Desiree Singh - „Wir bringen uns ja nicht um“
Desiree Singh ist die dritte deutsche U18-Weltmeisterin im Stabhochsprung nach der Leverkusenerin Silke Spiegelburg und der Ludwigshafenerin Lisa Ryzih, die sich 2001 und 2003 durchsetzen konnten. Im Interview spricht die Athletin der LG Lippe-Süd unter anderem über ihren Erfolg von Lille (Frankreich), ihr Verhältnis zur Australierin Liz Parnov und ihre Rückenverletzung.

Desiree Singh:
Das ist witzig, vor allem wenn man die Fragen versteht. Wenn man sie aber nicht versteht, ist es ein bisschen komisch. Im Hotel habe ich mich auch sehr gut mit den Kuwaitern und den Engländern verstanden. Es war auch eine Britin im Wettkampf, wir hatten im Hotel direkt nebeneinander ein Zimmer. Deshalb habe ich schon die ganze Woche recht viel Englisch gesprochen. Es ist aber komisch, man fängt gleich auf Englisch zu denken an.
Bei 4,10 Metern war es im Finale bereits sehr eng. Was war der Grund für die Probleme?
Desiree Singh:
Ich bin nach den vier Metern auf 4,30 Meter lange Stäbe gewechselt, die ich lange nicht mehr gesprungen bin. Dann habe ich die ersten zwei Versuche total verhauen. Dann sind wir wieder auf die Vier-Meter-Stäbe gegangen. Das heißt, ich habe den 4,10-Meter-Sprung mit einem vier Meter langen Stab gemacht.
Hattest Du damit gerechnet, dass Liz Parnov so stark ist?
Desiree Singh:
Ja, ich hätte nie gedacht, dass ich gewinne. Liz macht solch krasse Sprünge über 3,90 Meter, das ist unglaublich. Man muss auch sehen, dass sie 4,60-Meter-Stäbe springt.
Wie muss man sich Euer Duell auf der Anlage vorstellen? Ist das Rivalität? Sind das Psychospielchen, die dort ablaufen?
Desiree Singh:
Ich bin noch nie jemand gewesen, der seine Konkurrenz groß als Konkurrenz gesehen hat. Es ist immer noch ein Sport, wir bringen uns ja nicht um. Wir machen alle den gleichen Sport und wollen einfach nur sehen, wer besser ist. Wir wollen testen, wie gut wir sind. Ich finde es dann übertrieben, wenn jemand meint, so ein Spiel daraus zu machen. Ich habe nichts gegen Liz, aber sie tritt auf als wär‘ sie Big Boss. Das ist sie eindeutig nicht. Sie kommt so nicht weiter. Ich glaube, es ist die falsche Art und Weise, an so etwas ranzugehen. Für mich ist es wirklich nur ein Hobby und nicht mehr.
Du warst im Wettkampf am Rücken getapet. Was ist der Grund dafür?
Desiree Singh:
Ich hatte Probleme mit dem Rücken, meine Lendenwirbel sind ganz oft rausgesprungen. Ich habe seit fünf Wochen durchgehend Rückenschmerzen, die jetzt aber langsam besser wurden. Im Training bin ich so gut wie gar nicht gesprungen. Es ging nicht, ich war oft beim Arzt in letzter Zeit. Ich bin fast unvorbereitet nach Lille gefahren. Die Physios haben dann richtig gute Arbeit geleistet und meinen Rücken richtig gut hinbekommen.
Wie groß war die Unsicherheit durch die Verletzung?
Desiree Singh:
Ich hatte schon Angst, dass es mehr weh tut. Zur Zeit habe ich aber kaum mehr Schmerzen. Es ist so, dass ich nicht unbedingt die Festeste im Absprung bin. Dadurch kriege ich immer wieder einen Schlag rein. Das ist natürlich nicht positiv.
Du hast Dich am Ende am deutschen U18-Rekord von 4,32 Metern versucht. Ist diese deutsche Bestleistung dieses Jahr noch fällig?
Desiree Singh:
Eigentlich schon. Ich hoffe es. Jetzt hatte ich aber ehrlich gesagt keine Lust mehr noch drüber zu springen. Mir war kalt und warm. Irgendwie war ich gar nicht fit. Ich war kein bisschen aufgeregt vorm Wettkampf. Ich wäre am liebsten zuhause im Bett liegen geblieben.
Du bist jetzt in den Fußstapfen erfolgreicher deutscher Stabhochspringerinnen unterwegs. Gibt es denn welche, zu denen Du ein bisschen aufschaust?
Desiree Singh:
Ich habe kein Vorbild. Man kann von jedem was lernen, aber niemand ist perfekt. Das heißt: Von jedem das Beste abgucken. Deshalb kann man ja nicht nur ein Vorbild haben, man muss ja mehrere haben. Deshalb habe ich gar kein’s. Ich kann von mir selbst am besten lernen.
Wie siehst Du mittelfristig gedacht Deinen weiteren Weg?
Desiree Singh:
Ich will natürlich nächstes Jahr zur U20-WM mit. Ich will alle meine Deutsche Meisterschaften gewinnen oder zumindest aufs Treppchen kommen. Das war im letzten Jahr voll deprimierend, da war ich immer schlecht bei den Deutschen.
Zum Abschluss: Was nimmst Du mit aus Lille?
Desiree Singh:
Eine Goldmedaille (lacht). Ganz viel Erfahrung. Und neun Wochen Ferien.
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