Deutsche Stelzen-Stars sorgen für Aufsehen
Gold mit zweifachem Weltrekord für Markus Rehm, gefühltes Gold für Wojtek Czyz und Bronze mit Verspätung für Heinrich Popow: Die deutschen Stelzen-Stars sorgen zu Beginn der Paralympics in London (Großbritannien) für Aufsehen.
Am Ende eines perfekten Tages genoss der Leverkusener Markus Rehm den warmen Empfang im Deutschen Haus und stieß mit seiner Trainerin Steffi Nerius auf die Goldmedaille an.Der 23-Jährige war bei einem ganz starken Auftakt der drei deutschen Stelzen-Stars bei den Paralympics der überragende Hauptdarsteller gewesen. Zu seinem Gold mit Doppel-Weltrekord kam noch die gefühlte Gold-Medaille des bereits viermaligen Paralympics-Siegers Wojtek Czyz (1. FC Kaiserslautern). Sprint-Spezialist Heinrich Popow (TSV Bayer 04 Leverkusen) hatte den totalen deutschen Triumph als Vierter um vier Zentimeter verpasst - und holte sich dafür am Samstagmorgen Bronze über 200 Meter.
"Das war ein Traum! Ein perfekter Tag und ein perfekter Sprung", sagte Markus Rehm, der für seine prominente Trainerin die Sammlung perfekt machte. Nach Silber- und Bronzemedaillen ihrer Athleten durfte die frühere Speerwurf-Weltmeisterin und Olympia-Zweite erstmals Paralympics-Gold eines ihrer Athleten bejubeln.
Tränen bei Steffi Nerius
"Ich bin total happy und richtig stolz auf den Jungen. Und ich hatte schon die ein oder andere Träne im Auge", sagte Steffi Nerius dem SID: "Es ist zwar nicht zu vergleichen mit dem Gefühl, als Athlet eine Medaille zu gewinnen, es ist einfach anders, aber auch sehr schön." Steffi Nerius trainiert in Leverkusen neun Athleten, die in London am Start sind, darunter auch die Freundin von Markus Rehm, Vanessa Low, die über 100 meter und im Weitsprung an den Start gehen wird.
Markus Rehm sprang bei seinem zweiten Weltrekord im Wettbewerb 7,35 Meter und damit genauso weit wie der Münchner Oliver Koenig als Achter bei den Deutschen Meisterschaften in Wattenscheid. "Markus war sensationell. Ihm gehört die Zukunft. Und ich bin sicher, er wird in naher Zukunft bei den deutschen Meisterschaften der Nichtbehinderten starten", sagte Wojtek Czyz deshalb.
Wojtek Czyz nur mit Weitsprung zufrieden
Dem 32-Jährigen, der vor seiner Beinamputation vor dem Sprung zum Fußballprofi stand und durch die Umarmung des damaligen Bundeskanzlers Gerhard Schröder nach seinem Dreifach-Triumph von 2004 bekannt geworden war, blieb diesmal nur Silber - was aber nicht seine Schuld war. Durch die Zusammenlegung musste er als Oberschenkel-Amputierter mit Unterschenkel-Amputierten wie Markus Rehm an den Start gehen, der Umrechnungsschlüssel konnte die Nachteile nicht ausgleichen.
"Ich bin absolut zufrieden, denn ich war wieder der beste Oberschenkel-Amputierte", sagte Wojtek Czyz, der damit sein persönliches Gold feierte: "Es war klar, dass Markus nur zu schlagen ist, wenn er keine Form hat. Aber darauf konnte ich mich lange einstellen, deshalb ärgert mich das auch nicht."
Am nächsten Morgen wurde er über 200 Meter allerdings nur Fünfter. "Es ist einfach beschissen gelaufen", sagte er: "Meine Zeit ist eine klare Enttäuschung, aber ich konnte einfach nichts mehr entgegensetzen."
Heinrich Popow liefert Bronze nach
Heinrich Popow hatte zu diesem Zeitpunkt seinen persönlichen Frieden gefunden. Nachdem er in der Sandgrube knapp an Bronze gescheitert war und sich ärgerte, "dass ich nicht der Dritte mit dem Bundesadler da oben bin", holte er wenige Stunden später seine Medaille nach.
"Ich bin eben Sprinter, kein Weitspringer", sagte Heinrich Popow, der über 100 Meter Goldfavorit ist. Bei Markus Rehm ist es umgekehrt. "Er ist in erster Linie Weitspringer", erklärte Steffi Nerius: "Deshalb darf man in den anderen Disziplinen nicht zu viel von ihm erwarten. Über 100 Meter wird es mit seiner Bestzeit sogar knapp mit dem Finale."
Das war nach dem Triumph in der Parade-Disziplin aber sowohl ihr, als auch ihrem Schützling egal. "Weitsprung war mein Wettbewerb, deshalb ist die Hauptlast von mir abgefallen", sagte Markus Rehm. Nun folgt die Zugabe - und die Anfeuerung seiner Freundin.
Doppelsieg durch Markus Rehm und Wojtek Czyz
Bronze für Heinrich Popow über 200 Meter
Quelle: Sport-Informations-Dienst (sid)