Deutsche Seniorenmeisterschaften II
915 Athletinnen und Athleten aus 463Vereinen hatten ihre Meldungen für die nach 2005 zum zweiten Mal im bayerischen Vaterstetten stattfindenden Deutschen Seniorenmeisterschaften II abgegeben und für ein Ergebnis gesorgt, das fast identisch mit den Melde-Zahlen der letzten Jahre war.
Bei ab Freitag zunehmend besser werdenden Witterungsbedingungen gab es im für derartige Wettkämpfe bestens geeigneten Vaterstettener Sportzentrum zwei Weltrekorde, einen Europarekord und eine deutsche Bestleistung, dazu kam noch ein weiterer Weltrekord durch die Schweizerin Christine Müller.Guido Müller (TSV Vaterstetten) lief über 300 Meter Hürden mit 45,24 Sekunden eine neue M-70-Weltrekordzeit und verbesserte damit die seit nahezu zehn Jahren bestehende Höchstleistung des Kanadiers Earl Fee von 49,07 Sekunden ganz erheblich. Den zweiten Weltrekord erzielte Bruno Kimmel (TSV Speyer), der in der Klasse M 75 mit 13,54 Sekunden die alte Bestmarke von Wolfgang Reuter (TSV Klausdorf), die dieser vor vier Jahren an gleicher Stelle aufgestellt hatte, um sieben Hundertstelsekunden steigerte.
Spannung im Stabhochsprung
Spannend verlief der Stabhochsprungwettkampf in der Klasse W 50: Petra Herrmann (SG Vorwärts Frankenberg) hatte zunächst die Europarekordleistung der Britin Jennifer Ibbotson von 3,00 Metern im ersten Versuch egalisiert, die zweite noch im Wettbewerb befindliche Dr. Ursula Makowiec (TSV Zehlendorf 1888) war jedoch bei ihrem ersten Anlauf an dieser Höhe gescheitert. Die Berlinerin hob sich daraufhin ihre beiden restlichen Versuche für 3,05 Meter auf und schaffte diese Höhe tatsächlich im zweiten Durchgang und war damit alleinige Inhaberin der neuen Rekordleistung, da Petra Herrmann bei 3,05 Metern chancenlos war.
In der von der Schweizer Gaststarterin Christine Müller (LC Zürich) in Weltrekordzeit von 12,08 Sekunden gewonnenen Rennen über 80 Meter Hürden der Klasse W 50 kam Anke Moritz (ABC Ludwigshafen) mit 12,54 Sekunden auf eine neue deutsche Bestleistung. Die alte Bestmarke wurde von ihrer Vereinskameradin Geraldine Otto mit 13,07 Sekunden seit dem Jahr 1999 gehalten.
Optimismus für Lahti
Darüberhinaus gab es wieder eine ganze Fülle von hervorragenden Leistungen, die im Hinblick auf die bevorstehenden Senioren-Weltmeisterschaften in Lahti (Finnland) optimistisch stimmen.
Einem WM-Starter gelang in der Klasse M 50 ein Dreifach-Erfolg: Dr. Gerhard Zorn, Lokalmatador vom TSV Vaterstetten, gewann die 200 Meter in 24,44 Sekunden, die 400 Meter in 55,26 Sekunden und war auch am Erfolg der Startgemeinschaft Südostbayern (Sewald, Zorn, Konopka, Schöffmann) über 4x100 Meter in 47,89 Sekunden beteiligt.
Drei Titel holte sich auch Frank Karotsch (TV Stockach), der über 800 Meter in 2:12,98 Minuten, über 1.500 Meter in 4:29,25 Minuten und über 5.000 Meter in 16:37,48 Minuten nicht zu schlagen war. Beste Techniker der Klasse M 50 waren Bernhard Ulrich (SV Germania Helmstedt), der seinen Hammerwurftitel mit der fast identischen Weite vom Vorjahr verteidigte (2008: 60,73 m) und in Vaterstetten auf 60,78 Meter kam, sowie Speerwerfer Josef Schaffarzik, der ebenfalls schon 2008 gewonnen hatte und bei seiner Titelverteidigung auf 56,68 Meter kam.
Auch in der Klasse M 55 gab es Dreifachsieger: Reinhard Michelchen (VfL Sindelfingen) überragte auf den Sprintstrecken mit seinen Erfolgen über 100 Meter in 11,94 Sekunden, über 200 Meter in 24,51 Sekunden und über 400 Meter in 56,01 Sekunden und war damit genauso erfolgreich wie im vergangenen Jahr bei den Titelkämpfen in Schweinfurt.
