Deutsche Senioren-Meisterschaften II in Minden
Mit der Ausrichtung der Deutschen Senioren-Meisterschaften II in Minden ging eine Ära zu Ende, die ihren Anfang im Jahr 1984 genommen hatte. Damals war aufgrund hoher Teilnehmerzahlen eine Teilung der Titelkämpfe in Senioren I (M/W 30/45) und Senioren II (M/W 50 und älter) notwendig geworden. Ab 2012, Ausrichter wird Erfurt sein, werden die Deutschen Seniorenmeisterinnen und -meister aller Altersklassen wieder an einem Termin ermittelt.
Wie schon fünf Wochen zuvor bei den Meisterschaften für die „jüngeren“ Altersklassen in Ahlen, gab es auch für das Ausrichterteam in Minden zu Recht Lob und Anerkennung von allen Seiten für die kompetente Durchführung der nach 1993, 1995 und 1998 vierten Seniorentitelkämpfe in der ostwestfälischen Stadt an der Weser.Nicht zu kurz kam bei, zumindest an den ersten beiden Wettkampftagen, kühlen Temperaturen der rein sportliche Teil, denn ein halbes Dutzend neuer Rekorde und Bestleistungen wurden am Ende der Meisterschaften gezählt.
Weltrekorde als Höhepunkte
Höhepunkte waren ohne Zweifel zwei neue Weltrekorde. Im Dreisprung erzielte Lothar Fischer (TG Waldsee) als Sieger der Klasse M 70 mit 10,10 Metern eine neue Bestmarke für die die Klasse M 75, denn der neue Inhaber des Weltrekords gehört bereits dem Jahrgang 1936 an. Die bisher gültige Bestmarke des Japaners Mazumi Morita aus dem Jahr 1988 hatte bei 10,05 Metern gelegen.
Den zweiten Weltrekord der Veranstaltung steuerte Hammerwerferin Christa Baum (LG Bernkastel/Wittlich) bei. Sie erzielte in der Klasse W 75 33,47 Meter und steigerte die alte Rekordmarke von Susanne Wissinger (TV Gelnhausen) aus dem Vorjahr um 80 Zentimeter.
Dazu kamen noch vier neue deutsche Bestleistungen: Stabhochspringerin Karin Förster (LC Paderborn) steigerte ihre eigene Bestmarke der Klasse W 65 von 2,35 Metern gleich auf 2,50 Meter. Anne Chatrine Rühlow (SV Burgsteinfurt) kam mit der erst im vergangenen Jahr für die Klassen W 75 und älter eingeführten 2,00-Kilo-Kugel auf 11,38 Meter, Melitta Czerwenka-Nagel (LAG Saarbrücken) steigerte ihre eigene deutsche Bestleistung der Klasse W 80 über 5.000 Meter von 27:53,65 Minuten auf 27:11,86 Minuten und ebenfalls in der Klasse W 80 stieß Irmgard Lütjens (LG Schleswig-Fahrdorf) die Kugel auf 7,68 Meter.
Schnelle Läufer über 800 Meter
In der Klasse M 50 sah man einen 800-Meter-Lauf, den es in dieser Qualität bei Deutschen Seniorenmeisterschaften wohl noch nie gegeben haben dürfte: Mit dem Sieger Josef Neudorfer (WSV Otterskirchen) in 2:04,42 Minuten sowie den dicht darauf folgenden Peter Oberließen (LG Bad Soden/Sulzbach/Neuenhain) in 2:04,77 Minuten und dem Lokalmatadoren Jörg Sender (TuS Eintracht Minden) in 2:04,80 Minuten erzielten gleich drei Läufer absolute Top-Resultate.
In der gleichen Altersklasse sorgte Thomas Straub (StTV Singen) mit 6,35 Metern im Weitsprung für ein weiteres Klasseergebnis und im Diskuswurf gab es durch Thomas Dresp (TV Norden) mit 50,63 Metern den ersten 50-Meter-Diskuswurf des Jahres in dieser Klasse.
Herausragende Athleten der Klasse M 55 waren Dr. Gerhard Zorn (TSV Vaterstetten) und Wolfgang Ritte (Weseler TV). Der Sprinter aus Bayern gewann die 100 Meter in 12,12 Sekunden, die 200 Meter bei starkem Gegenwind in 24,73 Sekunden und die 400 Meter in 54,63 Sekunden, während Wolfgang Ritte wieder einmal seine Vielseitigkeit mit dem Sieg über 100 Meter Hürden in 15,73 Sekunden, einem zweiten Weitsprungrang und natürlich mit feinen 4,15 Metern in seiner Spezialdisziplin, dem Stabhochsprung, bewies.
