Deutsche Stimmen vom Europacup in Florenz
Die deutsche Mannschaft musste sich an diesem Wochenende von Freitagabend bis Sonntag beim Europacup in Florenz wieder im Vergleich mit den anderen großen Leichtathletik-Nationen in Europa bewähren. leichtathletik.de verrät Ihnen, was die Verantwortlichen sagten und wie die DLV-Asse am dritten Tag ihre Auftritte in Italien einschätzten.
Tobias Unger war mit Platz zwei sehr zufrieden (Foto: Chai)
Prof. Dr. Eike Emrich (DLV-Vize-Präsident Leistungssport):
Alle Athleten haben sich hervorragend geschlagen, das Ergebnis war besser als erwartet, trotzdem werden wir jetzt den Ball flach halten. Mein Dank gilt allen Trainern und Aktiven. Nun kommt das nächste Ziel.
Jürgen Mallow (Leitender Bundestrainer):
Viele Athleten haben gezeigt, dass sie sich gegen starke Konkurrenz durchsetzen können. Wir haben allein sechs Einzelsiege. Bei den Männern haben wir den Titel verteidigt, bei den Frauen sind wir auf Platz drei. Die Mannschaft hat einen ausgezeichneten Eindruck hinterlassen. Dass die Männer so deutlich gewinnen, ist ein schönes Ergebnis. Dass die Frauen sich im Vergleich zum letzten Jahr von vier auf drei verbessert haben und nur um einen Punkt an Platz zwei gescheitert sind, ist ebenfalls positiv. Nur sehr wenige Athleten haben enttäuscht. Das sind vielleicht 25 Prozent gewesen. Das war früher oft umgekehrt. Wenn wir es schaffen, weiter die Leistung im richtigen Moment zu bringen, sind wir auf dem richtigen Weg in Richtung WM. Wir haben überraschend zwei Staffeln mit Norm. Wir werden vermutlich ein internationales Meeting in Helsinki nutzen, um den anderen Staffeln die Qualifikation zu ermöglichen. Wir haben eine prima Stimmung in der Mannschaft.
Charles Friedek (Dreisprung; 1. Platz):
Ich habe selbst gezittert. Mir fehlt noch Techniktraining aufgrund von Verletzungen. Ich kann immer noch nicht frei anlaufen. Noch fehlt einiges. Daran muss ich arbeiten. Vor allem wünsche ich mir, dass ich gesund bleibe. Und ich möchte bei der DM in Wattenscheid wieder Deutscher Meister werden.
Mark Frank (Speerwurf; 1. Platz):
Nüchtern betrachtet war der Sieg hier mit Normerfüllung und Platz eins die direkte Qualifikation für mich für Helsinki. Es war mein erster internationaler Auftritt in der Nationalmannschaft. Das ist ein wunderschönes Erlebnis. Jetzt konzentriere ich mich voll auf die Deutschen Meisterschaften. Auf dem Weg nach Helsinki werde ich nicht mehr viel wegfahren, denn ich brauche mein Umfeld zuhause. Die Stimmung in der Mannschaft wurde von Tag zu Tag besser, ich bin gut aufgenommen worden. Wir haben eine schöne Mischung aus Jung und Alt.
Tobias Unger (200m; 2. Platz):
Ich bin sehr zufrieden, wir hatten auch Gegenwind. Ich habe bei 100 Meter ein bisschen zu spät beschleunigt, sonst wäre es noch ein wenig schneller gewesen. Christian Malcolm hatte mir die ersten 150 Meter schon zuviel weggenommen. Ich bin noch nicht so spritzig, ich will in Helsinki eine gute Zeit laufen, mit der ich im Endlauf dabei bin. Zur WM fahre ich nicht, um Spätzle mit Soße zu verkaufen. Die heutige Zeit von 20,36 Sekunden war mein bisher zweitschnellstes Rennen. Wir trainieren jetzt speziell noch das Kurvenverhalten. Da ist noch ein Zehntel drin. Christian Malcolm kenne ich schon aus meiner Juniorenzeit. Er war mir heute der Liebste, der mich schlagen durfte. Bei der DM will ich auch über 100 Meter eine Medaille holen.
Nadine Kleinert (Kugelstoßen; 2. Platz):
Sieben Punkte für Deutschland, das sind mehr als beim Grand-Prix und ich musste noch nicht einmal singen. Spaß beiseite, mehr als Platz zwei war heute nicht drin. Ich wollte 19 Meter stoßen, aber bei diesem Hexenkessel hatte ich das Gefühl, wir haben hundert Prozent Luftfeuchtigkeit. Ich bin mit der Wärme nicht so zurechtgekommen. Und es war Hektik pur heute im Ring, ich wurde im ersten Versuch in den Ring reingedrückt. Die Anlaufzeit, die ich brauche, hatte ich heute nicht. Jetzt hoffe ich vor allem, dass ich bis zur WM gesund durchkomme.
Thomas Blaschek (110m Hürden; 2. Platz):
Das war der miserabelste Lauf der Saison und trotzdem Platz zwei. Ich wollte unbedingt sieben Punkte für die Mannschaft holen. Beim zweiten Start hatte ich eine gute Reaktionszeit. Heute hatte ich mehr Glück als Können.
Kirsten Bolm (100m Hürden, 2. Platz):
Es war sehr kräftezehrend. Wir hatten heute leider Gegenwind und deswegen bin ich nicht an eine Topzeit herangekommen. Da bin ich schon ein bisschen traurig, denn ich hätte gern mal eine 60er Zeit. Ich muss einfach noch ein bisschen spritziger werden, dann kommen auch die Zeiten.
René Herms (1.500m; 4. Platz):
Ich habe versucht, die erste Runde mit vorn zu bleiben, das ist gut gelungen. Leider haben mich bei 600 Meter zwei Kontrahenten überholt. Das Rennen war relativ langsam. Die Bedingungen waren sehr hart, denn es war wie im Hexenkessel. Mit dem Rennausgang bin ich natürlich nicht zufrieden. Ich wollte gewinnen. Jetzt muss ich voll konzentriert auf die DM hin trainieren. Vielleicht laufe ich auch noch bei einem Meeting, aber das muss ich erst mit meinem Trainer besprechen.