Der leichtathletik.de-Rückblick - international
Der Jahreswechsel steht unmittelbar bevor. Die Hallen-Europameisterschaften, U18-Weltmeisterschaften, U23- und U20-Europameisterschaften sowie die Heim-WM in Berlin sind Geschichte. Das Jahr 2010 mit der EM in Barcelona (Spanien; 26. Juli bis 1. August) wirft seine Schatten voraus. Zeit also, um noch einmal einen Blick auf die internationalen Höhepunkte des Jahres zurückzuwerfen. Erinnern Sie sich an…?
Hallen-Europameisterschaft |
"8,71 Meter! Wir haben einen neuen Wunder-Springer", titelte die größte deutsche Tageszeitung am Montag nach dem Europarekordsprung von Sebastian Bayer. Der Bremer hatte am letzten Tag der Hallen-EM im italienischen Turin mit seiner Leistung für den Höhepunkt der Titelkämpfe gesorgt. Nur der US-Amerikaner Carl Lewis war mit 8,79 Metern jemals weiter unter dem Hallendach gesprungen. Für Europarekord Nummer zwei der drei Tage in Turin sorgte Dwain Chambers. Der Brite lief erst im 60-Meter-Halbfinale in 6,42 Sekunden zur kontinentalen Bestmarke und wenig später in 6,46 Sekunden zum Titel.
Aus deutscher Sicht überzeugten neben Sebastian Bayer der Filstaler Alexander Straub mit Bronze im Stabhochsprung (5,76 m), Nils Winter (LG Referenznetzwerk Leverkusen) als Zweiter im Weitsprung mit 8,22 Metern, Ralf Bartels (SC Neubrandenburg) mit Kugelstoß-Bronze (20,39 m), die Mannheimerin Verena Sailer als Dritte des 60-Meter-Finals (7,25 sec), Ariane Friedrich (LG Eintracht Frankfurt) mit Gold im Hochsprung (2,01 m), die Stabhochspringerinnen Silke Spiegelburg (TSV Bayer 04 Leverkusen) mit deutschem Hallenrekord von 4,75 Metern und Anna Battke (USC Mainz; 4,65 m) mit Silber und Bronze sowie die Kugelstoßerinnen Petra Lammert (SC Neubrandenburg; 19,66 m) und Denise Hinrichs (TV Wattenscheid; 19,63 m) mit einem deutschen Doppelsieg. Mit insgesamt zehn Medaillen lieferten die DLV-Athleten ein erfreuliches Bild bei der Hallen-EM ab.
Cross-Weltmeisterschaft |
Die Läufer Äthiopiens dominierten am 28. März bei der Cross-WM im jordanischen Amman. Drei von vier Einzeltiteln gingen an das ostafrikanische Land. Die mit großen Ambitionen angereisten Kenianer mussten sich mit einem Einzeltitel zufrieden geben. Florence Kiplagat rettete als Frauensiegerin die kenianische Ehre. Auf dem schwierigen und staubigen Parcours, der mit langen Anstiegen den Läufern alles abverlangte, fiel im Männer-Rennen die Entscheidung erst auf den letzten 800 Metern. Fünf Läufer passierten am Ende binnen vier Sekunden die Ziellinie. Knapp vorn lag der Äthiopier Gebregziabher Gebremariam, der in 35:02 Minuten den verletzten zwölfmaligen Cross-Weltmeister Kenenisa Bekele (Äthiopien) erfolgreich vertrat und dafür sorgte, dass Kenia zum zehnten Mal in Folge bei den Männern ohne Sieg blieb.
Einziger deutscher Starter war Sebastian Hallmann. Der Münchener tat sich auf dem anspruchsvollen Kurs schwer und landete am Ende auf Platz 104 (39:20 min).
