Der leichtathletik.de-Rückblick - international
Der Jahreswechsel steht unmittelbar bevor. Ein Leichtathletik-Jahr mit Hallen-Weltmeisterschaften, U20-Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen geht zu Ende, eines mit der Heim-WM in Berlin wirft seine Schatten voraus. Zeit also, um noch einmal einen Blick auf die internationalen Meisterschafts-Höhepunkte 2008 zurückzuwerfen. Erinnern Sie sich an…?
Hallen-WMWährend die Russen und US-Amerikaner bei den Hallen-Weltmeisterschaften im spanischen Valencia (7. bis 9. März) mit 129 bzw. 118 Punkten souverän die Nationenwertung anführten, verpassten die DLV-Athleten mit sechs Endkampfplatzierungen und 14 Zählern den Sprung unter die Top-Ten. Für die besten Ergebnisse sorgten Stabhochspringer Tim Lobinger (LG Stadtwerke München; 5,70 m) und Hürdensprinter Thomas Blaschek (LAZ Leipzig; 7,64 sec) mit fünften Plätzen. Die größte Aufmerksamkeit wurde aber sicherlich der Mainzer Stabhochspringerin Anna Battke zuteil. Nachdem sie sich in der Qualifikation als ein Zeichen gegen Doping „Stop Doping“, „True Leg“ und „True Arm“ auf den Körper gemalt hatte, wurde ihr dies im Finale, wo sie mit 4,45 Metern Achte wurde, untersagt. Die später des Dopings überführte Russin Yelena Soboleva verbesserte ihren eigenen Hallen-Weltrekord über 1.500 Meter auf 3:57,71 Minuten. 60-Meter-Hürden-Weltrekordler Dayron Robles (Kuba) verspielte hingegen seine Chance auf Gold, nachdem er nach einem vermeintlichen Fehlstart im Vorlauf abgebremst hatte. Olympiasieger Liu Xiang sicherte sich daraufhin Gold. Cross-WM
Äthiopien präsentierte sich bei den Cross-Weltmeisterschaften in Edinburgh (Schottland; 30. März) stärker als je zuvor. Alle vier Einzeltitel sowie die Mannschaftstitel bei den Frauen und Juniorinnen gingen an die Läufernation aus dem Osten Afrikas. Insgesamt nahmen sie elf von 24 vergebenen Medaillen mit nach Hause. Zum König des Cross wurde spätestens in diesem Jahr der Äthiopier Kenenisa Bekele, der zum sechsten Mal die Langstrecke bei einer Cross-WM gewann. Der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) schickte mit Susanne Hahn lediglich eine Vertreterin nach Schottland. Die Saarbrückerin lief die 8 Kilometer in 27:09 Minuten und erreichte damit Rang 33.
Europacup
Die deutschen Teams konnten in Annecy (Frankreich) bei der letzten Ausgabe des Europacups (21./22. Juni) nicht überzeugen. Nachdem den DLV-Männern nachträglich der Sieg für 2007 zugesprochen worden war, reichte es 2008 nur zu Rang vier, während den deutschen Frauen nur das Schlusslicht blieb. Souveräne Siege gab es für die britischen Männer und standesgemäß für die russischen Frauen. Im kommenden Jahr wird der Europacup durch die Mannschafts-Europameisterschaften abgelöst. Eine herausragende Leistung bot die Frankfurter Hochspringerin Ariane Friedrich, die mit 2,03 Metern so hoch flog wie nur zwei weitere Deutsche zuvor. Damit gewann sie genauso wie Stabhochspringer Danny Ecker (TSV Bayer 04 Leverkusen; 5,55 m), Kugelstoßer Peter Sack (LAZ Leipzig; 20,41 m) und Speerwerfer Peter Esenwein (LAZ Salamander Kornwestheim/Ludwigsburg; 79,23 m) ihren Wettbewerb. Die deutsche 4x100-Meter-Staffel der Männer überquerte ebenfalls als Erste die Ziellinie, wurde aber nachträglich disqualifiziert. Mit 38,30 Sekunden hätten sie – nur eine Hundertstelsekunde über dem deutschen Rekord – ein hervorragendes Ergebnis abgeliefert. U20-WM
