| Olympia-Bewerbung

Deutsche Olympia-Planer nach IOC-Reformen zuversichtlich

Hamburg oder Berlin? Diese Frage muss der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) bis zum 21. März 2015 beantworten. Die IOC-Reformen bieten den deutschen Olympia-Bewerbern für die Spiele 2024 viele neue Möglichkeiten. Die DOSB-Spitze spricht von Aufbruchstimmung.
dpa/sim

Am Tag nach dem Reform-Durchmarsch von IOC-Präsident Thomas Bach waren auch die deutschen Olympia-Planer elektrisiert. Die 40 Maßnahmen zur Neuausrichtung des IOC bieten den Olympia-Bewerbern Berlin und Hamburg eine bescheidenere Budgetplanung und mehr Möglichkeiten der Selbstverwirklichung.

"Die Veränderungen ermöglichen es, nachhaltigere, flexiblere und kostengünstigere Konzepte vorzulegen", erklärte DOSB-Präsident Alfons Hörmann am Dienstag in Monte Carlo. "Aus dieser Mischung von Wandel und Aufbruch wächst Zuversicht und Optimismus für das Projekt Olympia in Deutschland. Pack‘ mer’s."

Es gibt viel zu tun. Die Spitzenfunktionäre des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) verließen das Fürstentum mit neuen Argumenten, um Skeptikern zu begegnen, aber auch vielen offenen Fragen. Die Interpretation der Reformen mit all ihren Chancen, Risiken und Nebenwirkungen muss in den kommenden Wochen erfolgen. "Wir müssen jetzt übersetzen, was heißt das alles", gab Hörmann zu. Vor allem die bisher mäßigen Zustimmungsraten in der Berliner (48 Prozent) und Hamburger Bevölkerung (53 Prozent) müssen bis zur Entscheidung über den deutschen Bewerber am 21. März 2015 deutlich wachsen.

Lob aus Berlin und Hamburg

"Die Agenda 2020 erzeugt eine olympische Aufbruchstimmung in Deutschland", sagte der DOSB-Vorstandsvorsitzende Michael Vesper euphorisch. Auch in der Haupt- und in der Hansestadt wurden die Entscheidungen von Monte Carlo positiv bewertet.

"Diese Reformen kommen dem Hamburger Bewerbungskonzept sehr entgegen und geben einer deutschen Bewerbung generell Rückenwind", sagte Sportsenator Michael Neumann der Deutschen Presse-Agentur. Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit lobte: "Die Beschlüsse zielen auf mehr Transparenz, Nachhaltigkeit und Augenmaß." Besonders die Offenlegung der IOC-Verträge mit der Ausrichterstadt zeuge davon, "dass das IOC Konsequenzen aus der öffentlichen Kritik zieht".

Digel vermisst gesellschaftspolitisches Konzept

Genau das bezweifeln die Olympia-Gegner. "Es ist ja schön, dass das IOC den Handlungsdruck bemerkt hat, weil es nicht mehr so leicht ist, Städte zur Bewerbung zu bringen. Aber es ist zu bezweifeln, dass sich ein privater Club wie das IOC überhaupt aus sich selbst reformieren kann", meinte Judith Demba von der Berliner NOlympia-Initiative.

Prof. Helmut Digel bemängelte, es fehle ein mittel- und langfristiges gesellschaftspolitisches Konzept. "Warum nicht die deutsche Hauptstadt Berlin mit Hamburg in einem Zukunftsprojekt verbinden?", schlug der ehemalige Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) in einem Interview des "Reutlinger General-Anzeiger" (Mittwoch) vor.

Billiger, machbarer, attraktiver

Bach will das Geschäftsmodell Olympia in eine erfolgreiche Zukunft führen und legte mit seiner Agenda 2020 das Fundament für eine Generalüberholung seiner Organisation. Die Spiele sollen billiger, machbarer und damit auch attraktiver werden.

Ohne eine Gegenstimme beschlossen die Olympier die überfällige Auffrischung des Programms. Einige Disziplinen oder Sportarten könnten aus Gründen der Nachhaltigkeit in Ausnahmefällen außerhalb der Olympia-Stadt oder sogar außerhalb des Gastgeberlandes ausgetragen werden. Zudem will das IOC stärker auf temporäre Bauten setzen. Dadurch könne offensiver über Veränderungen der jeweiligen Sportstättenkonzepte nachgedacht werden, so Hörmann.

Auch der Bewerbungsprozess wird deutlich abgespeckt. Statt bisher zehn Präsentationen in aller Welt müssen die Kandidaten ihre Konzepte nur noch viermal vorstellen. Die Besuche der IOC-Evaluierungskommission werden künftig vom IOC bezahlt. Vesper verspricht sich durch die neue Bescheidenheit eine Ersparnis im siebenstelligen Bereich. Berlin und Hamburg  haben ihr Bewerbungsbudget jeweils mit 50 Millionen Euro angesetzt.

Diskussion offener Fragen noch vor offizieller Bewerbung

Noch ist unklar, wie die Spiele der Zukunft konkret aussehen werden, aber Hörmann legte sich jetzt schon fest: "Dadurch wird eine neue Balance zwischen Aufwand und Nutzen gesichert. Thomas Bach hat aus vielen Fragezeichen ein Ausrufezeichen gemacht."

Die neu beschlossene Beratungsphase des IOC für interessierte Bewerber für Olymia 2024 soll am 15. Januar 2015 starten. Die Ringe-Organisation will mit diesem Angebot potenziellen Kandidaten die Möglichkeit geben, bereits vor der Einreichung der Bewerbung alle offenen Fragen zu diskutieren. "Wir hören zu, und dann geben wir den Kandidaten den gewünschten Rat", sagte Bach.

Entscheidung über deutsche Bewerberstadt am 21. März

Ende Januar plant der DOSB Workshops mit Berlin und Hamburg. Die Gründung einer Bewerbungsgesellschaft kann ebenfalls vorangetrieben werden. Im Februar will die Dachorganisation des deutschen Sports eine letzte Umfrage über die Olympia-Begeisterung in den beiden Metropolen durchführen lassen. Am 21. März fällt dann in der Franfurter Paulskirche die Entscheidung, mit welcher Stadt der DOSB ins Rennen gehen wird. Erst danach ist in der erfolgreichen Stadt ein Bürgerreferendum geplant. Die Wahl des Olympia-Gastgebers 2024 findet im Sommer 2017 in Lima statt.

"Die Leute wissen weltweit, dass Deutschland Olympische Spiele nicht nur organisieren kann, sondern dass wir sie auch feiern könnten in Deutschland", sagte Bach. "Deshalb wird diese Bewerbung, aus welcher Stadt sie auch kommen mag, eine starke Bewerbung sein."

Quelle: Deutsche Presse-Agentur (dpa)

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