Detlef Uhlemann sieht Cross als Weg zum Erfolg
"Über den Cross können wir die Langstrecke in Deutschland nach vorne bringen", davon ist Detlef Uhlemann, der DLV-Team-Trainer für diesen Bereich, überzeugt. Er sieht das Laufen im Gelände als beste Schule für den Erfolg. Im deutschen Quartier bei der bevorstehenden Cross-EM auf Usedom (12. Dezember), dem Parkhotel in Bansin, gut einen Kilometer von der Strecke entfernt, zeigt er sich jetzt zuversichtlich, dass etwas voran geht.
Detlef Uhlemann sorgt im deutschen Crosslauf für neue Motivation (Foto: Kiefner)
"Ich möchte keine Crossläufer formen, sondern ich will gute Langstreckler, die auch Cross laufen", stellt Detlef Uhlemann klar, um gar keine Missverständnisse aufkommen zu lassen. Seine Analyse der deutschen Laufszene fällt nicht so negativ aus. Anders als sie von vielen in den Verbänden und in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird. "Seit Dieter Baumann zurückgetreten ist, existieren wir für die doch nicht mehr, dabei sind die Ansätze zu sehen", erinnert Detlef Uhlemann daran, dass es noch immer einige Athleten gibt, die den Anschluss an die europäische Spitze schaffen können. Dabei warnt er davor, die Erwartungen zu hoch anzusetzen, wie das in der Vergangenheit zu oft der Fall war.
Mannschaftsgeist
Im Hinblick auf die jetzt anstehende Cross-EM im eigenen Land beschwört er Mannschaftsgeist. "Wir wollen uns am Sonntag als Team zeigen", gibt er sich im Hinblick auf die Titelkämpfe keiner Illusion von überragenden Sololäufen hin.
"Unsere Athleten sollen mutig mitmarschieren. Wer nichts versucht, kann auch nichts gewinnen", ist er sich sicher. Zu gewinnen wird es für die Deutschen sowieso nur etwas auf ideeller Ebene geben. "Ich kann den Athleten keinen Euro als Anreiz zahlen, es geht nur um die Ehre, im Nationaltrikot zu laufen", stellt Detlef Uhlemann klar. Dabei ist er überrascht, dass er von allen guten Athleten Zusagen bekommen hat und sich keiner vor dem Wettkampf drückt. "Für den Vorbereitungswettkampf in Gent gab es nicht einmal Fahrtkosten, trotzdem waren fünf Frauen und 15 Männer am Start. Das zeigt doch, dass unsere Athleten wollen." Das zählt auch für Detlef Uhlemann selbst, der die aktuelle Aufgabe seinem Ex-Trainer Lothar Hirsch zu verdanken und keinen Vertrag mit dem DLV hat. "Ich mache das ehrenamtlich", stellt er bescheiden fest.
Der krankheitsbedingte Ausfall von Irina Mikitenko (Frankfurt) senkt die Chancen des Frauenteams für Sonntag erheblich, eine Medaille dürfte da nicht mehr möglich sein. Kein Team kann den Ausfall einer Olympia-Siebten kompensieren. "Wenn Sabrina Mockenhaupt von Anfang an mitgeht, kann sie unter die Top Ten kommen", hofft Detlef Uhlemann auf einen positiven Auftritt. Bei den Männern waren die Erwartungen von Anfang an nicht so hoch angesetzt. Hier kann es eigentlich nur positive Überraschungen geben.
Einsatz beibehalten
Für die Zukunft wünscht sich Detlef Uhlemann, dass die Athleten den Einsatz, den sie in der Vorbereitung auf diese Cross-EM gezeigt haben, weiter beibehalten und vielleicht schon im Frühjahr bei der Cross-WM als Team an den Start gehen werden. "Die Athleten müssen die Möglichkeit haben, auch mal ein oder zwei Rennen in den Sand zu setzen, dafür müssen sie aber mehr Wettkämpfe machen", schiebt er nach. "Sonst bekommt jeder Wettkampf eine viel zu große Bedeutung."
Dabei erinnert sich der Dritte der Cross-WM von 1977 an seine eigene aktive Zeit, wo er als Beispiel das Erfolgsjahr anführt. Da war er bei der Deutschen Meisterschaft nur Dritter geworden und hatte sich mächtig geärgert. Bei der WM zeigte er dann sein wahres Können.
Nicht nachtrauern
"Wir sollten der fehlenden Cross-Szene in Deutschland nicht nachtrauern, sondern einfach bei unseren Nachbarn mitrennen, da gibt es auch immer wieder neue Konkurrenten", nimmt er der Jammerei die Grundlage. Dass sich bei den Rennen in Deutschland alle nur beäugen, das ist seiner Meinung nach ein Zeichen für das Fehlen von Konkurrenz. Als Negativbeispiel aus der Saison führt er die Deutschen Meisterschaften über 10.000 Meter an, wo sich alle hinter Juniorenmeister Stefan Koch versteckt haben.
Auch der Terminplan sollte überarbeitet werden. "Deutsche Cross-Meisterschaften im Herbst sind nicht gut, besser sind die Meisterschaften im Vorfeld der WM aufgehoben", ist sich Detlef Uhlemann sicher. Die Athleten können seiner Ansicht nach nicht auf allen Hochzeiten tanzen. Die Vierfach-Belastung – Halle, Straße, Bahn und Cross – ist nicht zu machen. Wie sich zuletzt bei Oliver Dietz gezeigt hat. "Die Halbmarathon-WM war einfach zuviel", glaubt Detlef Uhlemann. Auf die richtige Dosierung kommt es eben auch an.