Vielseitigkeit demonstrierte Wolfgang Ritte (Weseler TV). Der Stabhochspringer steigerte seine Jahresbestleistung in seiner Spezialdisziplin auf 4,35 Meter, schlug im Weitsprung mit 5,40 Metern den Spezialisten ein Schnippchen und siegte auch über 100 Meter Hürden in 16,08 Sekunden. Titelverteidiger Lothar Pongratz (LC Paderborn) gewann erneut im Diskuswerfen mit 50,01 Metern und auch Walter Kühndel (TV Dingolfing) kam zu einem erneuten Erfolg mit 55,08 Metern im Speerwerfen.
Favoritensiege in der Klasse M 60
In der Klasse M 60 war Hans-Jürgen Frühauf (TSV Weilheim) mit drei Siegen und einem zweiten Rang der erfolgreichste Athlet. Die 200 Meter gewann er in 26,87 Sekunden, die 400 Meter in 60,16 Sekunden und auch über die 300 Meter Hürden lag er in 47,01 Sekunden vorn. Dazu kam über 100 Meter noch ein zweiter Rang hinter dem „Rückkehrer“ Manfred Koch (Turbine Halle), der den Kurzsprint in 12,84 Sekunden dominierte.
Auf den Langstrecken nähert sich Winfried Schmidt (TuS Köln rrh.) nach verletzungsbedingter Durststrecke wieder seiner Vorjahrsform. Die 5.000 Meter gewann er in 16:58,66 Minuten und auch über 10.000 Meter war er in 35:47,14 Minuten mit großem Vorsprung vorn. Favoritensiege gab es über 800 Meter durch Johann Schrödel (TSG 08 Roth) in 2:15,69 Minuten und Franz Herzgsell (LG Reischenau-Zusamtal) über 1.500 Meter in 4:40,25 Minuten.
Im Kugelstoßen gewann Reinhard Krone (SC Magdeburg) mit 15,30 Metern und auch im Hammerwerfen setzte sich mit Hermann Huppertsberg (DT Ronsdorf) mit 52,19 Metern der Favorit durch. Georg Kinadeter (TV Hauzenberg) verteidigte mit 47,62 Metern seinen Diskustitel erfolgreich, hinter ihm tauschten Roland Klingler (LG Bliestal) und Hermann Huppertsberg (DT Ronsdorf) gegenüber dem Vorjahr die Plätze.
In der Klasse M 65 gelang zwei Athleten ein Doppelerfolg: Langstreckler Peter Lessing (LG Ortenau Nord) war über 5.000 Meter in 18:56,86 Minuten und über 10.000 Meter in 38:54,09 Minuten ungefährdet und Claus-Werner Kreft (TV Werther) gewann den Weitsprung mit 4,99 Metern knapp vor Dr. Rolf Geese (LG Göttingen) mit 4,96 Metern und den Dreisprung mit 11,18 Metern. Der Göttinger Zehnkampfrekordler war über 100 Meter Hürden in 16,13 Sekunden erfolgreich.
Felix Mohr (LG Radolfzell) sorgte mit seinem Diskuswurf von 48,67 Metern für das beste Resultat in den Wurfwettbewerben. Mit einer gewaltigen Steigerung gegenüber dem Vorjahr, damals wurde er Zweiter mit 40,95 Metern, kam Ewald Jordan (LG Altmark) mit 46,15 Metern zum Speerwurferfolg.
Verletzung bremst Guido Müller
Nach seinem gelungenen Auftakt über die Langhürden musste Guido Müller (TSV Vaterstetten) seine Meldungen über die weiteren Disziplinen der Klasse M 70 zurückziehen. Seine Fußverletzung, die er sich während des Rennens über die 300 Meter Hürden zugezogen hatte, machte weitere Starts unmöglich.
Dreimal siegreich war Hermann Beckering (SpVgg. Ahorn) mit 13,64 Sekunden über 100 Meter, 28,24 Sekunden über 200 Meter und 4,82 Metern im Weitsprung. Karl-Walter Trümper (LC Rapid Dortmund), nach einer ganzen Serie von Verbesserungen deutscher Bestleistungen auf den Mittel- und Langstrecken der Klasse M 70 als Favorit am Start, wurde dieser Rolle mit Siegen über 1.500 Meter (5:19,33 min) und über 5.000 Meter (20:12,74 min) auch gerecht.