Team-Europameisterschaft |
Neuer Name, neuer Modus, neue Regeln und Deutschland ist Europameister. 326,5 Punkte bedeuteten am Ende im portugiesischen Leiria Platz eins in der Gesamtwertung vor den favorisierten Russen (320 Punkte) und Großbritannien (303 Punkte). Fünf Einzelsiege legten den Grundstein zum Titel. Vor allem auf die Werfer war einmal mehr Verlass. Mark Frank (1. LAV Rostock) gewann das Speerwerfen mit 78,63 Metern, Christina Obergföll (LG Offenburg) siegte bei den Frauen mit 68,59 Metern und Nadine Kleinert (SC Magdeburg) war im Kugelstoßen mit 19,59 Metern eine Klasse für sich. Für weitere Siege sorgten Hindernisläuferin Antje Möldner (SC Potsdam; 9:32,65 min) und Hochspringerin Ariane Friedrich (LG Eintracht Frankfurt) mit übersprungenen 2,02 Metern. Die beste Leistung des zweitägigen Wettbewerbs ging jedoch auf das Konto eines 1,76 Meter großen Franzosen. Renaud Lavillenie meisterte im Stabhochsprung als überlegener Sieger 6,01 Meter.
U18-Weltmeisterschaft |
Vom 8. bis 12. Juli war Brixen (Italien) Treffpunkt für die besten U18-Athleten. Neun Medaillen (zweimal Gold, einmal Silber, sechsmal Bronze), so viele wie noch nie zuvor bei einer U18-Weltmeisterschaft. 95 Punkte in der Nationenwertung, damit stärkste europäische Nation und Rang sechs im Medaillenspiegel hinter Kenia (6/7/1), den USA (6/5/5), Großbritannien (4/1/1), Russland (3/2/4) und China (3/2/1). Zahlen, die das erfolgreiche Abschneiden der deutschen Nachwuchs-Athleten an den fünf Tagen offenbaren.
Angeführt wurde ein starkes deutsches Team von Kugelstoß-Weltmeisterin Lena Urbaniak (LG Filstal) und Geh-Weltmeister Hagen Pohle (SC Potsdam).
U23-Europameisterschaft |
Was die U18-Athleten bei der WM in Brixen vorgemacht hatten, führten die U23-Athleten bei der U23-EM in Kaunas (Litauen) vom 16. bis 19. Juli fort. Obwohl das DLV-Team aufgrund der WM in Berlin auf einige seiner Leistungsträger verzichten musste, gelang mit insgesamt zwölf Medaillen (viermal Gold/ viermal Silber/ viermal Bronze) ein erfreuliches Abschneiden im kontinentalen Messen.
In der Nationenwertung nahm das deutsche Team damit Rang drei ein. Titel gab es für Kugelstoßerin Denise Hinrichs (TV Wattenscheid 01) und Stabhochspringerin Lisa Ryzih (ABC Ludwigshafen). Am Schlusstag durften auch die Berliner Weitspringerin Melanie Bauschke (6,83 m) und Stabhochspringer Raphael Holzdeppe (LAZ Zweibrücken; 5,65 m) als Europameister der Nationalhymne lauschen.
U20-Europameisterschaft |
Fast im Minutentakt wurde bei den U20-Europameisterschaften in Novi Sad (Serbien; 23. bis 26. Juli) die deutsche Nationalhymne gespielt. Das deutsche Team erwies sich bei den kontinentalen Nachwuchs-Meisterschaften als eifriger Medaillensammler und belegte sowohl im Medaillenspiegel als auch in der Nationenwertung den ersten Platz. Insgesamt gingen 25 Medaillen - zehn goldene, acht silberne und sieben bronzene - auf das Konto des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV). Nur bei der U20-EM 2003 in Tampere (Finnland) hatte es für eine gesamtdeutsche Mannschaft zwei Medaillen mehr gegeben. Mehr als zehnmal Gold hatte bislang keine vereinte DLV-Auswahl erbeutet.