Sechsmal Gold, einmal Silber und dreimal Bronze – der DLV-Nachwuchs stand bei der U20-WM in Bydgoszcz (Polen; 8. bis 13. Juli) so oft auf dem Siegerpodest wie nie zuvor seit der Wiedervereinigung. 18 weitere Top-Acht-Platzierungen sowie Platz zwei in Nationenwertung und Medaillenspiegel hinter den USA bewiesen die geschlossene Stärke der Mannschaft. Gold gewannen die Mehrkämpfer Carolin Schäfer (TV Friedrichstein; 5.833 Punkte) und Jan-Felix Knobel (LG Eintracht Frankfurt; 7.896 Punkte), Stabhochspringer Raphael Holzdeppe (LAZ Zweibrücken; 5,50 m), Kugelstoßer David Storl (LAC Erdgas Chemnitz, mit neuem deutschen Jugendrekord von 21,08 m), Hochspringerin Kimberly Jeß (LG Rendsburg/Büdelsdorf; 1,86 m) und Diskuswerfer Gordon Wolf (SC Potsdam; 62,00 m). Für eine der international herausragenden Leistungen sorgte die ukrainische Speerwerferin Vira Rebryk, die mit 63,01 Metern einen neuen U20-Weltrekord aufstellte. Olympische Spiele Platz zehn mit 46 Punkten in der Nationenwertung bedeutete eines der schlechtesten Ergebnisse der DLV-Mannschaft bei Olympischen Spielen. Führende Mannschaften waren wieder einmal die USA (207) und Russland (200). Für die einzige deutsche Medaille sorgte die Offenburgerin Christina Obergföll, die hinter der Tschechin Barbora Spotakova (71,42 m) und der Russin Maria Abakumova (70,78 m), die beide den Europa-Rekord der Deutschen überboten, mit 66,13 Metern Dritte wurde. Überragender Athlet der Leichtathletik-Wettbewerbe war der Jamaikaner Usain Bolt, der sowohl über 100 (9,69 sec) und 200 Meter (19,30 sec) als auch mit der 4x100-Meter-Staffel (37,10 sec) nicht nur gewann, sondern sogar drei Weltrekorde aufstellte. Auch den Russinnen Yelena Isinbayeva (Stabhochsprung; 5,05 m) und Gulnara Samitova-Galkina (3.000 m Hindernis; 8:58,81 min) gelangen neue Weltbestmarken. Einen neuen deutschen Rekord lief die Potsdamerin Antje Möldner in 9:29,86 Minuten bei ihrem erst vierten Lauf über 3.000 Meter Hindernis. Diskuswerfer Robert Harting (SCC Berlin; 67,09 m) schrammte als Vierter denkbar knapp an einer Medaille vorbei, während Hochspringer Raul Spank aus Dresden mit einer Verbesserung auf 2,32 Meter und Rang fünf überzeugte. Die Überraschungsnation war allerdings Jamaika, die nach zweimal Gold 2004 in diesem Jahr schon sechsmal ganz oben auf dem Podest standen. Nur mit Mühe konnten hingegen die schwächelnden US-Amerikaner ihre Spitzenposition halten. Cross-EM
Der Ukrainer Sergey Lebid war und ist der dominierende Cross-Läufer in Europa. Bei den Cross-Europameisterschaften in Brüssel (Belgien; 14. Dezember) feierte der 33-Jährige seinen achten Titel bei dieser Veranstaltung. Bei den Frauen stand die gebürtige Kenianerin Hilda Kibet, die jetzt für die Niederlande startet, ganz oben auf dem Siegerpodest. Aus deutscher Sicht überzeugten vor allem die Nachwuchsläufer. Die Dortmunderin Heike Bienstein führte die U23-Mannschaft als Sechstplatzierte zu Team-Bronze. Der Leverkusener Alexander Hahn verpasste als Viertplatzierter hauchdünn eine Einzelmedaille. Erstmals hatte der DLV sechs Teams an den Start geschickt.