Desaleng bangt um Zukunft in Deutschland
Der 19-jährige Terefe Desaleng hat es in diesen Tagen nicht einfach. Das bemerkenswerte Lauftalent bangt um seine Aufenthaltsgenehmigung in Deutschland, die in wenigen Tagen abläuft. "Ich habe Angst, dass etwas passieren könnte", gesteht er ehrlich.
Terefe Desaleng. Foto: Kiefner
Der gebürtige Afrikaner flüchtete bei der Cross-Weltmeisterschaft 2000 von der äthiopischen Mannschaft und landete danach über ein Auffanglager in Gießen schließlich in Frankfurt, wo er sich der LG Eintracht anschloss. "Er hat dort Helfer und ist in guten Händen", sagt Bundestrainer Lothar Hirsch und fügt hinzu: "ich hoffe, dass er sich durchschlägt." Die Hoffnung hat gute Gründe, schließlich wäre ein Terefe Desaleng mit einem deutschen Pass, um den er sich bemüht, eine schlagkräftige Verstärkung für die Nationalmannschaft. Doch bis dahin ist es noch ein weiter und wohl auch steiniger Weg. Eine Einbürgerung wie in seinem Fall kann sich auf mehrere Jahre erstrecken, der DLV hält sich als Verband in solchen Fällen inzwischen zurück. Bei Deutschen Meisterschaften startberechtigt
Anders stellt sich die Statuten-Lage dar, wenn es um Desalengs Teilnahme an den deutschen Titelkämpfen geht. "Er hat einen Wohnsitz in Deutschland und startet für einen deutschen Verein", erklärt Lothar Hirsch die Hintergründe, warum Terefe Desaleng fleissig dabei ist, nationale Titel im Juniorenbereich zu sammeln. Wer es ganz genau wissen will, kann den Paragraph 5 der LAO zu Rate ziehen, in dem sich die Starterlaubnis des Äthiopiers begründet.
Bei den Deutschen 10.000-Meter-Meisterschaften auf der Straße in Troisdorf hatte Desaleng im letzten Herbst als Junior auch die schnellen Männer vom TV Wattenscheid 01 düpiert und auf die Plätze verwiesen. Dort lernte er Fakja Hofmann von der LG Domspitzmilch Regensburg kennen, mit der er inzwischen gut befreundet ist und sich mit ihr in seiner Heimatsprache unterhalten kann. Mitunter hilft sie ihm auch bei Verständigungsschwierigkeiten und springt als Dolmetscherin in die Bresche. "Manchmal fahre ich zu ihm hoch oder er besucht mich und wir trainieren zusammen", berichtet die Oberpfälzer Läuferin, die mit Terefe Desaleng um dessen Zukunft in Deutschland zittert.
Unbeeindruckt von der komplizierten Situation präsentierte sich der sympathische Youngster auch in den letzten Wochen bei den Deutschen Cross-Meisterschaften in Regensburg, wo er sich selbst durch den Verlust eines Schuhs nicht bremsen liess, und bei den Deutschen Straßenlauf-Meisterschaften in Schotten von seiner besten Seite. Beide Male holte er sich den Junioren-Titel und unterstrich seine Ambitionen damit nachhaltig.
Lothar Hirsch beeindruckt von Terefe
Beeindruckt ist in der Tat auch Lothar Hirsch. "Ich bin erstaunt über seine Konsequenz. Oft ist bei den Afrikanern der soziale Antrieb ausschlaggebend und bald lässt die Motivation nach. Bei Terefe ist es anders. Für ihn ist der Erfolg unheimlich wichtig." Der DLV-Lauftrainer steht hinter dem jungen Mann aus Afrika und versucht, ihm im Rahmen seiner Möglichkeiten zu helfen. Letztlich werden aber die Behörden über dessen Schicksal entscheiden.
Selbst wenn seine Aufenthaltsgenehmigung verlängert wird, gibt es für Terefe Desaleng in diesem Jahr einen Wermutstropfen: "Ich würde gerne für Deutschland bei der Europameisterschaft starten und ich leide darunter, dass ich das nicht darf." Aber noch ist das letzte Wort über seine Zukunft nicht gesprochen und ginge es alleine nach dem Willen von Lothar Hirsch, dann wäre Terefe Desaleng als Mitstreiter im Nationaltrikot mit dem Adler auf der Brust willkommen und könnte dann eines Tages auch auf internationalem Terrain für Deutschland vorne mitlaufen. Das Zeug dazu hätte er allemal, was auch Wolfgang Heinig als Marathon-Bundestrainer bestätigt: "Er könnte die Nummer eins der deutschen Langstreckenszene werden."