| Trainingslager IV

Deutsche Sprinter nehmen in Florida Speed auf

Beginnt der Frühling, machen sich alle Kaderathleten auf, noch sommerlichere Trainingsbedingungen aufzusuchen. In alle Winde verstreut schlagen sie ihre Trainingszelte auf. Wir haben ihre Camps aufgespürt und bringen in unserer Trainingslager-Serie das Flair aus der Ferne auf leichtathletik.de. Nummer vier: die Sprinter in Clermont (USA).
Pamela Ruprecht

„Das Training hat einfach eine andere Intensität. Man hat knackige Einheiten“, berichtet Aleixo Platini-Menga (TSV Bayer 04 Leverkusen). „Ich laufe drei bis vier Läufe, dafür aber mit Zunder und reichlich Pause.“ Das Sprint-Team des DLV will im Trainingslager in Florida auf Geschwindigkeit kommen. Am Samstag (18. April) steht der erste Wettkampf in Clermont an, Anfang Mai die Staffel-WM auf den Bahamas.

Höchste Zeit für Bundestrainer Ronald Stein, die Reise in die USA anzutreten. Am Freitagmittag steigt er in den Flieger. Er hat sich den sieben Wochen langen Aufenthalt des Kaders in Clermont mit DLV-Disziplintrainer Jörg Möckel aufgeteilt. Möckel organisiert die ersten Wochen, Stein die zweite Hälfte. „Ich bin aber auf dem Laufenden. Wir schreiben und whatsappen jeden Tag“, sagt Stein über den Informationsaustausch mit seinem Kollegen. „Es haben sich alle gut akklimatisiert und sind alle gesund und munter.“

Explosive Starts

Ankommen und langsam die Trainingsintensität steigern hieß es für Julian Reus. Beim Deutschen Rekordler über 100 Meter läuft es gut. Zwei Faktoren spielen ihm in die Karten: das stabile Wetter um die 30 Grad und die Möglichkeit, hier gleich die ersten Wettkämpfe bestreiten zu können. Den Tagesablauf bringt der Wattenscheider auf den Punkt: „Frühstück, Training, Mittagessen, Training, Abendessen.“

Nach der Eingewöhnungsphase wird es ernst. „Die Starts gegeneinander sind spannend und explosiv“, beschreibt Platini-Menga die Trainingseinheiten mit der stärksten nationalen Konkurrenz. Aber auch Team-Work ist gefragt, es geht in erster Linie um die Best-Besetzung der Staffel. Wichtig und anspruchsvoll: „Die Staffelwechsel, die hohe Konzentration verlangen.“ Die Stab-Übergabe muss sitzen und ist gegen den Rest der Sprintwelt ein wichtiges Mittel zu bestehen.

Hohe Belastung in der Hitze

Auch die anderen Nationen bereiten sich in der Gegend bei ähnlich optimalem Klima vor. „Egal wo man hinguckt, es fliegen überall schnelle Beine herum“, erzählt Platini-Menga, bei dem die Motivationskurve dadurch enorm ansteigt. Sein Ziel, wie das seiner Kollegen auch: locker bleiben, das eigene Potential abrufen und sich für die Staffel-WM in Nassau (2./3. Mai) empfehlen.

Die hohe Belastung hinterlässt Spuren: Mit Wirsing-Wickel behandelt Sven Knipphals (VfL Wolfsburg) eine Kapselreizung am großen Zeh. Das physiotherapeutische und medizinische Team ist für die gesamten zwei Monate mit on Tour. Mit dabei auch die Biomechaniker: vom Olympiastützpunkt Berlin Dr. Ralf Buckwitz und vom Olympiastützpunkt Dortmund Dr. Wolfgang Bauzus. Sie sind für die Trainings- und Wettkampfdiadnostiken verantwortlich.

Pool und Playstation

Die Athleten sind nach ihren Wünschen zu fünft oder sechst in kleinen Häusern untergebracht. Das heißt Einkaufen und Kochen gehört zur Freizeit. Regenerieren am Pool und das eine oder andere Spiel an der Playstation ebenso – zumindest bei den Sprintern, die mit dem kompletten A/B-Kader in Florida weilen.

Unter den Sprinterinnen fehlt nur die Gruppe von Valerij Bauer. Verena Sailer, Alexandra Burghardt und Yasmin Kwadwo bereiten sich in Mannheim vor. Zum Staffel-Training wird natürlich rechtzeitig nachgereist. Auch in Clermont trainieren die Frauen größtenteils mit ihren Heimtrainern. Tatjana Pinto (LG brillux Münster) und Inna Weit (SC Paderborn) werden von Thomas Prange betreut und freuen sich über gelungene Starts, Zeitlupen zeigen sie auf ihren <link https: www.facebook.com _blank>Facebook-Seiten.

Von Nassau nach Rio

Im März waren noch alle Sprinter in Deutschland, im April sieht die Trainingsplanung mittlerweile anders aus als noch vor einigen Jahren. "Wir haben unser Training auf Blocktraining umgestellt. Dadurch ist es den Athleten möglich, auch im April und Mai schon schnell zu laufen", sagt Stein. Seit 2010 hat sich das DLV-Team in seiner Vorbereitung dem Wettkampfgeschehen in den USA angepasst und nutzt die Bedingungen zum Saisoneinstieg. Die Resultate der letzten Jahre und jüngst bei der Hallen-EM in Prag (Tschechien) mit drei Sprint-Medaillen haben gezeigt, dass das der richtige Weg ist.

Dienstags und freitags ist in Clermont Staffel-Training veranschlagt, das vormittags mit Starts beginnt. „Es ist ein Schlüssel zum Erfolg, dass sich die Athleten auch im Training stählen und den gemeinsam Konkurrenzkampf suchen“, erklärt Stein. Unter den heißen Bedingungen ist das Training hoch intensiv und es werden extrem hohe Geschwindigkeiten gelaufen. Die übrigen Tage wird das Pensum runtergefahren. Athletik, Kraft und Sprünge stehen dann vermehrt im Vordergrund.

Florida voll im Trend

Ziel ist es, sich in Nassau mit beiden Kurzsprint-Staffeln, Männer und Frauen, direkt für Olympia zu qualifizieren. „Das macht man nicht mal eben so im Vorbeigehen, dafür muss man schon eine entsprechende Form haben“, weiß der Bundestrainer. Die potentiellen Gegner von Nassau treiben sich um diese Zeit auch in der Nähe herum: Japaner, Kanadier und Briten gehen in der Vorbereitung demselben Trend nach.

„Hier sammeln sich viele Nationen, die den Anspruch haben vorne mitzulaufen“, sagt Stein. Auch die deutschen Langsprinter um Kamghe Gabe (LG Stadtwerke München) und Langhürdler Felix Franz (LG Neckar-Enz) gehen mit dem Leitenden Bundestrainer Volker Beck Luftlinie 20 Kilometer entfernt auf Tempoverschärfung. Unter der Sonne Floridas lässt sich der Sommer einfach vorziehen.

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