Der leichtathletik.de Olympia-Check von Stuttgart
Am 12. April fällt die Entscheidung, welche deutsche Stadt vom Nationalen Olympischen Komitee (NOK) ins Rennen um die Olympischen Sommerspiele 2012 geschickt wird. Mit Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, Leipzig und Stuttgart stehen fünf Städte zum Teil mit ihren dazugehörigen Region zur Auswahl. Eines lässt sich schon jetzt sagen: Egal, wer das Rennen letztendlich macht, der Sport hat von den fünf Bewerbungen profitiert. Wir haben uns mal umgehört und wollten von den Kandidaten wissen, was ihr Engagement bislang der Leichtathletik gebracht hat und wie die olympische Kernsportart in den Planungen berücksichtig wird. Heute wird unser Fragebogen von Jörg Klopfer, dem Leiter Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Stuttgarter Bewerbungskomitees beantwortet.
Jörg Klopfer: "Die Olympiabewerbung hat in Stuttgart und Baden-Württemberg insbesondere auch im Bereich Nachwuchs- und Talentförderung positive Akzente gesetzt. So konnte der Württembergische Leichtathletik-Verband u.a. im Zuge der Olympiabewerbung neue Sponsoren gewinnen. Dabei handelt es sich um sogenannte Olympiapatenschaften' mit der 20 Kaderathleten bis 2004 unterstützt werden können. Insgesamt wird die Nachwuchsförderung bei der Olympiabewerbung Stuttgarts groß geschrieben und erhält durch das Olympia-Engagement einen zusätzlichen Antrieb. Einen ersten Erfolg gab es im Februar 2002 zu verzeichnen, als Stuttgart seitens des Deutschen Sportbundes das Prädikat der Eliteschule des Sports überreicht wurde. Im Juli wurde Heidelberg als vierte baden-württembergische Stadt mit diesem Prädikat ausgezeichnet. Damit die Athleten von den Olympiaplänen Stuttgarts profitieren, werden neue Förderkonzepte erarbeitet, die die Kooperation zwischen Vereinen, Verbänden und Kommunen intensivieren sollen. Ziel ist es, Zentren auszubauen, die ausschließlich dem Training vorbehalten und möglichst an den vier baden-württembergischen Olympiastützpunkten angegliedert sind. Zu diesem Zweck werden verschiedene Trainingsstätten des Olympischen Dorfes nach den Spielen 2012 dem benachbarten Olympiastützpunkt Stuttgart übergeben und Nachwuchstrainerstellen an regionalen Schwerpunktzentren eingerichtet. Zusätzlich unterstützt die Stuttgart 2012 GmbH zahlreiche Nachwuchsprojekte in den einzelnen Sportarten. Ein wesentlicher Punkt der Stuttgarter Olympiabewerbung ist ebenso der stetige Ausbau der Infrastruktur der Sportstätten in Stuttgart und der Region."
leichtathletik.de: Welche leichtathletischen Veranstaltungen wurden von Ihnen bislang unterstützt bzw. werden in den Monaten bis April 2003 noch gefördert?
Jörg Klopfer: "Bei folgenden Veranstaltungen ist die Stuttgart 2012 GmbH im vergangenen Jahr vertreten gewesen: Bei den Baden-Württembergischen Meisterschaften in Sindelfingen, dem LBBW-Hallen-Meeting in Karlsruhe, dem Sparkassen-Cup in Stuttgart, den Deutschen Hallenmeisterschaften in Sindelfingen, dem EAA-Hallenmeeting in Sindelfingen, dem Stabhochsprungmeeting in Weissach, der DLV-Junioren-Gala in Mannheim, dem Olympic-Day-Run in Kornwestheim, dem Stuttgart-Lauf, den Deutschen Meisterschaften der Senioren in Weinstadt, dem Hochsprungmeeting in Eberstadt, den Württembergischen Waldlaufmeisterschaften sowie den Silvesterläufen in Bietigheim und Stuttgart. Außerdem werden wir auch wieder den Sparkassen-Cup am 2. Februar diesen Jahres in Stuttgart unterstützen."
leichtathletik.de: Leichtathletik wird auch als olympische Kernsportart bezeichnet. Wie trägt Ihre Bewerbung dem Rechnung?
Jörg Klopfer: "Grundsätzlich spielt die Leichtathletik in unserem Konzept eine ganz wichtige Rolle. Stuttgart steht zur Leichtathletik, deshalb hat man sich auch gegen den Umbau des Gottlieb-Daimler-Stadions in eine Fußballarena ausgesprochen. Das Stadion zählt europaweit sicher zu den schönsten Leichtathletikarenen. Auch in der Hallensaison ist Stuttgart mit dabei. Der Sparkassen-Cup gehört seit Jahren zu den drei Top-Meetings auf internationaler Ebene und ist immer Treffpunkt der Leichtathletik-Stars aus aller Welt."
leichtathletik.de: Durch die leichtathletische Brille betrachtet: Welche Vorteile kann Ihre Region gegenüber den Konkurrenten in die Waagschale werfen?
