Deutsche Siege in Athen
Gleich drei deutsche Siege gab es beim IAAF-Super-Grand-Prix-Meeting in Athen (Griechenland) am Montagabend. Kirsten Bolm (MTG Mannheim) und Christina Obergföll (LG Offenburg) siegten über 100 Meter Hürden bzw. im Speerwurf, die Leverkusenerin Steffi Nerius wurde bei ihrem ersten Freiluftstart Zweite. Den dritten Tagessieg für den DLV erzielte Stabhochspringer Tim Lobinger (ASV Köln).
Christina Obergföll wirft wieder bärenstark (Foto: Chai)
Christina Obergföll startete mit mäßigen 57,25 Metern in den Wettkampf, ließ es dann aber im zweiten Versuch gleich richtig krachen. Erst bei 66,91 Metern landete der Speer. Nur bei ihrem Europarekord-Wurf, den sie übrigens im letzten Jahr bei der WM in Helsinki (Finnland) auch im zweiten Versuch erzielte, war ihr Speer bisher weiter geflogen."Spitzenmäßig", war der erste Kommentar von Christina Obergföll. "Das war mal wieder so ein Wurf, bei dem ich nicht weiß, wie ich es gemacht habe. Aber er hat gezeigt, dass die 70 Meter vielleicht doch kein Ausrutscher waren. Ich habe selbst gar nicht damit gerechnet und danach war wieder die Luft raus."
Steffi Nerius zufrieden
Auch Steffi Nerius, die wegen einer Muskelfaserverletzung erst verspätet in die Saison einstieg, sollte den weiteren Wettkämpfen nun positiv entgegensehen. Ebenfalls im zweiten Durchgang beförderte sie ihr Arbeitsgerät auf 63,63 Meter und erfüllte damit gleich die EM-Norm von 61,00 Metern. In der Endabrechnung landete sie auf Position zwei noch vor Weltrekordlerin Osleidis Menendez (Kuba; 62,84 m).
Dabei hatte die Leverkusenerin zuvor erst etwa zehn Würfe aus dem Anlauf gemacht und zeigte sich zufrieden mit ihrem ersten Wettkampf. Schmerzen verspürt sie keine mehr. "Besser hätte es nicht laufen können. Dass ich nach dieser langen Pause hier heute Osleidis schlagen könnte, war nicht zu erwarten, genauso wenig wie meine Weite! Ich bin sehr zufrieden und guter Hoffnung für die Deutschen Meisterschaften in Ulm, zu denen ich ja erstmals seit langer Zeit nicht als Favoritin fahren werde."
Kirsten Bolm entspannt
Für einen hervorragenden Start aus deutscher Sicht sorgte Hürdensprinterin Kirsten Bolm in der ersten Entscheidung des Tages. Die Mannheimerin steigerte ihre Saisonbestleistung, die sie erst vor fünf Tagen beim Europacup in Malaga (Spanien) mit 12,74 Sekunden aufgestellt hatte, noch einmal um fünf Hundertstel Sekunden und lief damit zum Sieg.
Der Wind blies mit 2,3 Meter pro Sekunde allerdings etwas zu stark von hinten. Die 31-Jährige kam ab der Hälfte des Rennens ganz stark auf und zog an ihren Konkurrentinnen vorbei. Dabei besiegte sie starke Läuferinnen wie die Hallen-Weltmeisterin Derval O'Rourke (Irland) bei deren erst zweitem Freiluftrennen. Kirsten Bolm freute sich zwar über ihren Sieg, war mit dem Rennen aber nicht ganz zufrieden.
"Ich habe mich erst einmal über Bahn acht geärgert. Vor dem Rennen hatte ich etwas Angst wegen dem Wind, der teilweise doch sehr heftig war, das ist bei meiner Größe etwas problematisch", sagte sie nach dem Rennen. "Daheim bekomme ich bestimmt wieder Ärger, weil ich wieder nicht durchgelaufen bin", lachte sie. "Beim Aufwärmen habe ich schon nach der Konkurrenz geschielt und gemerkt, dass mir heute keine das Wasser reichen kann." Deswegen sei sie sehr entspannt in das Rennen gegangen.
Tim Lobinger wieder über 5,80 Meter
5,80 Meter bedeuteten den Stabhochsprung-Sieg für Tim Lobinger, der damit erneut seine hervorragende Form bewies und zu den ganz heißen Favoriten für ein Ticket zur EM und dort für eine Medaille zählt. Der höhengleiche Ex-Weltmeister Guiseppe Gibilisco (Italien) wurde Zweiter.