Karl Dorschner siegt dreimal
Mit Karl Dorschner (TSV Dörfles-Esbach) gab es auch in der Klasse M 60 einen Dreifachsieger im Sprint. Mit zunehmender Streckenlänge wurde seine Überlegenheit immer deutlicher: Die 100 Meter gewann er in 12,87 Sekunden, die 200 Meter in 25,72 Sekunden und 400 Meter in 57,82 Sekunden. Mit dem Sieger Johann Stein (TV Werther), der 51,33 Meter erzielte, und dem Zweitplatzierten, Gerhard Sieben (ASC 09 Dortmund) mit 50,18 Metern kamen zwei Diskuswerfer über die 50-Meter-Marke.
In der Klasse M 65 gewann Mittelstreckler Rudolf Thiele (SC Lüchow) die 800 Meter in 2:29,81 Minuten und die 1.500 Meter in 5:04,51 Minuten, dazu kam noch ein zweiter Rang über 400 Meter. Kurt Goldschmidt (TSV Kücknitz) blieb mit der Kugel ein wenig hinter seinen sonst gezeigten Leistungen zurück, war aber mit 13,86 Metern ungefährdet, wertvoller war sein Diskuswurfresultat mit 50,15 Metern.
Rekordmeister Guido Müller
Guido Müller (TSV Vaterstetten), der während der Titelkämpfe den Gewinn seines 100. Deutschen Meistertitels feierte, ließ sich die Flachsprints über 100 Meter in 13,52 Sekunden, über 200 Meter in 27,39 Sekunden und über 400 Meter in 61,66 Sekunden natürlich nicht nehmen. Er musste sich aber über 80 Meter Hürden wieder einmal Arno Hamaekers (LAG Obere Murg), der das Rennen in 13,41 Sekunden zu 13,83 Sekunden gewann, beugen. Am ersten Tag hatte Guido Müller bei seinem „Ausflug“ in die Klasse M 65 das 300 Meter Hürdenrennen in 48,62 Sekunden gewonnen. Bei den Technikern sorgte Hermann Albrecht (SpVgg. Satteldorf) im Hammerwurf mit 53,35 Metern für das beste Resultat.
Der neue Dreisprungweltrekordler Lothar Fischer (TG Waldsee) bewies in der Klasse M 75 Vielseitigkeit: Den Weitsprung gewann er mit 4,45 Metern, im Diskuswurf wurde er mit 32,07 Metern Dritter und im Speerwurf lag er mit 35,90 Metern auf Platz vier. Mit drei Siegen und einem zweiten Rang zeigte sich Lothar Huchthausen (LG Altmark) wieder einmal als bester Allrounder. Siege gab es für ihn im Kugelstoß mit 12,08 Metern, im Diskuswurf mit 32,67 Metern und im Speerwurf mit 42,10 Metern. Zweiter wurde er mit dem Hammer, hier kam er auf 34,25 Meter.
Wilhelm Modersohn meldet sich zurück
Nach einem Jahr der Wettkampfabstinenz meldete sich Wilhelm Modersohn (Bielefelder TG) bei seinem Titelgewinn im Kugelstoß mit 12,36 Metern in der Klasse M 80 zurück. Richard Rzehak (SC Preußen Erlangen) war erwartungsgemäß im Hammerwurf nicht zu bezwingen und gewann mit 37,31 Metern.
Fünf Titel wurden in der Klasse M 85 vergeben und nur zwei Namen standen am Ende auf den Listen an vorderster Stelle. Gerhard Dreßler (TV Vaihingen/Ens) gewann den Kugelstoß, den Diskuswurf und den Speerwurf während Hans Eberle (LG Remseck) über 100 Meter und im Weitsprung gewann.
Totalerfolg für Ulrike Engelhardt
Petra Kauerhof (LAZ Obernburg-Miltenberg) beschränkte sich in der Klasse W 50 auf einen Start über 400 Meter und gewann hier deutlich in 62,18 Sekunden. Silke Schmidt (mettmann-sport) absolvierte sowohl über 1.500 Meter als auch über 5.000 Meter zwei Sololäufe und erzielte mit 5:07,18 Minuten auf der Mittelstrecke und 18:09,10 Minuten auf der Langstrecke, hier als Titelverteidigerin, auch zwei Klassezeiten.