Jeweils Gold gewannen Yasmin Kwadwo (TV Wattenscheid01; 100 m); David Storl (LAC Erdgas Chemnitz; Kugelstoßen), Stabhochspringerin Martina Schultze (LG Filstal), Speerwerfer Andreas Hofmann (MTG Mannheim), Stabhochspringer Nico Weiler (VfL Sindelfingen), Inga Maria Müller (LG Hannover; 400 m Hürden), Tobias Giehl (LG Wurm Athletik; 400 m Hürden) sowie die beiden 4x100-Meter-Staffeln.
Weltmeisterschaft |
Drei Starts, zwei Weltrekorde, drei Weltmeister-Titel. Auch bei der WM in Berlin war Sprinter Usain Bolt (Jamaika) der überragende Athlet und gefeierte Mann. Mit seinen Weltrekordläufen über 100 Meter in 9,58 Sekunden und 200 Meter in 19,19 Sekunden elektrisierte der 23-Jährige die Massen im Berliner Olympiastadion und zu Hause an den Fernsehgeräten.
Siege für die Geschichtsbücher gelang auch Kenenisa Bekele. Der Äthiopier schaffte als erster Athlet das Doppel aus 5.000 und 10.000 Metern.
Mit dem Heimpublikum und Maskottchen Berlino im Rücken liefen auch die deutschen Athleten zu großer Form auf. Für zwei von ihnen reichte es bis ganz oben auf das Podest. Steffi Nerius (TSV Bayer 04 Leverkusen) gewann mit ihrem ersten Wurf in ihrem letzten Jahr das Speerwerfen mit 67,30 Metern. Gleiches Kunststück gelang dem Berliner Robert Harting. Der 24-Jährige wartete bis zum letzten Versuch ehe er sich mit einem Kraftakt auf 69,43 Meter an die Spitze setzte.
Jeweils Silber gab es mit Bestleistungen für Siebenkämpferin Jennifer Oeser (TSV Bayer 04 Leverkusen; 6.493 Punkte) und Nadine Kleinert (SC Magdeburg) im Kugelstoßen mit 20,20 Metern. Betty Heidler (LG Eintracht Frankfurt) warf im Hammerwerfen deutschen Rekord (77,12 m) und bekam ebenfalls Silber.
Bronze erkämpfte sich die 4x100-Meter-Frauenstaffel. In der Besetzung Marion Wagner, Anne Möllinger, Cathleen Tschirch und Verena Sailer sprintete das deutsche Quartett in 42,87 Sekunden auf Rang drei. Die gleiche Medaille gab es für Hochspringer Raul Spank (Dresdner SC), der sich mit 2,32 Metern ebenfalls einen Platz auf dem Podest sicherte, Ariane Friedrich (LG Eintracht Frankfurt; 2,02 m) und Kugelstoßer Ralf Bartels (SC Neubrandenburg) mit 21,37 Metern.
Alles andere als nach Wunsch lief hingegen die WM für Yelena Isinbayeva. Die russische Stabartistin galt als haushohe Favoritin, scheiterte am Ende jedoch an ihrer Anfangshöhe.
Cross-Europameisterschaft |
Zwar wurde es mit dem neunten Titel nichts, mit Platz drei schaffte der Ukrainer Sergey Lebid dennoch erneut den Sprung auf das Podest. Den Sieg im Dubliner Santry Park (Irland) sicherte sich auf tiefem Geläuf der 23 Jahre alte Spanier Alemayehu Bezabeh, der sich auf der letzten Runde von Hallen-Europameister Mo Farah (Großbritannien) löste und zu seinem ersten großen Titel lief. Bei den Frauen gelang der Britin Hayley Yelling eine Überraschung.
Aus deutscher Sicht überzeugte Corinna Harrer. Die Regensburgern verpasste als Vierte in der U20-Wertung die Medaillenränge nur hauchdünn, verhalf mit ihrer Leistung aber der U20-Mannschaft zur Bronze-Medaille. Für den DLV war es in Dublin das einzige Edelmetall. Erfolgreichste Nation war Großbritannien mit zwölf Medaillen.