Jörg Klopfer: "Als Gastgeber vieler Spitzensportereignissen hat sich Stuttgart in der Sportwelt einen Namen gemacht. Bei 20 Welt- und Europameisterschaften war die baden-württembergische Landeshauptstadt in den vergangenen zwei Jahrzehnten Gastgeber. Dies reicht von der Europameisterschaft im Basketball (Endrunde) und den Leichtathletik-Europameisterschaften (1986) über die Weltmeisterschaften im Kunstturnen (1989) oder im Radsport (1991) bis zu den Europameisterschaften im Tischtennis (1992), den Weltmeisterschaften der Frauen im Squash (1998) und zur Volleyball-WM der Frauen (2002). Eine organisatorische Meisterleistung waren die Leichtathletik-Weltmeisterschaften 1993. Stuttgart setzte mit diesen Weltmeisterschaften ein Zeichen und bestätigte einmal mehr sein großes Potenzial als Austragungsort internationaler Großereignisse. Beste Beispiele für die Verknüpfung von Sport, einer herausragenden Organisation und einem attraktiven Rahmenprogramm sind die beiden großen Leichtathletik-Ereignisse in Stuttgart: die EM 1986 und die WM 1993. Als stimmungsvoll, weltoffen, sportlich hochkarätig sind die Titelkämpfe weltweit bekannt. Spätestens seit der Leichtathletik-WM ist die Stadt und seine Region für sein begeisterungsfähiges Publikum in der ganzen Welt bekannt. Kein anderes Publikum hat bisher die beiden Auszeichnungen Fair-Play-Trohy (1993) und Olympic-Cup (1986) von der UNESCO bzw. dem IOC erhalten. Bei zahlreichen Sportveranstaltungen hat die Bevölkerung seine Fairness und die Sportbegeisterung unter Beweis gestellt. Die Athleten kommen immer wieder gerne zu den zahlreichen Sportveranstaltungen nach Stuttgart zurück. Ausgelassene Stimmung in den Stadien ist hier wahrlich keine Seltenheit – was ebenso verdeutlicht, dass Stuttgart und seine Region olympiatauglich ist."

leichtathletik.de: Wo ist ihr Olympiastadion geplant und wie vielen Zuschauern wird es Platz bieten?
Jörg Klopfer: "Herzstück der Olympischen Spiele 2012 bildet das Sportgelände Cannstatter Wasen, das zum Olympiapark ausgebaut werden soll. Das Areal ist für die Ausrichtung der größten Sportveranstaltung der Welt ideal – denn Sport und Natur, sowie die Nähe zur Innenstadt Stuttgarts werden hier bestens in Einklang gebracht. Alle olympischen Kernsportarten sind im Olympiapark Cannstatter Wasen anzutreffen: so ist der Ausbau des Gottlieb-Daimler-Stadions für die Eröffnungs- und Schlussfeier sowie die Leichtathletikwettbewerbe und die Fußball-Endspiele auf 80.000 Zuschauer geplant. Rund 44 Prozent aller Goldmedaillen werden im Olympiapark Cannstatter Wasen vergeben. Damit kann Stuttgart Olympische Spiele der kurzen und schnellen Wege planen. Auch die direkte Nähe zum Olympischen Dorf spricht für das Sportstättenkonzept der Landeshauptstadt. Im zum Olympiastadion ausgebauten Gottlieb-Daimler-Stadion im Olympiapark Cannstatter Wasen finden auch die Leichtathletikwettbewerbe statt. Im Kern bleibt die bewährte Wettkampfanlage der Europameisterschaften 1986 und der Weltmeisterschaften 1993 erhalten. Nach einer Baumaßnahme bietet das Stadion für die Olympischen Spiele 80.000 Zuschauern Platz. Der Rundkurs der Geher wird im Olympiapark angelegt, die Marathonstrecke lehnt sich an die Streckenführungen der Leichtathletik-Weltmeisterschaften 1993 im Neckartal an. Insgesamt können mindestens sieben Leichtathletikanlagen mit Nebenplätzen für die Werfer für Trainingszwecke bereit gestellt werden. Nach den Spielen wird das Olympiastadion weiterhin vom VfB Stuttgart für die Heimspiele in der Fußball-Bundesliga genutzt. Außerdem bleibt das Stadion als Leichtathletikstandort erhalten und steht somit für nationale und internationale Großereignisse zur Verfügung. Eventuell wird es einen geringfügigen Rückbau der Zuschauerplätze geben."
leichtathletik.de: Welche Leichtathleten/Ex-Leichtathleten sind Olympiabotschafter für die Region Stuttgart bzw. arbeiten an der Bewerbung mit?
Jörg Klopfer: "Kuratoriumsmitglieder sind Heike Drechsler, Yvonne Buschbaum, Ralf Sonn, Karl Honz und IAAF-Vizepräsident Prof. Dr. Helmut Digel. Außerdem haben wir die Unterstützung von Brigit Hamann, Caren Sonn, Filmon Ghirmai, Mark Kochan und Karl-Heinrich Lebherz, dem Präsidenten des Württembergischen Leichtathletik-Verbandes."
leichtathletik.de: Wie hoch ist der Etat ihre Bewerbungsoffensive?
Jörg Klopfer: "Der Etat für die nationale Bewerbung beläuft sich insgesamt auf rund 7,6 Mio. Euro und wird jeweils zu einem Drittel durch die Stadt Stuttgart, die Region Stuttgart und das Land Baden-Württemberg finanziert."

Jörg Klopfer:. "Die Stärke unserer Bewerbung wächst aus dem Zusammenspiel von fünf Elementen: Im Mittelpunkt stehen dabei die Menschen, die mit dem Sport, der Natur, der Kultur und der Technik verbunden sind. In diesem einzigartigen Miteinander entstehen eindrucksvolle und menschliche Spiele 2012. Wir wollen Olympische und Paralympische Spiele nicht nur organisieren, wir wollen faszinierende Spiele feiern."
Sollten Sie noch mehr über die Stuttgarter Olympiabewerbung erfahren wollen, schauen Sie doch im Internet unter www.stuttgart2012.info nach.
Hier finden sie die von uns bereits veröffentlichten Texte zum Thema:
Die Einleitung
Der Olympia-Check von Leipzig
Der Olympia-Check von Frankfurt
Der Olympia-Check von Hamburg
Der Olympia-Check von Düsseldorf
Morgen schließen wir unsere Serie mit einem Kommentar zur deutschen Olympiabewerbung ab.