Weltrekordler Karl-Heinz Marg (SG Osterholzer LA) blieb mit 14,97 Metern im Kugelstoßen genauso ungefährdet wie Roland Heiler (LAG Obere Murg) mit 46,16 Metern im Diskuswerfen. Über 4x100 Meter näherte sich die siegende Staffel der StG Alsternord/SV Polizei Hamburg (Dumschat, Lange, Schumacher, Dahms) mit ihrer Siegerzeit von 55,67 Sekunden der eigenen deutschen Bestleistung (55,36 sec) bis auf wenige Zehntel.
Das herausragende Resultat in der Klasse M 75 lieferte Sprinter Bruno Kimmel (TSV Speyer). Bei idealen Bedingungen (+ 1,0 m/sec Rückenwind) lief er die 100 Meter in 13,54 Sekunden und verbesserte den alten Weltrekord von Wolfgang Reuter (TSV Klausdorf), der fast auf den Tag genau vor vier Jahren an gleicher Stelle auf 13,61 Sekunden gekommen war. Werner Beecker (LC Wuppertal) war erwartungsgemäß über 1.500 Meter, 5.000 Meter und 10.000 Meter nicht zu schlagen und im Speerwerfen zeigte Titelverteidiger Manfred Hoffmann (TV Gelnhausen) mit 42,75 Metern eine erstaunliche Beständigkeit.
In den Wettkämpfen der Klasse M 80 standen die Techniker im Mittelpunkt. Allen voran Wilhelm Modersohn (Bielefelder TG), der das Kugelstoßen mit hervorragenden 12,93 Metern gewann. Bereits Anfang Mai hatte er den Europarekord an sich gebracht, indem er mit 13,19 Metern als erster Europäer über die 13-Meter-Marke gekommen war. Heinz Brandt (TSV Klausdorf) gewann erwartungsgemäß das Diskuswerfen und lag im Hammerwerfen mit 40,43 Metern unerwartet klar vor Richard Rzehak (SC Preußen Erlangen), der auf 37,05 Meter kam. Mit Hans Eberle (LG Remseck) über 100 Meter und im Weitsprung gab es einen zweiten Doppelsieger.
Vierfachsieg für Ulrike Engelhardt
Neben den bereits erwähnten Rekorden und Bestleistungen in der Klasse W 50 durch Anke Moritz (ABC Ludwigshafen), Petra Herrmann (SG Vorwärts Frankenberg) und Dr. Ursula Makowiec (TSV Zehlendorf 1888) gab es in dieser Klasse eine ganze Serie guter Leistungen. Die gerade in die Klasse W 50 aufgerückte Sprinterin Petra Kauerhof (LAZ Obernburg-Miltenberg) siegte nicht nur über alle drei Sprintdistanzen sondern erzielte mit 13,24 Sekunden über 100 Meter, 26,91 Sekunden über 200 Meter und 61,68 Sekunden über 400 Meter auch gleichzeitig Top-Resultate.
Das galt auch für Annette Koop (LG Emstal Dörpen), die sich auf den Mittelstrecken so stark wie schon lange nicht mehr präsentierte. Bei ihren Siegen über 800 Meter in 2:25,43 Minuten und 1.500 Meter in 4:54,95 Minuten lag sie jeweils weit vor dem restlichen Feld. Einen ungewöhnlichen Vierfacherfolg landete Ulrike Engelhardt (ASV Erfurt), denn in allen vier Stoß- und Wurfdisziplinen lag die Thüringerin vorn. Und damit nicht genug: Im Hammerwerfen verfehlte sie mit ihrer Siegesweite von 47,26 Metern die deutsche Bestleistung der Zweitplatzierten Heidi Keller (SV Stuttgarter Kickers) nur 30 Zentimeter. 12,96 Meter im Kugelstoßen, 39,75 Meter im Diskuswerfen und 37,19 Meter im Speerwerfen lauteten die übrigen Leistungen Ulrike Engelhardts.
Mehrfachsiegerinnen gab es auch in der Klasse W 55. Gleich dreimal stand Claudia Vollert (LG Radolfzell) ganz oben auf dem „Treppchen. Sie war Beste im Hochsprung mit 1,21 Metern, warf den Diskus 29,03 Meter weit und kam im Speerwerfen auf 29,36 Meter. Je zweimal waren Dagmar Fuhrmann (Usinger TSG) mit ihren Sprintsiegen in 13,84 Sekunden über 100 Meter und 28,55 Sekunden über 200 Meter sowie Inge Dilger (FTSV Straubing) mit 5:29,94 Minuten über 1.500 Meter und 19:53,20 Minuten über 5.000 Meter erfolgreich.