Im vergangenen Jahr in Kevelaer hatte Ulrike Engelhardt drei der vier Wurfwettbewerbe für sich entschieden, nur im Speerwurf hatte sie sich Wiebke Baseda (SV Grün-Weiß Hamburg) beugen müssen. In Minden drehte Ulrike Engelhardt den Spieß um, gewann den Speerwurf vor der Hamburgerin und sicherte sich auch die übrigen drei Titel mit 12,65 Metern im Kugelstoß, 39,39 Metern im Diskuswurf und 44,59 Metern im Hammerwurf.
In der Klasse W 55 kam Dagmar Fuhrmann (Usinger TSG) zu zwei Erfolgen in den Langsprints, ein flottes 5.000 Meter Rennen mit vier Läuferinnen unter 20 Minuten wurde von Petra Schmiemann (ESV Münster) in 19:51,54 Minuten gewonnen und im Kugelstoß siegte mit Barbara Schlosser (Wiesbadener LV) die Athletensprecherin des DLV.
Ingrid Meier war über 100 und 200 Meter nicht zu schlagen (Foto: Flucke) Wieder in der Erfolgsspur: Ingrid Meier
In der Klasse W 60 knüpft Ingrid Meier (LAC Quelle Fürth) wieder an ihre früheren Erfolge an: Bei ihren Siegen über 100 Meter in 14,36 Sekunden und über 200 Meter in 30,16 Sekunden blieb sie ungefährdet. Beste Werferin war Margarethe Tomanek (LG 90 Ebersberg-Grafing) mit Siegen im Diskuswurf, im Hammerwurf und einem zweiten Platz im Kugelstoß.
Karin Förster (LC Paderborn) verbesserte am Schlusstag ihre eigene deutsche Bestleistung im Stabhochsprung der Klasse W 65 auf 2,50 Meter. Christa Scheich (TV Lützelhausen) gewann vier Titel in einer eher ungewöhnlichen Wettkampfkombination: Über 200 Meter siegte sie in 33,02 Sekunden, im Hochsprung lag sie mit 1,26 Metern vorn, den Weitsprung sicherte sie sich mit 3,91 Metern und im Speerwurf kam sie auf 25,04 Meter.
Deutsche Bestleistung durch Rona Frederiks
Über 800 Meter und 1.500 Meter der Klasse W 70 lag Hermi Staubermann (Recklinghäuser LC) in 3:20,18 Minuten und 6:39,10 Minuten zweimal deutlich vor der Konkurrenz. Über 5.000 Meter musste sie allerdings die Überlegenheit von Rona Frederiks (OSC Berlin) anerkennen, die mit 22:56,00 Minuten die bestehende deutsche Bestleistung um nur knapp vier Sekunden verfehlte.
Auch in dieser Klasse gab es mit Hella Böker (MT Melsungen) eine Mehrfachsiegerin in den Wurfdisziplinen. Die Hessin kam zu Erfolgen im Diskuswurf mit 28,55 Metern, im Hammerwurf mit 32,77 Metern und im Speerwurf mit 26,64 Metern. Mit der Kugel hatte die Titelverteidigerin Monika Bernert (LG Altmark) mit 9,42 Metern 18 Zentimeter Vorsprung vor Hella Böker.
Mit 11,38 Metern im Kugelstoß und 30,56 Metern im Diskuswurf war Anne Chatrine Rühlow (SV Burgsteinfurt) neben Christa Baum (LG Bernkastel/Wittlich), die, wie erwähnt, mit 33,47 Metern einen neuen Weltrekord im Hammerwurf aufstellte, die herausragende Athletin in der Klasse W 75. Beständig gut zeigte sich Elfriede Hodapp (LG Ortenau Nord) bei ihren Siegen über 1.500 Meter in 6:38,24 Minuten und über 5.000 Meter in 24:19,03 Minuten.
Nach ihren kürzlich erzielten 7:17,96 Minuten über 1.500 Meter und 15:37,63 Minuten über 3.000 Meter kam Melitta Czerwenka-Nagel (LAG Saarbrücken) in der Klasse W 80 nun in Minden mit ihren 27:11,86 Minuten zu ihrer dritten deutschen Bestleistung innerhalb weniger Wochen.