankfurt am Main zur Leichtathletikgemeinschaft Eintracht Frankfurt. Dem Ziel, vor allem im Bereich der Talentförderung noch effektiver zu arbeiten, ist man mit diesem Schritt ein großes Stück näher gekommen. Daneben ist die bereits seit Jahren bestehende Zusammenarbeit mit Frankfurter Schulen weiter intensiviert worden. In der hochfunktionalen Leichtathletikhalle im Sport- und Freizeitzentrum Frankfurt-Kalbach – mit ihrem erstklassigen regenerativen Bereich – findet die Leichtathletik-Szene in Frankfurt und weit darüber hinaus zu jeder Jahreszeit optimale Trainings- und Wettkampfbedingungen vor. Alle diese Faktoren haben dazu beigetragen, dass die LG Eintracht Frankfurt im Jahr 2002 auf ihre bisher erfolgreichste Saison zurückblicken kann. Mit über 20 internationalen Einsätzen stehen die Frankfurter Leichtathleten in Hessen an der Spitze und belegen im DLV-Bereich einen Spitzenplatz. 27 errungene deutsche Meistertitel in verschiedenen Klassen und Altersgruppen, sieben süddeutsche und 70 hessische Titel sind die hervorragende Ausbeute der LG Eintracht Frankfurt. Aber ein Blick über die Stadtgrenzen Frankfurts hinaus ergibt eine beeindruckende Leistungsdichte der Leichtathletik in der Rhein-Main-Region: Vereine wie der USC Mainz, der ASC Darmstadt, der TSV Friedberg-Fauerbach und auch der TV Gelnhausen standen und stehen für hochklassige Leichtathletik.“

leichtathletik.de: Wo ist ihr Olympiastadion geplant und wie vielen Zuschauern wird es Platz bieten?
Dr. Karin Fehres: „Das Olympiastadion ist im Olympiapark Rebstock geplant, in direkter Nähe zum olympischen Dorf gelegen und über die ‚via mobile’ fußläufig mit allen Großsporthallen, der Schwimmoper und sogar dem Medienzentrum verbunden. Zur Orientierung: Zum Hauptbahnhof sind es vom Olympiastadion eine, in die Innenstadt zwei U- bzw. S-Bahnstationen. Für die Olympischen Spiele wird das Stadion temporär auf 80.000 Plätze aufgerüstet. Nach den Spielen bleibt ein hoch leistungsfähiges Leichtathletikstadion für max. 30.000 Zuschauer erhalten: Ein Stadion, das die Leichtathletik im Rhein-Main-Gebiet dringend benötigt. Im Olympiastadion liegen Start und Ziel des Marathonlaufs und der Gehwettbewerbe. Ein Aufwärmstadion ist dem Olympiastadion in direkter Nachbarschaft zugeordnet. Hierfür wird das bereits bestehende Sportgelände ausgebaut. Nacholympisch wird der Olympiapark mit dem Olympiastadion weiterhin als Sportpark dem Breiten- und Spitzensport zur Verfügung stehen.“
leichtathletik.de: Welche Leichtathleten/Ex-Leichtathleten sind Olympiabotschafter für die Region Frankfurts bzw. arbeiten an der Bewerbung mit?
Dr. Karin Fehres: „Hans Baumgartner, Volker Beck, Kathrin Dörre-Heinig, Edgar Itt, Guido Kratschmer, Tegla Loroupe, Jürgen May, Klaus Meyer (Paralympics), Irina Mikitenko, Ralf Salzmann, Harald Schmid, Heinz Ulzheimer, Alwin Wagner, Marion Wagner, Petra Wassiluk und Lothar Leder (Triathlet)."
leichtathletik.de: Wie hoch ist der Etat ihre Bewerbungsoffensive?
Dr. Karin Fehres: „6,1 Mio. € für die nationale Phase, 30 Mio € für die internationale Bewerbung.“

leichtathletik.de: Wie lautet das Motto Ihrer Bewerbung?
Dr. Karin Fehres: „OlympJA! Wir sind dabei! Frankfurt RheinMain 2012.“
Sollten Sie noch mehr über die Frankfurter Olympiabewerbung erfahren wollen, schauen Sie doch im Internet unter www.wir-sind-dabei-2012.de nach.
Hier finden sie die von uns bereits veröffentlichten Texte zum Thema:
Die Einleitung
Der Olympia-Check von Leipzig
Morgen geht es weiter mit dem Olympia-Check von Hamburg.