Kein Risiko im Hinblick auf ein erfolgreiches Abschneiden bei der WM in Lahti wollte Lidia Zentner (Gazelle Pforzheim/Königsbach) in Anbetracht ihrer noch nicht völlig behobenen Fußbeschwerden eingehen, so beließ sie es bei einem leichten Sieg in 2:42,13 Minuten über 800 Meter. Zu Favoritensiegen kamen Ute Ritte (Weseler TV) mit 2,65 Metern im Stabhochsprung und Karin Schmitt (USC Mainz) mit 10,59 Metern im Kugelstoßen.
Wieder dabei: Barbara Lehmann
Ohne die zuschauende Titelverteidigerin Ingrid Meier (TSV Zirndorf) am Start, sie will endlich ihre Fußbeschwerden loswerden, ließ sich Petra Zörner (OSC Berlin) die Sprints über 100 Meter in 14,89 Sekunden und die 200 Meter in 32,02 Sekunden nicht nehmen. Mit Marianne Spronk (SV Viktoria Goch) siegte über 5.000 Meter zwar die Favoritin, sie konnte sich aber bis kurz vor dem Ziel ihres Titels nicht sicher sein, und hätte Lilo Plener (TV Erkheim), sie war bisher ausschließlich bei Straßenläufen aktiv, auf den letzten 300 Metern nicht Angst vor der eigenen Courage gehabt, wäre das Rennen wohl anders ausgegangen.
Neu in der Klasse W 60 sind Margarethe Tomanek (LG 90 Kreis Ebersberg), sie gewann das Diskuswerfen mit 31,91 Metern und das Hammerwerfen mit 38,44 Metern, sowie Monika Deuner, die sich nach ihrem Vorjahrserfolg in der Klasse W 55 nun auch gleich den Titel im Speerwerfen mit 32,37 Metern sicherte.
Doppelerfolge konnten Hannelore Venn (TS Frechen) und Rona Frederiks (OSC Berlin) feiern. Hannelore Venn gewann die 100 Meter in 15,92 Sekunden und die 200 Meter in 33,70 Sekunden und Rona Frederiks wiederholte ihren Zweifachsieg aus dem Jahr 2008 und kam über 1.500 Meter mit 6:19,04 Minuten und 22:42,02 Minuten zu zwei ungefährdeten Erfolgen.
Nach langer Pause gab es ein Wiedersehen mit Barbara Lehmann (TV Burghausen). Die Athletin mit der ungewöhnlichen Doppelbegabung im Mittelstreckenlauf und Speerwurf, Anfang der sechziger Jahre war sie als Jugendliche in beiden Bereichen deutsche Spitzenklasse und im Speerwurf sogar Deutsche Jugendmeisterin, tauchte nach vielen Jahren der Abstinenz auf der Bahn wieder auf und gewann auf Anhieb die 800 Meter in 3:14,12 Minuten. Noch immer ist Barbara Lehmann Inhaberin der deutschen W-50-Bestleistung über 800 Meter mit 2:21,05 Minuten aus dem Jahr 1992.Zu ihrem ersten Deutschen Meistertitel kam Monika Bernert (LG Altmark) mit 9,93 Metern im Kugelstoßen.
Die besten Leistungen in der Klasse W 70 gingen auf das Konto von Anne Chatrine Rühlow (SV Burgsteinfurt). Die Seriensiegerin der letzten Jahre gewann das Kugelstoßen mit 9,90 Metern und das Diskuswerfen mit 28,54 Metern. Zu einem Doppelerfolg kam auch Renate Kimmel (TSV Speyer) mit ihren deutlichen Erfolgen über 100 Meter in 15,89 Sekunden und im Weitsprung mit 3,40 Metern. Während sich Lydia Ritter (TuS Rot-Weiß Koblenz) auf einen Start über 800 Meter beschränkte und hier in 3:16,89 Minuten siegte, ging Elfriede Hodapp (LG Ortenau Nord) zweimal an den Start und gewann sowohl die 1.500 Meter in 6:39,21 Minuten als auch die 5.000 Meter in 24:22,92 Minuten.
Dreimal war Susanne Wissinger (TV Gelnhausen) in den Wurfwettbewerben der Klasse W 75 erfolgreich. Das Kugelstoßen gewann sie mit 8,60 Metern, das Diskuswerfen mit 23,58 Metern und das Hammerwerfen mit 27,65 Metern. Zu erwarteten Erfolgen kam Rosemarie Kreiskott (TV Bad Dürkheim) mit 18,34 Sekunden über 100 Meter und im Weitsprung, wie auch Marianne Neubert (TSV Schwebheim), die in der Klasse W 80 im Kugelstoßen und Diskuswerfen erfolgreich war und damit ihre Vorjahrserfolge wiederholen konnte.
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