| Trainingslager III

Deutsche Stabhochspringer heben in Stellenbosch ab

Beginnt der Frühling, machen sich alle Kaderathleten auf, noch sommerlichere Trainingsbedingungen aufzusuchen. In alle Winde verstreut schlagen sie ihre Trainingszelte auf. Wir haben ihre Camps aufgespürt und bringen in unserer Trainingslager-Serie das Flair aus der Ferne auf leichtathletik.de. Nummer drei: die Stabhochspringer im südafrikanischen Stellenbosch.
Pamela Ruprecht

Für die deutschen Stabhochspringer lief es trotz einiger erfolgreicher Entwicklungen in der Hallensaison teils verletzungsbedingt nicht ganz nach Wunsch. Zeit das Kapitel abzuhaken und in Südafrika neue Energie für den Sommer zu mobilisieren. Auf zwei Anlagen haben die Stab-Artisten in Stellenbosch die Gelegenheit, Technikeinheiten zu absolvieren, eine davon ist erst frisch im Herbst vergangenen Jahres dazugekommen.

„Durch die neue Anlage sind die Bedingungen für uns viel besser geworden als früher“, freut sich  Andrei Tivontchik, DLV-Bundestrainer der Frauen, der mit seiner Trainingsgruppe um Silke Spiegelburg (TSV Bayer 04 Leverkusen) und Kristina Gadschiew (LAZ Zweibrücken) 18 Tage im Süden weilte. Ein Großteil des weiblichen Kaders war zeitversetzt anwesend. Andere Vorbereitungsorte wählten Lisa Ryzih (ABC Ludwigshafen), Spanien, und Martina Strutz (Schweriner SC), Kienbaum.

Produktive Einheiten und wenig Wind

Insgesamt vier Trainingsgruppen bildete das große Stabhochsprung-Team. Die Coaches Andrei Tivontchik, unter anderem zuständig für Weltmeister Raphael Holzdeppe (LAZ Zweibrücken), Leszek Klima, Trainer der Leverkusener wie Katharina Bauer und Tobias Scherbarth, Michael Kühnke mit Björn Otto (ASV Köln) und Chauncey Johnson mit Malte Mohr (TV Wattenscheid 01), der noch in Stellenbosch ist, organisierten das Programm.

Die Technikeinheiten wurden über den Tag auf die verschiedenen Gruppen verteilt. Trotzdem gab es bei guter und harmonischer Stimmung eine Reihe gemeinsamer Trainingsmomente unter den Stabis. „Es war sehr produktiv und hat Spaß gemacht“, bilanziert der Bundestrainer. Alle haben fleißig trainiert, sich gegenseitig unterstützt und angefeuert. „Ein sehr positives Trainingslager.“

Auch der Wind hat mitgespielt. Fast alle Sprung-Sessions konnten abgehalten werden. „Nur ein oder zwei Tage war es sehr windig, so dass die Athleten nicht springen konnten“, so Tivontchik. Unruhiger, böiger Wind von der Seite ist nicht nur unangenehm, sondern kann auch gefährlich sein. Meistens herrschte jedoch leichter Rückenwind.

Variationen in Anlauflänge und Höhe

Bei verkürztem oder mittlerem Anlauf in Richtung Anlage, wie ihn viele Athleten praktizierten, stört Wind ohnehin kaum. Genauso unterschiedlich wie die Länge der Anläufe, sind, davon abhängig, die Höhen, die in dieser Phase überflogen wurden. Hendrik Gruber und Daniel Clemens überquerten die stets zu Trainingszwecken verwendete Gummischnur bei 5,50 Meter aus 14 Anlaufschritten, aus acht Anlaufschritten sind dagegen fünf Meter schon eine Herausforderung.

Bereits aus zwölf Schritten ist Silke Spiegelburg angelaufen – ihr verhältnismäßig langer Wettkampfanlauf steht bei 18 Schritten. Nach genesener Fußoperation befindet sich die Deutsche Rekordhalterin auf dem Weg zurück. Die Aufbauphase läuft und braucht Zeit. Noch springt sie mit sehr weichen Stäben und tiefen Griffen. „Wir bleiben dran“, gibt Tivontchik als Marschroute aus. Läuferisch und sprungkrafttechnisch kann die EM-Zweite von 2010 schon wieder alles machen. Sogar in ihre Spikes schlüpfen.

Silke Spiegelburg macht Fortschritte

Am Ende des Trainingslagers hat Spiegelburg den Schritt gewagt, die Sportschuhe anzuziehen. „Ein ungewohntes Gefühl, nachdem ich ein drei Viertel Jahr keine Spikes mehr anhatte“, sagt sie mit einem zufriedenen Lächeln. Die Zubringerwerte stimmen schon, die Routine kommt noch. „Es wird von Mal zu Mal alles stabiler und sicherer“, sagt Spiegelburg über ihre Fortschritte. Nach einem Jahr Wettkampfpause möchte sie sich ohne großen Druck beim Diamond League Meeting in Shanghai (17. Mai) zurückmelden, die Anlage in China kennt sie.

Wenn ihre Disziplinkollegen einen Ausflug auf den Tafelberg, zur Safari oder an den Strand gemacht haben, hat die Leverkusenerin an ihrer Bachelorarbeit geschrieben. Da sie in ihrer langen Karriere schon unzählige Male nach Südafrika gereist ist, machte ihr das nichts aus.

Katharina Bauer tankt Kraft

Anders Vereinskameradin Katharina Bauer: Sie war noch so nicht oft in Stellenbosch und hat alle Exkursionen mitgenommen. Nach der Hallen-EM in Prag (Tschechien) gab es eine Woche Pause, bevor es mit dem Flieger nach Südafrika ging. Sie ist mit den Zielen ins Trainingslager, ihre „Kraftspeicher wieder aufzutanken und neue Anreize zu setzen“. Das Training verlief vielversprechend. Katharina Bauer konnte ihre Form aus der Hallensaison mitnehmen und dieselben Stäbe wie in Prag springen.

Die Team-Europameisterin zählte zur neunköpfigen Trainingsgruppe von Leszek Klima, die zusammen ein Haus bewohnte. Im Stadion wurde viel gelacht, die vielseitigen und langen Einheiten machten also Spaß. Das Trainingspensum umfasste am Tag entweder eine ausgiebige Einheit mit Warm Up, Sprints, Sprung, Aufroll-Kraft und Kraft oder die Kraftübungen wurden in eine zweite Extra-Einheit gepackt. „Das Training ist sehr intensiv, vor allem in der Hitze“, sagt Katharina Bauer.

Bei Temperaturen über 30 Grad lässt sich danach umso besser am Pool entspannen. Ebenso bei Yoga, das bei der Leverkusenerin auf dem Trainingsplan stand. Katharina Bauer ist ein Fan von Südafrika, das den Athleten optimales Klima für Training und Erholung bietet: „Es ist nun mein viertes Mal hier und ich liebe es.“

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