Deutsche Läufer überzeugen in Camaiore
Die deutschen Männer konnten bei der European 10.000 Meter Challenge in Camaiore überzeugen. Dieter Baumann triumphierte als Gewinner des A-Laufs in 27:38,51 Minuten und auch die Nachwuchstalente Mario Kröckert (28:25,87 min) und Alexander Lubina (28:29,15 min) unterboten die für die jüngeren Jahrgänge gültige EM-Norm von 28:35 Minuten. „Ich muss allen ein Kompliment machen“, lobte nachher Bundestrainer Wolfgang Heinig.
Dieter Baumann überzeugte im Nationaltrikot
Es waren dunkle und dicke Regenwolken, die am Morgen des 6. April noch über der Gegend um Lucca, dem Seebad Viareggio, Pietrasanta und Camaiore hingen. Weil die Sommersaison in der Toskana noch ein paar Wochen entfernt liegt, war das wohl legitim, auch wenn sich an diesem Tag über 100 Läuferinnen und Läufer aus ganz Europa im „Centro Sportiva Tori“ in Camaiore bei der European 10.000 Meter Challenge vor der eigentlich malerischen, aber an diesem Tag eher trüben Bergkulisse im Hintergrund aufmachten, sich möglicherweise für die Europameisterschaften im August in München zu empfehlen und die Normvorgaben zu erfüllen.Deutsches Quintett am Start
Einer, der sich das ganz leserlich auf seine Fahnen geschrieben hatte und der zu den wenigen großen Namen der Veranstaltung zählte, war der Tübinger Dieter Baumann. Zum ersten Mal nach seiner im Januar abgelaufenen Dopingsperre streifte er wieder das Nationaltrikot über und lief die 10.000 Meter. 28:10 Minuten lautete sein Richtwert und er hatte für den Fall, dass er diese Zeit unterbietet, das Privileg, für die EM im eigenen Land auch ohne den später eigentlich noch notwendigen Start bei den nationalen 10.000-Meter-Meisterschaften in Dessau die Nominierungsvoraussetzungen des DLV erfüllt zu haben, nachdem er am 21. April in Hamburg sein mit Spannung erwartetes Marathondebüt gibt. Weitere vier deutsche Läufer waren in Camaiore mit dem Wattenscheider Hoffnungsträger Alexander Lubina, Cross-Meister Jens Borrmann, dem Leverkusener Mario Kröckert und Oliver Mintzlaff, der bei der Cross-DM in Regensburg hinter Baumann und Damian Kallabis ebenfalls den Sprung auf das Treppchen geschafft hatte, am Start.
Regen gibt Alexander Lubina die Power zurück
Alexander Lubina kam der Regen, der sich zum Glück rechtzeitig vor Wettkampfbeginn wieder verabschiedete, gerade recht. Seine Pollenallergie, die ihn zwei Tage vor dem Wettkampf wieder ereilte, erfuhr dadurch eine erfreuliche Besserung. Bereits im Vorfeld blickte Bundestrainer Wolfgang Heinig positiv auf die Rennen der Männer voraus: „Alexander Lubina und Dieter Baumann können die EM-Norm knacken, bei diesen Bedingungen kann man gute Leistungen bieten.“ Das nahm sich der Wattenscheider zu Herzen. Als er zur Hälfte der Strecke im B-Lauf hinter der Marschroute von 14:10 Minuten wenige Sekunden zurücklag, ergriff er die Offensive und ging an die Spitze. Dort war es Guy Fays, ein routinierter Belgier, der Lubinas Tempo annahm und so lieferten sich die beiden fortan ein spannendes Duell an der Spitze. Je näher das Ziel kam, umso mehr begann Alexander Lubina zu rechnen, ob es für die EM-Norm reichen könnte. „Ich wusste, dass es ganz eng werden würde und hoffte auf die letzte Runde.“ So kam es auch, auf den letzten 400 Metern ging der Youngster an seine Reserven und gewann den B-Lauf in 28:29,15 Minuten vor Guy Fays (28:32,54 min). Die für ihn gültige EM-Norm von 28:35 Minuten hatte er somit klar unterboten.
Baumann sorgt für den Höhepunkt
Alexander Lubina hatte vorgelegt und zwei weitere DLV-Starter, nämlich die im A-Lauf startenden Dieter Baumann und Mario Kröckert zogen eindrucksvoll nach.
Der Tübinger reihte sich bei seiner Rückkehr ins Nationaltrikot sofort hinter den beiden afrikanischen Pacemakern ein, während sich Mario Kröckert im Mittelfeld postierte. Nach 12:30 Minuten teilte sich das Feld in zwei Gruppen – mit jeweils den Deutschen in guter Position. Bei der Hälfte der Distanz stoppte die Uhr für die Führenden bei 13:52:36 Minuten, was bereits auf eine schnelle Endzeit hindeutete. Danach folgten eine Menge taktischer Spielchen. „Jeder hat seine Stärken ausgespielt“, kommentierte Baumann nachher diese Phase. Es war das Duell des Deutschen gegen eine Flut von Südeuropäern. Doch der deutsche Spitzenläufer schüttelte nach und nach seine Konkurrenten ab, darunter auch Antonio Pinto, der namhafte Marathonstar aus Portugal. Am Ende war noch einer übrig – der Spanier Jose Rios. Er bot bis zur Ziellinie Dieter Baumann die Stirn. Im Schlusspurt zeigte der Deutsche aber seine ganze Erfahrung, konterte Rios aus und nahm ihm dann den Raum, um ihn nicht mehr vorbeiziehen zu lassen. Die famose Zeit von 27:38,51 Minuten begeisterte auch die Zuschauer, die ihm zujubelten und nachher fleissig Autogramme von ihm einforderten. Allen Grund zum Strahlen hatte auch der Leverkusener Mario Kröckert. Er riss nach 28:25,87 Minuten die Arme in die Höhe und wurde von Dieter Baumann in der Gewissheit beglückwünscht, dass beide die Nominierungsvoraussetzungen für München erfüllt haben.
Borrmann enttäuscht – Mintzlaff verletzt
Ein durchwachsenes Rennen lief hingegen der Leipziger Jens Borrmann. Zeigte er sich anfangs wie Lubina aggressiv und mit im Vorderfeld, fiel er zwischenzeitlich deutlich zurück und musste danach wieder Plätze gut machen, um sich wieder unter den Top Five einzureihen. Trotzdem war er mit dem sechsten Rang in 28:56,57 Minuten nicht zufrieden: „Schade, dass ich diese guten Bedingungen nicht nutzen konnte.“ Der dritte DLV-Athlet dieses B-Laufes, Oliver Mintzlaff, war dagegen vom Pech verfolgt. Eine Muskelverletzung, die noch einer genaueren Klärung bedarf, zwang ihn nach rund zehn Minuten zur Aufgabe.
Rumänin Botezan dominiert bei den Frauen
Einen überlegenen Sieg im B-Lauf der Frauen feierte die Britin Hayley Yelling, die über weite Strecken auf sich alleine gestellt war. Bereits bei Kilometer zwei hatte sie sich von ihren Konkurrentinnen abgesetzt, um am Ende in 32:48,50 Minuten als Siegerin einzulaufen. Noch eins draufzusetzen verstand im A-Rennen die Rumänin Mihaela Botezan. Sie lieferte ebenfalls eine überzeugende Leistung ab und besiegte ihre namhafte Konkurrentin Fernanda Ribeiro aus Portugal klar in neuem Landesrekord von 31:19,74 Minuten.