Deutsche Hoffnungen in Grosseto
Durchaus mit Medaillenhoffnungen tritt die deutsche Mannschaft bei der am morgigen Dienstag in Grosseto mit den ersten Wettkämpfen beginnenden Junioren-WM an. Kathrin Geißler (Siebenkampf), Annika Suthe (Speer) und Verena Dreier (3.000m Hindernis) sind - glaubt man dem aktuellen weltweiten Saisonvergleich bei den Junioren - die drei heißesten Eisen, die der DLV in Italien im Kampf um Gold am Start hat.
Wolfram Ruth glaubt an ein gutes Abschneiden in Grosseto (Foto: Chai)
"Ich hoffe auf acht bis zehn Medaillen und Platz drei in der Nationenwertung", gibt Bundestrainer Wolfram Ruth als durchaus berechtigtes Ziel aus. Damit könnte vom deutschen Nachwuchs wieder ein positives Signal ausgehen, nachdem es vor zwei Jahren in Kingston nur zu zwei Medaillen durch Floé Kühnert (Stabhoch) und Tina Klein (100m Hürden) reichte. Die deutschen Medaillenhoffnungen konzentrieren sich vor allem auf die technischen Bewerbe. Das bestätigt der Blick in die aktuelle Jahresbestenliste des Weltverbandes IAAF im Juniorenbereich, der allerdings nur eine gewisse Orientierung bietet und nicht die zu erwartenden Überraschungen mit einkalkuliert.
Ist Marius Hanniske fit für das Podest?
Der Berliner Hochspringer Marius Hanniske ist dort mit seinen 2,24 Metern Vierter, zuletzt warfen ihn allerdings Verletzungen aus der Bahn. Deshalb wurde er auch bei den Deutschen Jugend-Meisterschaften nur Zweiter und man muss noch abwarten, wie fit er in Grosseto wirklich in die Lüfte geht.
Auf eine gute Platzierung dürfen auch die deutschen Hammerwerfer Andreas Sahner und Kamilius Bethke (Leverkusen) hoffen, warfen in diesem Jahr weltweit doch erst vier Junioren weiter. "Ich will ich auf jeden Fall die Qualifikation überstehen, versuchen eine neue Bestleistung aufzustellen und insgesamt einen schönen Wettkampf machen", sagt der Saarländer Andreas Sahner.
Titelchance für Verena Dreier?
Gespannt sein darf man auf den Auftritt über 3.000 Meter Hindernis von der Siegerländerin Verena Dreier. Immerhin markierte sie im Juni beim Europacup in Bydgoszcz in der noch jungen Disziplin einen neuen europäischen Junioren-Rekord (10:01,85 min). Mit einer ähnlichen Leistung kann sie um eine Medaille, vielleicht sogar um den Titel, laufen. "In Grosseto würde ich gerne in den Endlauf kommen und darüber hinaus nehme ich alles mit, was kommt", hält sich Verena Dreier allerdings noch recht bedeckt und vermeidet unnötigen Druck.
Ähnlich gut sehen die Vorzeichen bei Stephanie Lichtl (Nürtingen) aus. Bei der Jugend-DM in Jena noch von Krämpfen geplagt, hat sie nun eine neue Feuertaufe zu bestehen. Mit Ronetta Alexander (USA) und Sabrina Altermatt (Schweiz) sind in diesem Jahr nur zwei andere Juniorinnen die 100 Meter Hürden schneller gelaufen.
Annett Engel mit Respekt
Annett Engel, die U18-Vize-Weltmeisterin aus Potsdam, trat die Reise nach Grosseto mit Respekt an. "Ich muss mich mit Prognosen etwas zurückhalten. Die anderen sind alle ein bisschen älter", sagt sie, "1,85 Meter oder mehr wären schön, das Erreichen des Finales ist mein Ziel." Drei Juniorinnen, die von Sharon Day (USA; 1,91 m) angeführt werden, flogen in diesem Sommer schon höher hinaus als die erst 16-jährige Deutsche, die immerhin schon 1,87 Meter überqueren konnte.
Spannend könnte die Medaillenvergabe aus deutscher Sicht im Stabhochsprung werden. Die Chinesin Yingying Zhao (4,40 m) ist die große Favoritin, dahinter kann viel passieren und auch Anna Schultze (Filstal) und Lisa Ryshich (Ludwigshafen), die bei der Nominierung den Vorzug vor der frischgebackenen deutschen Vize-Meisterin Silke Spiegelburg (Lengerich) bekamen, können mit dem oftmals nötigen Quäntchen Glück um Edelmetall mitpokern.
Starke Konkurrenz für Sophie Krauel
Junioren-Europameisterin Sophie Krauel peilt eine weitere Medaille in ihrer noch jungen Karriere an. Dabei muss die Jenaerin ihre Verletzungssorgen sicher erst einmal aus dem Bewusstsein verdrängen, um gegen die starke Weitsprung-Konkurrenz um Yudelkis Fernández (Kuba; 6,74 m), Denisa cerbová (Tschechische Republik; 6,68 m) und Inna Kazantseva (Russland; 6,68 m) wirklich bestehen zu können.
Zur Weltspitze im Juniorenbereich, nämlich zu den ersten Drei, gehört momentan Diskuswerferin Nadine Müller, die sich vor allem mit den Chinessinnen Yu Wang und Xuejun Ma sowie der Russin Darya Pishchalnikova auseinander setzen muss. Für die Hallenserin ist die Situation ziemlich klar: "In Grosseto sollte ein Platz unter den ersten Fünf drin sein. Medaillenhoffnung habe ich natürlich auch. Dafür werde ich aber meine Bestleistung steigern müssen."
Vivian Zimmer will Medaille
Gleich zwei heiße Eisen hat der DLV im Speerwerfen im Feuer. Annika Suthe (Mettingen; 61,38 m) ist momentan bei den Juniorinnen weltweit sogar die Saisonbeste. Vivian Zimmer (Halle; 57,36 m) liegt auf der Vier, dazwischen die konstante Chinesin Juan Xue und Volha Hamza (Weißrussland) als weitere Medaillenkandidatinnen. Vivian Zimmer kennt das Gefühl, auf dem Podium zu stehen, aus dem letzten Jahr, als sie bei der U18-WM Bronze holte. Jetzt sagt sie: "Ich will bei der Junioren-WM eine Medaille holen. Ich denke, die Form ist gut. Jetzt macht natürlich die starke Konkurrenz im Vergleich zu einer Jugend-DM den Unterschied."
Gut liegen im Weltvergleich auch die deutschen Mehrkämpfer! Ein heißer Kandidat ist im Zehnkampf Norman Müller (Halle), der mit seinen 7.776 Punkten einen Wert stehen hat, der ihn auf einen Podestplatz prognostiziert. In diesem Jahr war nur der Weißrusse Andrei Krauchanka (7.963) deutlich stärker. Bei den Siebenkämpferinnen ist die Jenaerin Kathrin Geißler (5.727 Punkte) sogar der aktuelle Klassenprimus. Sie muss allerdings auf die in Südafrika als großes Talent gehandelte Justine Robbeson achten. Julia Mächtig (Neubrandenburg), die zweite Deutsche in Grosseto, könnte ebenfalls Medaillenansprüche anmelden.