Detlef Uhlemann - „Schritt nach vorne“
In zwei Wochen nominiert der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) sein Marathon-Team für die Weltmeisterschaften in Berlin (15. bis 23. August). Im Interview spricht DLV-Disziplintrainer Detlef Uhlemann unter anderem über die Deutschen Marathon-Meisterschaften und die Chancen der deutschen Marathonläufer bei den Welttitelkämpfen in der deutschen Hauptstadt.
Herr Uhlemann, wie fällt Ihr Fazit von den Deutschen Marathon-Meisterschaften in Mainz aus? Detlef Uhlemann:Wir haben in Mainz zwei glückliche Deutsche Marathonmeister gesehen. Vor allem Bernadette Pichlmaier hat ein beeindruckendes Rennen abgeliefert. Zwischenzeitlich sah es ja so aus, als ob die anderen Läuferinnen noch einmal rankommen, aber sie hat es souverän nach Hause gelaufen. Und das, obwohl die Bedingungen heute mit Wärme und Wind wirklich nicht optimal waren. Stefan Koch hatte sich sicherlich etwas anderes erwartet. Aber die Mannschaftsnorm hatte er ja bereits im vergangenen Jahr in Berlin erfüllt (2:15:38 h – Anm. d Redaktion). Daran hat sich nichts geändert.
Ihr Marathon-Team für die Weltmeisterschaften in Berlin nimmt ja nun immer mehr Formen an…
Detlef Uhlemann:
Ja, wir nominieren am 25. Mai. Theoretisch hat man also noch zwei Wochen Zeit, um die WM-Norm irgendwo zu laufen. Aber besonders bei den Männern rechne ich eigentlich nicht mehr damit, dass sich noch etwas tut. Mit Claudia Dreher habe ich nach dem Düsseldorf-Marathon, wo sie wegen einer Fußverletzung ausgestiegen war, nicht mehr geredet. Ich weiß nicht, ob sie noch einmal einen Angriff starten wird. Eigentlich kann man das Team schon fast aus der Bestenliste ablesen.Am vergangenen Wochenende hatten Sie gesagt, Sie wollten noch versuchen, Sabrina Mockenhaupt von einem Marathonstart zu überzeugen. Waren Sie dabei schon erfolgreich?Detlef Uhlemann:
Als Bundestrainer will ich natürlich mit der besten Mannschaft an den Start gehen. Sabrina hat bei den Deutschen 10.000-Meter-Meisterschaften zumindest gesagt, sie läuft beides gerne.Auch wenn die deutschen Marathon-Teams für die WM noch nicht endgültig stehen – mit den derzeitigen Leistungen der deutschen Läuferinnen und Läufer können Sie sicherlich zufrieden sein, oder?Detlef Uhlemann:
Bei den Frauen waren die Leistungen ja schon etwas länger ganz gut. Aber die Konstellation bei den Männern, wie wir sie gerade haben, war so auch im letzten Jahr noch nicht abzusehen. Für unsere Verhältnisse haben wir einen deutlichen Schritt nach vorne gemacht. Die Läufer bieten Zeiten an, wie wir sie schon länger nicht mehr hatten.
Können Sie sich erklären, wie es dazu kommt?Detlef Uhlemann:
Ich denke durch die Mannschaftsnorm haben wir eine enorme Dynamik reingebracht. Und auch Falk Cierpinski hat als Quereinsteiger gezeigt, wie es gehen kann und hat die anderen aufgemischt. Auch dass einige von unseren Top-Läufern zusammen trainieren, leistet sicherlich seinen Beitrag.
Zuletzt haben sich ja auch einige sehr junge Läuferinnen und Läufer auf der Marathonstrecke versucht.Detlef Uhlemann: Ja, das ist schön. Julia Viellehner, die in Mainz ihr Debüt gefeiert hat, ist ja erst 23 Jahre alt. Ich hoffe allerdings auch, dass sie noch an ihrer Schnelligkeit auf den Unterdistanzen arbeiten wird. Und mit André Pollmächer, Stefan Koch und Tobias Sauter haben wir noch weitere junge Talente. Allerdings habe ich als Bundestrainer da auch zwei Seelen in meiner Brust. Denn diese Talente verliere ich natürlich auf der Bahn.
Mit welchen Zielen fahren Sie nun nach Berlin?Detlef Uhlemann:
Das hängt natürlich von der Zusammensetzung der Mannschaft ab. Aber mit Irina Mikitenko haben wir sicherlich eine Mitfavoritin in unseren Reihen. Sie läuft um eine Medaille. Wenn wir bei den Frauen mit Bestbesetzung anreisen, können wir sicherlich um den dritten Platz im Weltcup mitlaufen. Bei den Männern sehe ich es schon als großen Erfolg an, dass wir eine Mannschaft an den Start schicken. Das war vor zwei Jahren so nicht abzusehen. Daneben hoffe ich natürlich noch, dass wir einige Läufer über 5.000 und 10.000 Meter an den Start bringen. Arne Gabius und Zelalem Martel zum Beispiel. Hinter 10.000-Meter-Europameister Jan Fitschen steht wegen seiner Fußverletzung natürlich noch ein großes Fragezeichen.
Sie fahren mit den Langstreckenläufern ja auch immer wieder gemeinsam ins Trainingslager. Ist vor den Weltmeisterschaften auch noch eine solche Maßnahme geplant?Detlef Uhlemann: Seit 2005 trainieren wir immer wieder zusammen. Vor der WM werden wir mit den meisten Läufern noch nach St. Moritz in die Höhe fahren. Nur Athletinnen wie Sabrina Mockenhaupt und Susanne Hahn, die damit nicht so gute Erfahrungen gemacht haben, werden nicht mitreisen.