Platz sechs und 5,60 Meter konnte der Kornwestheimer Fabian Schulze für sich verbuchen. Für Lars Börgeling standen nach dem "Salto Nullo" beim Europacup letzte Woche diesmal 5,50 Meter und Position acht zu Buche. Weltmeister Rens Blom (Niederlande) trat ohne einen gültigen Versuch die Heimreise an.
Yuriy Borzakovskiy pfeilschnell
Ein spannendes und hochklassiges Duell lieferten sich die Dreispringerinnen. Die Weitsprung-Olympiasiegerin Tatyana Lebedeva ging im dritten Versuch mit 15,16 Metern in Führung, musste diese im nächsten Durchgang aber an ihre Landsfrau Anna Pyatykh abgeben, die noch einen Zentimeter drauflegte und damit eine neue persönliche Bestleistung aufstellte. Tatyana Lebedeva konterte allerdings im gleichen Durchgang, setzte sich mit 15,19 Metern wieder an die Spitze und konnte im letzten Versuch gar noch einmal vier Zentimeter zulegen.
Schnell unterwegs waren Frauen und Männer über 800 Meter trotz starkem Wind. Bei den Frauen überquerten vier Läuferinnen fast zeitgleich die Ziellinie. Die Nase vorn hatte die Russin Olga Kotlyarova, die mit 1:57,86 Minuten nur knapp über ihrer Saisonbestleistung blieb. Zweite wurde die Ukrainerin Tetyana Petlyuk (1:57,93 min). Bei den Männern sprintete Olympiasieger Yuriy Borzakovskiy (Russland) auf der Zielgeraden noch fast am ganzen Feld vorbei zur hervorragenden Siegerzeit von 1:43,42 Minuten, die gleichzeitig ein neuer Meetingrekord sind.
Gleich drei Athletinnen unterboten die bisherige Jahresweltbestleistung über 1.500 Meter der Frauen. Yelena Soboleva (Russland) verbesserte bei ihrem Sieg ihre persönliche Bestleistung, die nun bei 3:56,74 Minuten liegt, um fast vier Sekunden.
Kein Weltrekord über die Hindernisse
Seinen eigenen Weltrekord (7:53,63 min) attackierte der Katari Saif Saaeed Shaheen über 3.000 Meter Hindernis, scheiterte mit 7:56,32 Minuten aber an diesem Vorhaben. Der Sieg war ihm trotzdem nicht zu nehmen. Über die gleiche Distanz sorgte bei den Frauen die Polin Wioletta Janowska mit 9:17,15 Minuten ebenfalls für ein wertvolles Ergebnis.
Ein beeindruckendes Rennen zeigten die Frauen über 400 Meter Hürden. Die Jahrebeste Lashinda Demus (USA) und Olympiasiegerin Faní Halkiá (Griechenland) gingen beide das Rennen schnell an und bogen fast Schulter an Schulter auf die Zielgerade ein. Die US-Amerikanerin hatte allerdings am Ende noch mehr zuzusetzen und siegte in sehr guten 53,02 Sekunden vor der Griechin (53,71 sec).
Deutsche Diskuswerfer ohne Chancen
Sich wieder an der Spitze zurückgemeldet hat Hochspringerin Kajsa Bergqvist. Nachdem sie beim Golden-League-Meeting in Oslo nur Vierte geworden war, setzte sich die Weltmeisterin wieder durch und gewann mit 2,00 Metern vor der Oslo-Siegerin Blanka Vlasic (Kroatien; 1,94 m), die sich heute müde fühlte.
Die 100 Meter der Männer gewann in Abwesenheit der beiden Weltrekordhalter Justin Gatlin (USA) und Asafa Powell (Jamaika), die beide angeblich verletzt sind, der Portugiese Francis Obikwelu, der trotz schlechtem Start und leichtem Gegenwind noch 10,03 Sekunden sprintete. Weitspringer Irving Saladino (Panama) schockte die Konkurrenz gleich im ersten Versuch mit einem Satz auf 8,65 Meter, wurde dabei allerdings von deutlich zuviel Rückenwind unterstützt.
Während Diskuswerfer Virgilius Alekna (Litauen) bei seinem Sieg mit 69,36 Metern seine Gold-Ansprüche bei der EM untermauerte, konnten die deutschen Starter nicht um die vorderen Platzierungen mitreden. Der Chemnitzer Lars Riedel erreichte gerade so den Endkampf, kam mit 63,06 Metern aber nicht über Rang acht hinaus. Der Wattenscheider Michael Möllenbeck reihte sich mit 62,10 Metern eine Position dahinter ein.
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