Deutsche Stabhochfrauen sorgen für Anschluss
Nach vier Tagen Olympia stehen für den Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) bisher drei Platzierungen unter den ersten Acht zu Buche. Zwei davon gehen auf das Konto der Stabhochspringerinnen Carolin Hingst (USC Mainz), die als Sechste, überzeugte, und Silke Spiegelburg (TSV Bayer 04 Leverkusen) als Siebte. Beide sprangen über 4,65 Meter, aber die Mainzerin hatte einen Fehlversuch weniger.
Als Olympiasiegerin Yelena Isinbayeva (Russland) über die neue Weltrekordhöhe von 5,05 Metern flog, hatten Silke Spiegelburg und Carolin Hingst den Innenraum des Vogelnests bereits verlassen. Die eine, weil sie dem Gedränge in der Mixed Zone ausweichen wollte. Die andere, weil es sie fast schon langweilt, wie die Russin Weltrekord an Weltrekord reiht.Während die Olympiasiegerin einem Fernsehteam nach dem anderen Interviews gab und danach geduldig Frage auf Frage in der Pressekonferenz beantwortete, waren die beiden Deutschen schon wieder auf dem Weg ins Olympische Dorf. Dabei hätten auch sie nach diesem denkwürdigen Stabhochsprung-Wettbewerb gute PR in eigener Sache machen können. Sie haben quasi einen deutschen Rekord im Duo-Stabhochsprung aufgestellt: Noch nie sind zwei Deutsche in einem Wettkampf über 4,65 Meter gesprungen.
Ein bisschen Ärger
Trotzdem waren Silke Spiegelburg und Carolin Hingst nach ihrem Scheitern an 4,70 Meter auch ein wenig enttäuscht. Für die Mainzerin wäre diese Höhe persönliche Freiluft-Bestleitung gewesen, die Leverkusenerin hätte ihren persönlichen Rekord eingestellt. Es ist eben das Schicksal der Stabhochspringerinnen, dass auch sehr gute Wettkämpfe fast immer mit dem Negativ-Erlebnis dreier Fehlversuche enden. „Der erste Versuch über 4,70 Meter war fast drüber“, ärgerte sich Silke Spiegelburg immer noch ein wenig, als sie am nächsten Morgen ausgeschlafen zur Pressekonferenz im Deutschen Haus erschien.
Und Carolin Hingst erzählte, dass sie in der Nacht noch lange wach gelegen habe, bis ihr dämmerte, was sie mit ihrem sechsten Platz bei Olympia erreicht hat: „Das ist ja kaum noch zu toppen. Dafür müsste ich ja in vier Jahren in London irgendwo zwischen Platz eins und fünf landen.“ Sie habe das Optimum herausgeholt.
Mit Yoga als Wettkampf-Vorbereitung
Silke Spiegelburg war ebenfalls zufrieden, nachdem sie eine Nacht über das Geschehen im Vogelnest geschlafen hatte. „Ich wollte unter die Top Acht kommen, das ist mir gelungen. Wir haben den Anschluss an die Weltspitze wieder gefunden“, sagte die 22-Jährige, die sich auf ihre Wettkämpfe stets mit Yoga vorbereitet. Die Techniken habe sie sich selbst beigebracht. „Mit einem guten Buch als Anleitung“, verriet sie in Peking.
Yelena Isinbayeva aber ist mit dem Sprung über 5,05 Meter noch längst nicht an ihrer persönlichen Leistungsgrenze angekommen - davon sind die beiden Deutschen überzeugt. „Sie kann sicher 5,10 Meter springen, vielleicht auch 5,20 Meter“, sagte Silke Spiegelburg, und Carolin Hingst legt noch einen drauf, indem sie darüber spekuliert, dass die Russin „im Training wahrscheinlich schon über 5,20 Meter springt“. Auch dass sich Yelena Isinbayeva unter einer dicken Decke verkriecht und es so wirkt, als schlafe sie, während sich die anderen Springerinnen mit Höhen abmühen, die unter dem Niveau der Meisterin sind, gefällt Carolin Hingst nicht besonders: „Sie verarscht uns schon ein bisschen.“
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