Deutsche Hochspringerinnen wieder auf Höhenflug
Verdammt lang her. Fast sieben Jahre liegt er zurück, der letzte Zwei-Meter-Sprung einer DLV-Athletin. Am 7. Juni 1996 überquerte Alina Astafei als letzte Deutsche in Nürnberg die Latte bei dieser Höhe. Doch jetzt besteht wieder Hoffnung, dass dieses Tal, das seither durchschritten wurde, vielleicht schon bald überwunden ist.
Melanie Skotnik hofft wieder auf gute Sprünge im Sommer (Foto: Kiefner)
Denn die deutschen Hochspringerinnen haben sich in der zurückliegenden Hallensaison von einer Sorgendisziplin wieder zu einem hoffnungsvollen Bereich im DLV entwickelt. "Dieses Beispiel zeigt, dass auch Brachland wieder fruchtbar werden kann, wenn man kontinuierlich arbeitet und die nötige Geduld mitbringt. Hier gibt es eine deutlich positive Entwicklung", freut sich darüber DLV-Präsident Dr. Clemens Prokop.Melanie Skotnik neue Spitzenreiterin
Mit der jungen und unbekümmerten Melanie Skotnik, die in Dortmund 1,97 Meter überquerte, steht im Frauenlager ein neuer Name an der Spitze. Gelegenheit, diese Höhe zu bestätigen, hatte die 20-jährige nach einem Handbruch, der ihre Startpläne bei den nationalen Titelkämpfen in Leipzig und bei der Hallen-WM in Birmingham durchkreuzte, im vergangenen Winter nicht mehr. "Ich weiß jetzt, was ich kann", sagt sie trotzdem überzeugt mit Blick auf den Sommer. Zu den magischen zwei Metern fehlen ihr nur noch drei Zentimeter.
Die letzten deutschen Hochspringerinnen, die diese Schallmauer übersprungen hatten, waren Heike Henkel und Alina Astafei. Jetzt hat es den Anschein, als würden sich die Athletinnen aus dem DLV-Lager wieder an die Weltspitze heranpirschen und die zwei Meter sind nun einmal das Tor dorthin. "Diese Höhe ist das Ziel von jeder Hockspringerin", erklärt die frühere EM-Teilnehmerin Daniela Rath, "ich kann langsam selber wieder daran denken." Diese Aussage steht für den frischen Wind, der in Deutschland merklich bläst.
Bester Hochsprung nach Russland
Dass die Deutschen in der Breite bereits Weltspitze sind, beweist ein Blick in die aktuelle Hallenbestenliste des zurückliegenden Winters. Mit Melanie Skotnik (1,97 m), Daniela Rath (1,95 m), Elena Herzenberg (1,94 m), Kathryn Holinski und Sophia Sagonas (1,92 m) sprangen fünf Athletinnen höher als 1,90 Meter. Eine größere Breite haben nur die dominanten Russinnen mit acht Springerinnen, vier davon alleine in den Top Fünf, in diesem Bereich. Diese These stützt auch der Leverkusener Hansjörg Thomaskamp, Trainer von Daniela Rath und Sophia Sagonas. Er bemerkt: "Nach Russland haben wir momentan den besten Hochsprung."
Bei den Deutschen Hallen-Meisterschaften in Leipzig standen nur 1,90-Meter-Springerinnen, angeführt von Elena Herzenberg, auf dem Treppchen. "Das gab es schon lange nicht mehr", stellt DLV-Generalsekretär Frank Hensel zufrieden fest. Richtig, denn zuletzt war das 1991 in Dortmund der Fall.
Gegenseitige Konkurrenz pusht
"Es ist schön, dass wir uns gegenseitig pushen können", sagt Daniela Rath. Sie begrüßt die neue Konkurrenz, auch wenn es diese schwer werden lässt, sich für die internationalen Großereignisse zu qualifizieren. Bei 1,95 Metern liegt die DLV-Norm für die WM in Paris. Eine Höhe, an der sich die Hochsprungtruppe nach den Leistungen des Winters messen lassen muss.
Im Juli wird die Olympia-Achte Amewu Mensah nach ihrer Dopingsperre wieder in das Hochsprunggeschehen zurückkehren. Für sie geht es darum, angesichts der fehlenden Wettkampfpraxis möglichst rasch wieder den Anschluss zu schaffen. Wunderdinge sollte man deshalb gerade am Anfang noch nicht erwarten. Ihre Planung ist auf die Hallensaison und die Olympischen Spiele 2004 ausgerichtet. Die Kölnerin, deren Trainerfrage sich demnächst endgültig klären soll, wird die Hochsprungszene aber sicherlich noch zusätzlich beleben.
Dass sich die gegenseitige Konkurrenz leistungsfördernd auswirken kann, hat sich in der kalten Jahreszeit gezeigt. Wiederholung ist in der Freiluftsaison natürlich erwünscht. "Darauf hofft man immer", sagt DLV-Teamleiter Dr. Wolfgang Killing im Hinblick auf diese gewünschte eigendynamische Leistungsentwickung. Dieses Karussell muss aber erst wieder neu in Schwung kommen.