Deutsche Stabhochspringer kommen nicht an Gold heran
Sie gingen unterschiedliche Wege und verfehlten trotzdem das gemeinsame Ziel: die Goldmedaille bei der EM. Lars Börgeling und Tim Lobinger haben im Stabhochsprung den Sieg dem Israeli Alexander Averbukh (5,85 m) überlassen müssen. Sie wurden mit je 5,80 Metern Zweiter und Dritter. Bei aller Zufriedenheit über Silber und Bronze, die Enttäuschung war vor allem dem Weltjahresbesten Tim Lobinger anzusehen.
Über EM-Silber jubeln konnte Lars Börgeling. (Foto: Kiefner)
Auf die Frage, ob er denn selbst mit mehr gerechnet habe, antwortete der fast 30-jährige Hallen-Europameister mit einem lauten und deutlichen "Ja. Ich wollte eigentlich gewinnen. Trotzdem ist unsere Teamvorstellung sehr, sehr erfolgreich gewesen. Man kann sagen, wir haben 99 Prozent des Machbaren erreicht."Der fehlende Prozentpunkt entsprachen fünf Zentimetern. Die sprang der im russischen Irkutsk geborene und seit 1999 für Israel startende Averbukh höher als die beiden Deutschen. "Selbst wenn ich noch 5,85 Meter geschafft hätte; ich bin mir sicher, der Sieg wäre nicht drin gewesen. Dann hätte Alexander eben nachgelegt", kommentierte Lars Börgeling den Wettkampf.
Averbukh übernahm bei 5,85 Metern die Führung
Die Entscheidung fiel bei 5,85 Metern. Averbukh nahm die Höhe gleich im ersten Anlauf und ging damit in Führung. Außer ihm waren zu diesem Zeitpunkt noch drei Springer im Geschäft: Lars Börgeling, Tim Lobinger und der Schwede Patrik Kristiansson. Der hatte bereits vier Fehlversuche, lag deshalb nur auf dem vierten Platz. Davor die beiden Deutschen.
Zuerst schied Lobinger, der EM-Zweite von Budapest, aus. Anschließend ereilte Kristiansson dieses Schicksal. Tim Lobinger war damit Bronzemedaillengewinner, Lars Börgeling hatte Silber sicher und konnte als einziger noch den Sieg von Averbukh verhindern. Deshalb entschloss er sich, volles Risiko zu gehen, 5,90 Meter auflegen zu lassen und einen härteren Stab zu wählen. Doch 40 Sekunden vor Ablauf der Zeit verließ ihn der Mut. "Denn ich wollte den Sprung voll durchziehen und vom Kopf her war ich für den harten plötzlich nicht mehr bereit."
Riesige Saison von Lars Börgeling
Von der Leistung her habe er sich selbst nichts vorzuwerfen. "Ich bin bislang eine riesige Saison gesprungen. Wer weiß, ob ich im nächsten Jahr wieder bei der WM dabei bin. Michael (Stolle) ist bis dahin fit und schon jetzt heiß wie eine Granate, Danny (Ecker) wird wieder gesund sein und mit Richard (Spiegelburg) rechne ich auch."
Unterschiedliche Wege beschritten die beiden deutschen Medaillengewinner Börgeling und Lobinger am Anfang des Wettkampfes. Der eine, der Leverkusener Lars Börgeling nämlich, wählte den direkten und stieg erst bei 5,60 Metern in das Springen ein. Wenig Sprünge wollte er machen, alle Höhen möglichst gleich im ersten Versuch nehmen. Lobinger dagegen hatte sich für die sichere Variante entschieden und begann mit 5,50 Metern.
Erstes EM-Gold für Averbukh
Averbukh machte es wie Börgeling, legte mit 5,60 Metern los, scheiterte einmal, packte es anschließend und hielt sich über 5,75 Meter schadlos, brauchte dann aber zwei Versuche über 5,80 Meter. Nach gemeisterten 5,85 Metern hatte er die Führung inne. "Es war ein harter Wettbewerb, auf den ich mich sehr gut vorbereitet hatte. Das ist ein spezieller Tag heute, denn ich habe die erste Goldmedaille für Israel bei einer EM gewonnen", gab der Vize-Weltmeister von Edmonton später zu Protokoll und versprach zugleich: "Wenn ich mich technisch verbessere, dann sind in den nächsten Wettkämpfen sechs Meter drin." Bislang sind für ihn 5,92 Meter verbrieft.