Raymond Hecht ist wieder auf den Strümpfen
Hier für ein Foto bereit stehen, da ein Autogramm geben und dort noch Glückwünsche entgegen nehmen: Speerwerfer Raymond Hecht war am Sonntag beim Verlassen des Berliner Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportparks ein gefragter Mann. Dieser Umstand an sich verwunderte nicht weiter, hatte der 34-Jährige doch kurz zuvor mit 84,32 Metern den ersten deutschen Sieg in der Golden League des Jahres 2003 eingefahren, was aus nationaler Sicht wohl eine Überraschung des ISTAF war.
Beim ISTAF flog der Speer wieder (Foto: Chai)
Denn noch in den vergangenen Wochen ist Raymond Hecht nicht über die 80-Meter-Marke hinaus gekommen. Deshalb wird die WM in Paris auch ohne den Mann vom SC Magdeburg stattfinden.Mit knapp über 79 Metern war der zweimalige Olympia-Vierte vor dem ISTAF in der diesjährigen Bestenliste notiert. Zwei letzte Chancen aufs WM-Ticket hatte er Ende Juli und Anfang August bei den Meetings in Cuxhaven und Leverkusen verpasst. Doch von Ärger darüber war in Berlin nichts zu spüren: „Schon bei den zwei Wettkämpfen hatte ich bärisch was drauf, konnte es wegen der Verletzung nur nicht zeigen. Jetzt bin ich froh, wieder auf die Strümpfe gekommen zu sein. Es war für mich unverstellbar, das Jahr mit 79 Metern zu beenden.“
Bis zum ISTAF war die Saison wie verhext
Weil er nun endlich schmerzfrei werfen konnte, sei der Speer auch wieder geflogen. „Schon am Samstagmorgen bin ich aufgestanden und habe mich gefühlt wie in alten Zeiten“, erzählte der gelernte Maschinenschlosser. Die in den zurückliegenden Wochen und Monaten angeschlagenen Knie bereiteten keine Schmerzen mehr, was vor allem auf zwei Wochen Schonung zurückzuführen sei: „In dieser Saison war es wie verhext. Immer hatte ich was. Zum Schluss war abwechselnd im rechten oder im linken Knie Wasser“, erklärte Raymond Hecht.
Doch diese Sorge scheint er nun los zu sein, auch wenn sich der von Bernd Bierwisch betreute Athlet beim ISTAF vorsorglich nach dem zweiten Versuch abmeldete. Er habe nichts riskieren wollen, erklärte der Deutsche Rekordler, der bereits wegen verschiedener Verletzungen über ein Dutzend Operationen über sich ergehen lassen musste.
Im September steht die Hochzeit an
Nach der verpassten WM-Qualifikation hoffe er nun auf Olympia 2004 in Athen. Dort wolle er sich unbedingt noch einmal steigern. Zwei vierte Plätze hat er schon auf der Habenseite. Die gelte es zu verbessern: „Wenn ich gesund bleibe, sehe ich keine Grenzen.“
Den anderen die Grenzen aufzeigen möchte Hecht in diesem Jahr noch bei einigen größeren Meetings, unter anderem am Freitag in Zürich.
Außerdem plant er am 20. September seine Hochzeit. Dann wird der in Gardelegen geborene Speerwerfer seine langjährige englische Freundin Tracy zum Traualtar führen, mit der er bereits die zweijährige Tochter Tatiana Star hat. Diese war am Sonntag nach dem Sieg ihres Papas von Sonne und Hitze so geschafft, dass sie seelenruhig in ihrem Kindersitz einschlief, während der Vater vor dem Stadion Autogramme schrieb, für Fotos bereit stand und Glückwünsche entgegen nahm.